Aleppo. Bei den Explosionen in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo sind offenbar noch mehr Menschen ums Leben gekommen, als zunächst gemeldet. Mindestens 40 seien getötet und 90 verletzt worden, berichtete die oppositionelle Syrische Beobachtergruppe für Menschenrechte am Mittwoch.
Bei mehreren Anschlägen mit Autobomben sind in der nordwestsyrischen Stadt Aleppo nach Angaben von Aktivisten am Mittwoch mindestens 40 Menschen getötet worden. Mindestens 90 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Nach übereinstimmenden Angaben detonierten im Zentrum der seit Monaten umkämpften Metropole mindestens drei Bomben.
Auch ein städtischer Beamter sprach von dutzenden Toten und Verletzten. Er gab zunächst an, 27 Menschen seien getötet und mehr als 70 verwundet worden. Die Zahl der Toten könne sich noch erhöhen, weil es viele Schwerverletzte gebe, sagte der Beamte. Die Beobachtungsstelle erklärte, unter den Todesopfern seien vor allem Armeeangehörige. Auch aus Militärkreisen hieß es, mehrere Soldaten seien getötet worden.
Laut der Beobachtungsstelle richteten sich die Attacken gegen einen Offiziersclub und ein Hotel in der Nähe des Saadallah-al-Dschabiri-Platzes. An dem Platz im Zentrum der seit Monaten heftig umkämpften Stadt befinden sich auch zahlreiche Regierungsgebäude. Seit dem Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad im März 2011 starben nach Angaben der Beobachtungsstelle in Syrien mehr als 31.000 Menschen.
Syrien-Beauftragter will diese Woche in Krisenregion zurückkehren
Der internationale Syrien-Beauftragte Lakhdar Brahimi will noch in dieser Woche in die Krisenregion zurückkehren. Brahimi werde versuchen, einen Weg zum politischen Dialog in Syrien zu ebnen, sagte der stellvertretende UN-Generalsekretär Jan Eliasson am Dienstag in New York. Die syrische Armee nahm Rebellenhochburgen in und um die Hauptstadt Damaskus unter Beschuss.
Eliasson sagte, er wisse nicht, ob Brahimi nach Syrien einreisen könne. In jeden Fall werde sich der Syrien-Beauftragte um einen Dialog zwischen Regierung und Rebellen bemühen. Den Anfang solle die syrische Führung mit einer Einstellung der Luftangriffe machen. Dieser Schritt müsse von einer "Reduzierung der Gewalt im anderen Lager" beantwortet werden. So könnten "im besten Fall" ein Waffenstillstand und eine Rückkehr zum politischen Dialog erreicht werden, sagte Eliasson. Brahimi wolle zudem von der kommenden Woche an von Kairo aus arbeiten, um näher an den Entwicklungen der Region zu sein.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte nach einem Treffen mit dem syrischen Außenminister Walid Muallem am Rande der UN-Vollversammlung in New York gesagt, es sei an der Zeit, dass die Führung in Damaskus ihre Offensive zurückzufahren. Er forderte die syrische Regierung auf, Mitgefühl mit dem Volk zu zeigen.
Syrische Armee greift Vororte von Damaskus an
Bei einem Angriff auf einen Vorort von Damaskus, Harasta, wurden nach Oppositionsangaben am Dienstag mindestens elf Menschen getötet. Unter den Opfern seien zwei Frauen, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. In der Rebellenhochburg Duma nordöstlich der Hauptstadt hätten die Truppen mindestens fünf Zivilisten getötet.
Die amtliche Tageszeitung Al-Baas berichtete, das Militär sei seinem Ziel nähergekommen, die gesamte Region um Damaskus wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Von den Rebellen verbreitete Videoaufnahmen zeigten zahlreiche Menschen, die in der Nacht in Autos aus Duma flohen.
Seit einem Angriff der Rebellen in Damaskus Mitte Juli, bei dem Verteidigungsminister Daud Radschha sowie sein Vize, Assads Schwager Assef Schaukat, getötet wurden, haben die Regierungstruppen die Rebellen in die Außenbezirke und Vororte von Damaskus abgedrängt. Sie verloren jedoch die Kontrolle über mehrere Grenzübergänge und kämpfen um die Kontrolle der Millionenmetropole Aleppo. (afp/rtr)