München. . Die CSU hat ihren Parteitag in München eröffnet. Es gab überraschend versöhnliche Töne in Richtung Athen und Berlin: Kleine Geschenke, die sich Parteichef Seehofer inzwischen wieder leisten kann.
Sie war der Star des Abends, und Horst Seehofer ist ihr größter Fan. „Wer sie unterschätzt, hat schon verloren“, rief der CSU-Chef aus. Mit einer „feurigen Rede“ (Seehofer) hatte Angela Merkel den CSU-Parteitag in München für sich eingenommen. Die Christsozialen waren gestern doppelt begeistert: Weil Merkel im Freistaat beliebter als die CSU und Seehofer ist und weil sie auf Wahlkampfmodus umgeschaltet hat.
Fast eine Stunde lang redete Merkel zu den Delegierten und arbeitete sich an den Sozialdemokraten ab. Ihr Kernvorwurf: Die SPD habe die kleinen Leute vergessen. Nur so erklärt sich die Kanzlerin, warum die SPD die Steuersenkungspläne ihrer Koalition ablehnt. In München traf Merkel den Ton. Schließlich stimmen sich die Bayern an diesem Wochenende auf das Wahjahr 2013 ein - nicht nur die CSU. Morgen will die SPD den Münchner Oberbürgermeister Christian Ude zu ihrem Spitzenkandidaten küren.
In der Europa-Politik kam die CSU der Kanzlerin entgegen. Zum Auftakt des Parteitages überraschte Seehofer mit milden Tönen. Wenn Griechenland für seine Reformen mehr Zeit brauche, sagte der CSU-Chef, dann müsse man „darüber reden“. Zugleich entschärfte die Partei ihren eigenen Antrag zur EU-Politik, bevor die Kanzlerin zu den Delegierten sprach. So strich die CSU die Forderungen nach einem deutschen Vetorecht in der Europäischen Zentralbank und nach einem Ausschluss Griechenlands aus dem Euro-Raum. Der Antrag wurde am Ende einstimmig verabschiedet.
Seehofer sitzt politisch fest im Sattel
Die Frühform der CSU ist auch für Merkel gut. Ihre CDU muss kein großes Störfeuer von der „Schwester“ befürchten, und die Union kann nur mit einer starken CSU bei der Bundestagswahl die 40-Prozent-Marke schaffen.
Seehofer sitzt politisch fest im Sattel und strahlt Gelassenheit aus. Er und Merkel wollen sich Anfang November mit der FDP auf weitgehende Beschlüsse in der Berliner Koalition einigen, zur Rente, zur Praxisgebühr, zur Einführung eines Betreuungsgeldes - eine CSU-Forderung, die Merkel unterstützt.
Heute will die CSU einen Leitantrag zur Altersversorgng verabschieden. Da hat es die CDU-Sozialministerin Ursula von der Leyen einen schweren Stand. Ihre Zuschussrente sei „kein Kind der CSU“, stellte Seehofer klar.