Nikosia. . Am Donnerstag werden die seit Tagen geschlossenen Banken der Krisen-Insel wieder geöffnet. Es wird ein Ansturm besorgter Sparer erwartet. Um zu verhindern, dass sie ihr Geld ins Ausland schaffen, gibt es strenge Regeln: Barabhebungen und Überweisungen werden stark begrenzt. Großkunden verlieren bis zu 80 Prozent ihrer Vermögen.

Die seit Tagen geschlossenen Banken in Zypern werden am Donnerstag wieder geöffnet. Das teilte Finanzminister Michalis Sarris am Mittwochabend mit. Die Zentralbank erklärte, die Öffnungszeit sei von zehn bis 16.00 Uhr. Die Regierung bereitete derweil ein ganzes Maßnahmenbündel vor, die eine Woche lang gelten und vor allem verhindern sollen, dass Geld ins Ausland geschafft wird.

Nach Berichten aus Insiderkreisen werden Überweisungen außer Landes erst einmal ausgesetzt. In bar dürfen höchstens 3000 Euro pro Person und Reise mitgenommen werden. Alle Kartentransaktionen werden auf 5000 Euro pro Monat begrenzt. Bankkunden können mit Schecks bezahlen, sie aber nicht in bar einlösen. Zudem dürfen sie auf Zeit festgelegtes Geld nicht vorfristig antasten. Der Erlass soll für Konten aller Banken gelten, nicht nur der zur Abwicklung vorgesehenen Laiki-Bank und der Bank of Cyprus, die radikal umstrukturiert wird. Ausgenommen von den Vorschriften sind den Angaben zufolge allein der Staat Zypern und die Zentralbank.

Bei der - mehrfach verschobenen - Wiedereröffnung der Banken nach beinahe zwei Wochen wird ein Ansturm besorgter Sparer an den Kassenschaltern erwartet. An Geldautomaten konnten sie in den letzten Tagen meist nur 100 Euro pro Tag ziehen. Das hat das Alltagsleben zum Erliegen gebracht, weil Kunden mittlerweile weder Waren noch Dienstleistungen bezahlen können. Finanzminister Michalis Sarris bekräftigte, die Kapitalverkehrskontrollen hielten sich "in vernünftigem Rahmen". Man suche nach den besten Möglichkeiten, das Abfließen großer Summen zu verhindern, ohne Wirtschaft, Unternehmen und Einzelpersonen zu belasten. Die Finanzbehörden unternähmen "übermenschliche" Anstrengungen, damit die seit 16. März geschlossenen Banken wieder öffnen könnten, sagte Zentralbankchef Panikos Demetriades.

Laiki-Großkunden verlieren das Meiste

Der Notenbankgouverneur gerät zunehmend unter Druck. Beunruhigte Bankkunden und wütende Bankangestellte forderten bei Demonstrationen am Dienstagabend seinen Rücktritt. Demetriades bestätigte, dass Inhaber von Konten mit über 100.000 Euro bei der Bank of Cyprus, der größten des Landes, vermutlich 40 Prozent ihres Vermögens verlieren werden. Großkunden der abzuwickelnden Laiki-Bank müssen wohl bis zu 80 Prozent abschreiben und auch noch jahrelang darauf warten: Finanzminister Sarris sagte im Fernsehen, sie bekämen später vielleicht 20 Prozent wieder.

Wie Demetriades ankündigte, soll ein Sonderverwalter die Abwicklung der Laiki-Bank und die Verschmelzung ihrer guten Teile mit der Bank of Cyprus überwachen. Als Protest gegen den Umbau hatte der Verwaltungsratschef der Bank of Cyprus, Andreas Artemis, am Dienstag seinen Rücktritt eingereicht. Zudem wurden offenbar auch der Vorstandsvorsitzende der Bankengruppe und der Vorstand von ihren Aufgaben entbunden.

Parlament will Kapitalflüchtlinge dingfest machen

Das zyprische Parlament versucht unterdessen herauszubekommen, wer sein Geld außer Landes geschafft hat, bevor am 15. März eine Zwangsabgabe als Preis für die Bankenrettung beschlossen wurde. Hintergrund: Zur Gruppe der Kontoinhaber mit Vermögen über 100.000 Euro gehören mutmaßlich auch viele Russen, die ihr Geld wegen der niedrigen Zinsen und eher laxen Kontrollen bei zyprischen Banken geparkt haben.

Die Abgeordneten verlangen Medienberichten zufolge vom Zentralbankchef eine Namensliste und dringen auf eine Untersuchung, ob die jetzige wie die frühere Regierung von Umständen gewusst hätten, die zu den Problemen des Bankensektors führten. Präsident Nikos Anastasiades hatte selbst am Montag Ermittlungen angekündigt mit dem Ziel festzustellen, ob jemand strafrechtlich verantwortlich zu machen ist. Zum Untersuchungsleiter soll Medienberichten zufolge George Pikis ernannt werden, früherer Präsident des Obersten Gerichtshofs Zyperns und Richter am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. (dpa)