Gelsenkirchen-Buer.Nachdem Kölns Erzbischof Joachim Kardinal Meisner die „Pille danach“ für Vergewaltigungsopfer gebilligt hat, dürfen nun auch die Ärzte des Sankt-Marien-Hospitals Buer (MHB) ein entsprechendes Rezept ausstellen.

Gelsenkirchen-Buer. Kommando zurück: Nachdem Kölns Erzbischof Joachim Kardinal Meisner die „Pille danach“ für Vergewaltigungsopfer gebilligt hat, dürfen nun auch die Ärzte des Sankt-Marien-Hospitals Buer (MHB) ein entsprechendes Rezept ausstellen. Zuvor hatte die Augustinus GmbH als katholischer Träger der zwei Marienhospitäler in Buer und Ückendorf mit Verweis auf die katholische Grundordnung eine solche Verordnung abgelehnt, da der Schutz des Lebens absoluten Vorrang habe.

Neue Handlungsmaxime für Ärzte

„Wir sind Kardinal Meisner dankbar für die aktuelle Erklärung und begrüßen sie, denn sie hilft unseren Ärzten an der Schnittstelle zwischen moralischer Grundhaltung und gesellschaftlicher Realität“, umschreibt auf WAZ-Anfrage Johannes Norpoth, Leiter der Personalentwicklung in beiden Marienhospitälern und intensiv mit ethisch-moralischen Fragen der Häuser befasst, den Sinneswandel der Augustinus GmbH nach der Kehrtwende des als konservativ geltenden Theologen.

So eindeutig die Krankenhausleitung ihre vorherige Auffassung geändert hat – Norpoth möchte die Verordnung der „Pille danach“ so eingeschränkt wissen, wie Meisner es vorgegeben hat. Sprich: Ausschließlich Vergewaltigungsopfer sollen ein entsprechendes Rezept erhalten, schließlich gehe es dabei „um die Verhinderung einer verbrecherischen Befruchtung und nicht um die Ganzheitlichkeit eines liebenden Akts“, so Norpoth.

Dass der MHB-Träger seine bisherige Linie ändert, begründet er damit, dass die Stimme „eines der namhaftesten und profiliertesten Vertreter der katholischen Kirche“ Gewicht habe, auch wenn Meisner nicht für die Deutsche Bischofskonferenz spreche.

Arbeitsrechtliche Konsequenzen, wie sie MHB-Sprecher Uwe Becker vergangene Woche noch für möglich gehalten hatte, falls ein Arzt die „Pille danach“ verschreiben sollte, sind nun offenbar vom Tisch. „An Diskussionen darüber wollen wir uns ebensowenig beteiligen wie an solchen über gesundheitspolitische Fragen, weil sie dem schwierigen Thema nicht gerecht werden“, sagt Norpoth. Wie berichtet, hatte SPD-Landtagsabgeordnete Heike Gebhard die Haltung der Augustinus GmbH als zu rigide kritisiert und gefordert, dass es in Gelsenkirchen nicht nur katholische Kliniken mit einer Gynäkologie geben dürfe.

Die Krankenhausleitung will die verantwortlichen Ärzte nun über die geänderte Haltung informieren und für sie in den nächsten Wochen Handlungsgrundsätze ableiten.