Gladbeck.
Der letzte Familienbericht für die Stadt Gladbeck hatte 2007 ernüchternde Zahlen aufgezeigt: 42 % der Gladbecker Familien waren mit einem Monatseinkommen von weniger als 750 Euro arm oder von Armut bedroht. Förderprogramme in Brauck und Stadtmitte wurden daraufhin angestoßen, um die Situation zu verbessern. Mitte Januar will der Sozialdezernent der Politik nach fünf Jahren einen aktualisierten Familienbericht vorlegen. Zahlen werden dazu vorab nicht genannt, „es ist uns aber gelungen, viele Rahmenbedingungen zu verbessern“, sagt Weichelt.
Der jetzt vorgelegte Armutsbericht der Paritätischen Wohlfahrtsverbände zeichnet indes für das Ruhrgebiet ein anderes, düsteres Bild. Mit 18,9 % (NRW 16,6 %, Bund 15,1 %) sei die Armutsgefährdungsquote stetig gestiegen (2007=16,4 %) und auf einem Rekordhoch. Die Dynamik der Entwicklung im Ruhrgebiet müsse dabei „als mindestens so dramatisch wie in Berlin eingeschätzt werden“. In der Region Duisburg/Essen habe die Armut seit 2006 um über 24 Prozent zugenommen, mit einer Gefährdungsquote von 18 %. In der Raumordnungsregion Emscher-Lippe (Bottrop, Gelsenkirchen, Kreis Recklinghausen) liegt die Armutsgefährdungsquote noch höher, bei 19,7 %.
Zahlen, die aufweisen würden, dass sich die Armutsentwicklung endgültig von der
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Wirtschaftsentwicklung abgekoppelt habe, sagen die Statistiker des Wohlfahrtsverbandes. „Die Politik scheint nicht willens oder in der Lage, gute wirtschaftliche Entwicklungen so zu nutzen, dass die immer tiefere Spaltung zwischen Arm und Reich in dieser Gesellschaft wenigstens ansatzweise gestoppt würde.“
Natürlich gebe es auch in Gladbeck „immer noch zu wenige Arbeitsplätze“, sagt Sozialdezernent Rainer Weichelt. Die könne eine Verwaltung auch nicht plötzlich herzaubern, dafür aber Stützungssysteme aufbauen, „damit die Menschen ordentlich in der Stadt leben können“. Man könne soziale Veränderungen nur mittelfristig über bessere und verbesserte Bildung erreichen. Aus diesem Grund setze die Stadt schon frühzeitig bei den jungen Familien an. So erfolge im Januar der 3000. Babybesuch, um den jungen Eltern bei Bedarf unterstützende Hilfe anzubieten.
Zudem seien über den Fördertopf Soziale Stadt in Stadtmitte und Brauck wichtige Projekte mit baulichen und familienstützenden Maßnahmen durchgeführt worden, „so dass wir im neuen Familienbericht in vielen Punkten eine konkrete Besserstellung im Vergleich zu 2007 erwarten“.