Washington. Israel hat am Mittwochabend Syrien mit Raketen angegriffen. Während Syrien die israelische Luftwaffe beschuldigte, ein Forschungszentrum für militärische Zwecke bombardiert zu haben, bestätigten Beamte der US-Regierung nach Medienberichten nur den Angriff auf einen Konvoi mit Flugabwehrwaffen. Syrien legte am Donnerstag offiziellen Protest gegen Israel bei den Vereinten Nationen ein.
Amerikanische Regierungsbeamte haben nach US-Medienberichten einen israelischen Raketenangriff in Syrien bestätigt. Die Kampfjets hätten nahe der Hauptstadt Damaskus einen Konvoi bombardiert, der mit hochmodernen Flugabwehrwaffen auf dem Weg zur Hisbollah-Miliz im Libanon gewesen sei, berichtet die "New York Times". Israel habe die USA über seine Attacke informiert, schrieb die Zeitung. Von Israel gab es zunächst keinen offiziellen Kommentar dazu
Es sei übliche Praxis, dass Israel aus Sicherheitsgründen solche Einsätze weder bestätige noch dementiere, sagte der Likud-Abgeordnete Zachi Hanegbi, ein Vertrauter von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, im israelischen Armeeradio. "Israel hat immer gesagt, dass eine rote Linie erreicht ist, wenn hochentwickelte Waffen aus Iran, Nordkorea oder Russland in die Hände der Hisbollah zu fallen drohen." Hanegbi verwies auch auf zwei Raketenabwehrstellungen, die in den letzten Tagen an der nördlichen Landesgrenze zum Libanon stationiert wurden.
Syrien hatte am Mittwochabend die israelische Luftwaffe beschuldigt, ein Forschungszentrum für militärische Zwecke nahe der Hauptstadt Damaskus bombardiert zu haben. Das Gebäude sei zerstört und zwei Arbeiter seien getötet worden. Der erste israelische Luftangriff auf syrischem Gebiet seit 2007 löse Besorgnis aus, dass der Bürgerkrieg in dem Land sich auf die Region ausweite, meldete die "Washington Post".
Syrien legt Protest bei den Vereinten Nationen ein
Die Regierung in Damaskus legte am Donnerstag bei den Vereinten Nationen Protest gegen den jüdischen Staat ein. Israel habe Vereinbarungen verletzt, hieß es in staatlichen Medien. Der Kommandeur der UN-Beobachter auf den Golan-Höhen im Grenzgebiet zwischen beiden Ländern wurde ins syrische Außenministerium zitiert, um den Protest zu übermitteln.
Russland hat mit "tiefer Besorgnis" auf Meldungen über einen israelischen Luftangriff in Syrien reagiert. "Wenn die Informationen bestätigt werden, wäre dies ein grober Verstoß gegen die UN-Charta", teilte das Außenministerium in Moskau am Donnerstag mit. Angriffe auf Ziele in einem souveränen Staat seien "nicht hinnehmbar - aus welchen Motiven dies auch immer geschehen mag". Russland ist ein enger Partner Syriens.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat nach dem angeblichen Angriff vor einer "Eskalation der Gewalt" gewarnt. "Jeder muss seine Verantwortung kennen, und jetzt ist die Stunde der Deeskalation", sagte Westerwelle am Donnerstag am Rande eines Treffens der EU-Außenminister in Brüssel. "Wir müssen eine Eskalation der Gewalt in einer so schwierigen und besorgniserregenden Lage unbedingt vermeiden."
Hisbollah wirft Israel vor, Teil einer Verschwörung gegen Syrien zu sein
Die libanesische Hisbollah hat Israel vorgeworfen, Teil einer "Verschwörung" gegen Syrien zu sein. Der Angriff der israelischen Luftwaffe auf syrisches Gebiet mache deutlich, dass es darum gehe, Syrien und seine Armee zu zerstören, um die "Achse des Widerstands" zu brechen, erklärte die Schiitenpartei am Donnerstag. Die radikal-islamische Organisation forderte die internationale Gemeinschaft und die arabischen Länder auf, Israel zu verurteilen. (afp/dapd)