Kairo. . Desertierter syrischer General berichtet von konkreten Plänen des Assad-Regimes, Chemiewaffengegen die Rebellen einzusetzen. Iranische Experten würden die syrische Armee dabei beraten. Syrien verfügt über mehrere Produktionsstätten und 40 Giftgas-Depots, die über das ganze Land verstreut sind.

Im syrischen Bürgerkrieg droht eine neue Stufe der Eskalation. Das Regime habe Pläne, als „letztes Mittel“ im Kampf gegen die Rebellen auch Giftgas gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen, erklärte der ehemalige Chef des syrischen Chemiewaffenprogramms, Generalmajor Adnan Sillu, gegenüber der britischen Zeitung „The Times”. Sillu desertierte vor drei Monaten in die Türkei und gehört seitdem dem Oberkommando der „Freien Syrischen Armee“ an.

Bei Lagebesprechungen im zentralen Giftgasdepot nahe Damaskus habe es „ernsthafte Diskussionen über die Nutzung von Chemiewaffen gegeben, einschließlich wie und wo sie eingesetzt werden sollen”, sagte er.

Giftgas für die Hisbollah

Als möglicher Fall sei debattiert worden, wenn das Regime die Kontrolle über eine wichtige Region wie Aleppo verlieren sollte. Gleichzeitig erwägt das Assad-Regime nach Angaben des Ex-Generals, Giftgas für Raketen an die Hisbollah zu liefern. Wenn ein Krieg ausbräche zwischen Hisbollah und Israel, so das Kalkül in Damaskus, wäre das für Syrien von Vorteil. Als Reaktion hielt Israel am Mittwoch an seiner Nordgrenze überraschend ein eintägiges Manöver ab.

Innerhalb der alawitischen Führungselite in Damaskus gibt es nach Angaben des Senders „Al Arabiyya“ offenbar zunehmend heftige Auseinandersetzungen. Interne Kritiker befürchten, dass ihre Volksgruppe nach einem Sturz des Regimes einen mörderischen Rachefeldzug der sunnitischen Mehrheit ausgesetzt sein werde.

Assads Schwester geflohen?

Unter Berufung auf eine hochrangige Quelle berichtete „Al Arabiyya“, die Schwester des syrischen Präsidenten Assad habe sich mit ihren Kindern nach Dubai abgesetzt. Ihr Mann Assef Shawqat war bei dem schweren Bombenanschlag Mitte Juli auf die Regimespitze in Damaskus getötet worden.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf dem syrischen Regime vor, Wohnviertel der Zivilbevölkerung immer wahlloser zu beschießen, auch wenn in den Häusern keine Kämpfer seien. Der Bericht fußt auf Augenzeugenberichten in den Regionen von Idlib und Hama aus den ersten elf Septembertagen. Er wirft auch der „Freien Syrischen Armee“ vor, mit ihren Operationen das Leben von Zivilisten zunehmend zu gefährden.

Hilfe aus dem Iran

Syrien besitzt neben den USA, Russland und Nordkorea das größte Chemiewaffenarsenal der Welt. Nach Angaben des abtrünnigen Generalmajors Adnan Sillu waren auch Mitglieder der iranischen Revolutionären Garden bei zahlreichen Kommandotreffen dabei. „Sie haben uns ständig Wissenschaftler geschickt oder unsere Wissenschaftler zu sich geholt“, sagte er der „Times“.

Syrien verfügt über vier Produktionsstätten für Giftgas nahe den Städten Aleppo, Latakia, Homs und Hama. Es gibt zudem mindestens 40 Giftgas-Depots, die über das ganze Land verstreut sind.