Washington. . Das US-Militär hebt 20 Jahre alte Beschränkungen in den Streitkräften für Soldatinnen auf, die in Kampfeinsätze wollen. Bis zum Jahr 2016 soll sich die Armee nach und nach für Frauen weiter öffnen. Rund 15 Prozent der amerikanischen Streitkräfte sind Frauen.
Als Mary Jenning Hegar 2009 über Afghanistan in ihrem medizinische Erstversorgung leistenden Helikopter abgeschossen wurde und sich mutig für ihre Besatzung einsetzte, wurde sie mit dem Tapferkeitsorden "Purple Heart" belohnt. Der Soldatin im Major-Rang wäre lieber gewesen, das US-Militär hätte die seit 1994 geltenden Einsatzbeschränkungen für Frauen in den Streitkräften aufgehoben.
Hegar konnte ihren ungeplanten Kampfeinsatz nicht karrierefördernd geltend machen. Kurz vor seinem Abschied aus dem Amt kommt Verteidigungsminister Leon Panetta nun den Forderungen Tausender Soldatinnen nach, die gleichberechtigt in Kampfzonen eingesetzt werden wollen.
Rund 230 000 bislang blockierte Stellen in der 1,4 Millionen Kräfte zählenden Armee (darunter 15 % Frauen) stehen künftig auch weiblichen Bewerbern offen, etwa Jobs in Infanterie- und Panzereinheiten. Der Beschluss von Minister Panetta und Generalstabschef Martin Dempsey trägt der Realität Rechnung. In den Kriegen im Irak und in Afghanistan sowie bei anderen Auslandseinsätzen haben über mehr als zehn Jahre rund 280 000 Soldatinnen ihren Dienst absolviert, oft als Sanitäterinnen oder als Kampfeinheiten nachgeordnete Militärpolizistinnen und Geheimdienstoffizierinnen; nie jedoch an vorderster Front.
Öffnung soll bis 2016 nach und nach kommen
Panetta machte am Donnerstag in Washington klar, dass die Öffnung schrittweise bis 2016 vollzogen werden soll. Die Militärspitze soll weiter das Einspruchsrecht behalten, Frauen von besonders gefährlichen oder körperlich fordernden Missionen auszuschließen. Dies muss im Einzelfall belegt werden. Verteidigungspolitiker im Kongress hießen die Entscheidung gut.
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Carl Levin, demokratischer Vorsitzender des zuständigen Senatsausschusses: „Das entspricht der Realität militärischer Einsätze im 21. Jahrhundert.“ Sein Parteikollege Joe Manchin: „Ich habe damit kein Problem. Ich weiß, dass die Frauen in West Virginia sehr gut schießen können.“ Die Bürgerrechtsorganisation ACLU weist darauf hin, dass die Entscheidung der Pentagon-Spitze auch auf juristischen Druck zurückgeht.
Im November hatten vier teils hoch dekorierte Soldatinnen in San Francisco Klage eingereicht. Sie wollten das Pentagon per Gerichtsbeschluss dazu zwingen, die Karrierewege für Frauen zu öffnen. Unter den Klägerinnen: Major Mary Jenning Hegar.
Nicht älter als 28, volle Sehschärfe, keine Farbenblindheit, keine nennenswerten Vorstrafen, 42 Liegestütze in zwei Minuten, 500 Meter schwimmen unter 12 Minuten, 8 Klimmzüge ohne Zeitbegrenzung: an diesen und anderen Kriterien im Aufnahmetest für die Navy Seals, der ein halbes Jahr Training erfordert, scheitern bereits über 50 Prozent der männlichen Bewerber. Bis Frauen in den Elite-Einheiten der Marine (Seal steht für Sea, Air, Land - Meer, Luft, Boden) gleichberechtigt Dienst tun werden, dürfte noch viel Zeit vergehen.
In deutschen Elite-Einheiten gibt es bisher keine Frauen
In der Bundeswehr stehen Frauen seit 2001 auch alle militärischen Laufbahnen offen. Dienst an der Waffe, auch in Kampfeinsätzen, ist für sie grundsätzlich möglich. Theoretisch können sie sogar in Elite-Einheiten wie dem Kommando Spezialkräfte oder bei den Kampfschwimmern arbeiten. Aber dort versieht bis heute keine Frau ihren Dienst. „Die Hürden im Bereich Physis und Psyche für Bewerber sind extrem hoch. Bisher hat das keine Frau geschafft“, sagte ein Bundeswehr-Sprecher dieser Zeitung.