Essen/Berlin. . Das Bild des hässlichen Deutschen ist wieder da. Der Widerstand gegen Angela Merkels Sparpolitik von Zypern bis Portugal ist groß. Vor allem die Hitler-Vergleiche nehmen zu. Das Bild Deutschlands im Ausland ist nach Einschätzung von Forschern noch immer von seiner Vergangenenheit geprägt.
Das Bild der Deutschen in der Welt wird wieder hässlicher. Keine drei Jahre nachdem 30.000 Menschen aus 28 Ländern Deutschland in einer BBC-Umfrage als das beliebteste Land der Welt genannt hatten, werden deutsche Politiker international wieder mit Nazis verglichen. WAZ-Korrespondenten in Europa und den USA berichten von einer gereizten Stimmung.
Bestimmt in der Türkei der Wirbel um die Vergabe der Presseplätze für den NSU-Prozess das Bild, ist es im restlichen Süden Europas vor allem die Sparpolitik der Regierung Angela Merkels. Tausende Menschen von Nikosia bis Lissabon demonstrieren gegen die an strenge Sparmaßnahmen geknüpften finanziellen Hilfen für die Krisenländer der Europäischen Union.
Deutschland erteilt Zypern Lektion
Der deutsche Soziologe Ulrich Beck sieht darin die Hauptursache für die Anti-Deutschland-Stimmung. Dem britischen „Guardian“ sagte er, dass Deutschland Zypern auch eine moralische Lektion erteilen möchte: „Der Weg durch die Hölle, durch Entbehrung führt in den Himmel der wirtschaftlichen Erholung.“ Quasi eine Läuterung durch Leiden.
Auch interessant
„Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass die Rettungspolitik an Bedingungen geknüpft ist. Es kommt nicht darauf an, kurzfristig Beliebtheitswertungen zu gewinnen, sondern durch Nachhaltigkeit zu überzeugen“, sagte Michael Stübgen, europapolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, zur WAZ.
„Macht hat eine psychologische Wirkung“
„Das Bild Deutschlands im Ausland ist bei vielen Menschen immer noch durch seine Geschichte geprägt“, sagte Sabine von Oppeln, Europa-Expertin der FU Berlin. Der ökonomische Führungsanspruch, den Deutschland in der Wirtschaftskrise in Europa wahrnehme, werde in vielen Ländern mit Eroberung und Kolonialisierung gleichgesetzt. Äußerungen wie die von Unions-Fraktionschef „Volker Kauder, wonach in Europa Deutsch gesprochen werde“, seien nicht hilfreich gewesen, sagte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück dem „Spiegel“.
Europa-Politiker Werner Hoyer (FDP), Chef der Europäischen Investitionsbank, findet viele Vorwürfe gegen seine Landsleute „ungerecht – aber Größe, klassische Macht, wirtschaftliche Macht, Geografie haben ihre psychologische Wirkung. Die Deutschen sind gut beraten, das nicht außer Acht zu lassen“.