An Rhein und Ruhr. .

Das Ruhrgebiet und Berlin sind die von Armut am schlimmsten betroffenen Regionen Deutschlands. Dies ergibt sich aus dem „Bericht zur regionalen Armutsentwicklung“, den der Paritätische Wohlfahrtsverband gestern zum dritten Mal vorgelegt hat. „In Nordrhein-Westfalen hat sich der negative Trend nicht nur fortgesetzt, sondern dramatisch verschlechtert“, sagte dazu Verbandschef Ulrich Schneider. Die bisherigen Armutsberichte des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes umfassen den Zeitraum seit 2005 und beruhen auf den Daten des Mikrozensus, in dem Angaben von rund 390.000 Haushalten mit etwa 830.000 Personen verarbeitet sind.

Bundesweit hat demnach die Armutsgefährdungsquote 2011 erstmals im Erfassungszeitraum die Marke von 15 Prozent überschritten und damit den höchsten Stand seit der deutschen Einheit erreicht. Als „armutsgefährdet“ gelten Haushalte, die über weniger als 60 Prozent des gemittelten Einkommens verfügen. In NRW ist die Quote zwischen 2010 und 2011 von 15,4 auf 16,6 Prozent hochgeschnellt. Im Landesdurchschnitt ist seit 2006 eine Zunahme um 19 Prozent zu verzeichnen.

Armutsgefährdungsquote steigt im Ruhrgebiet auf 18,9 Prozent

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Erstmals haben die Berichterstatter auch eigene Werte für das Ruhrgebiet erhoben. Demnach stieg hier die Armutsgefährdungsquote seit 2010 innerhalb eines Jahres von 17,4 auf 18,9 Prozent und lag damit noch deutlich höher über dem bundesweiten Wert als im NRW-Durchschnitt. In der mehrjährigen Betrachtung zeigt sich in einzelnen Ruhrgebietsstädten eine kaum zu überbietende Dramatik. So stieg seit 2005 die Armutsgefährdungsquote in Dortmund um 30 Prozent, in Duisburg um 45 Prozent, in Essen um 57 Prozent.

„Kommunal kommt das einem armutspolitischen Erdrutsch gleich“, sagte Schneider. Er wies darauf hin, dass jeder zehnte Bundesbürger entweder im Ruhrgebiet oder in Berlin lebt. Das Ruhrgebiet sei der fünftgrößte Ballungsraum Europas: „Da ballt sich die Armut.“

Als besorgniserregend bewertete Schneider, dass die Armutsquote, nachdem sie sich seit 2005 hinweg bei rund 14,5% eingependelt zu haben schien, 2011 erstmals um 4% angestiegen sei. Er führte dies auf Sparbeschlüsse zurück, die die Bundesregierung 2010 gefasst hatte, darunter die Streichung des Elterngeldes für Hartz-IV-Empfänger, die Abschaffung der Energiekosten-Komponente im Wohngeld, die Kürzung der öffentlichen Beschäftigungsförderung.