Aus der turnusgemäßen Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe ist fast über Nacht ein hochbrisantes Treffen geworden. Über mangelnde Themen müssen sich die 66 Kirchenoberen wahrlich nicht beklagen: Die anstehende Papst-Wahl, der Streit um die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, die Rolle der Frau in einer künftigen Kirche und nicht zuletzt „die Pille danach“ stehen bis Donnerstag auf der Tagesordnung.
Offenbar sind sich die Bischöfe der Tragweite ihrer Zusammenkunft auch durchaus bewusst; vom „Schub für die Kirche in Deutschland“ geht jedenfalls Erzbischof Robert Zollitsch aus, und demonstrativ entschlossen fügt er hinzu: „Wir stellen uns den aktuellen Fragen“. Sinn ergibt dies dann aber auch nur, wenn aus den Debatten endlich die notwendigen Konsequenzen gezogen werden. Dazu ist wiederum ein Umdenken notwendig, und das bedeutet: Der leitende Klerus muss sich den Laien sehr viel mehr als bisher öffnen und ihre Bereitschaft zur Mitverantwortung dankbar annehmen.
Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Claudia Lücking-Michel, sieht in der künftigen Stellung der Frau nicht weniger als „eine Überlebensfrage für die Kirche". Das mag dramatisch klingen, verweist aber auf die tatsächlich alarmierende Situation des deutschen Katholizismus in unserer Gegenwart.