Düsseldorf. . Das Sozialticket ist umstritten und längst nicht in allen Städten beliebt, dennoch soll es ab 2013 als Regelangebot für den ganzen VRR übernommen werden. Und: Es erhält aber einen neuen Namen und soll künftig „Mein Ticket“ heißen. Am Monatspreis von 29,90 Euro ändert sich nichts.

Ein gelungener Probelauf geht anders. Seit das Sozialticket Ende 2011 als Pilotprojekt im Nahverkehr eingeführt wurde, stieß es auf Vorbehalte. Mehrere Städte im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) machten nicht mit. Der Verkauf der verbilligten Fahrkarte lief schlecht. Viele Nutzer stießen sich daran, dass der Aufdruck „Sozialticket“ sie als Bedürftige zu erkennen gab. Dennoch soll das Ticket ab 2013 als Regelangebot für den ganzen VRR übernommen werden. Und: Es erhält einen neuen Namen.

Noch müssen die Gremien die Vorlage absegnen, aber an ihrer Zustimmung hat man in der Gelsenkirchener VRR-Zentrale keinen Zweifel. Kommt es so, dann müssen ab 1. Januar auch Städte wie Dortmund, Hagen, Wuppertal, Krefeld und mehrere Kommunen des Kreises Mettmann den Fahrschein zum Monatspreis von 29,90 Euro anbieten. Zwar genehmigt sich der VRR zu Jahresbeginn erneut eine Tariferhöhung um 3,9 Prozent. Aber die Kosten für das Sozialticket sollen 2013 in den Städten stabil bleiben.

1,14 Millionen potenzielle Kunden

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Von Theo Schumacher

Allein an Rhein und Ruhr richtet sich das Angebot an 1,14 Millionen potenzielle Kunden, die Hartz IV- oder Wohngeldempfänger sind. Gemessen daran war das Interesse dünn. In der Startphase wurden nur 30 000 Tickets verkauft, bis Mitte 2012 pendelte sich der Absatz bei rund 47 000 Billetts ein – auf „niedrigem Niveau“ und geringer als erwartet, wie es in einem VRR-internen Papier heißt. Rechnet man die Kreise Kleve und Wesel als jüngste VRR-Mitglieder hinzu, so liegt die Nutzerquote bei 5,1 Prozent.

Am stärksten wurde das Sozialticket in Großstädten wie Düsseldorf mit fast elf Prozent und Essen (8 Prozent) angenommen. In den Kreisen fiel die Quote auf ein bis drei Prozent zurück. Vom VRR beauftragte Marktforscher fanden heraus, dass jedem zweiten Befragten der Preis von 29,90 Euro zu hoch ist. Eine Mehrheit gab an, nur selten mit Bus und Bahn zu fahren. Jeder dritte Kunde beklagte, dass er das Ticket nur innerhalb seiner Stadt nutzen kann. Deshalb soll die Fahrkarte außerhalb der Großstädte künftig kreisweit Gültigkeit haben. Dort wird sie aber auch mehr kosten.

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Dass der verbilligte Fahrschein trotz mäßigen Erfolgs nach der Pilotphase nun festes Angebot wird, ist politisch gewollt. „Die Nachfrage ist da“, sagt VRR-Sprecher Johannes Bachteler – wenn sie auch steigerungsfähig ist. Die rot-grüne Koalition in NRW hat sich auf eine Förderung von 30 Millionen Euro für ein landesweites Sozialticket festgelegt. Der VRR rechnet damit, dass damit auch künftige Defizite jener Verbundstädte abgedeckt werden, die sich bisher gegen das Ticket sträuben. Das VRR-Papier nennt aber eine klare Bedingung: „Bei Wegfall der Landesförderung entfällt auch das Sozialticket.“

Ab Januar steht auf dem Sozialticket nur noch "Mein Ticket"

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Der umstrittene Name entfällt schon zum Jahreswechsel. Dann wird jeder Fahrschein den Aufdruck „Mein Ticket“ tragen – wie schon jetzt die Chipkarte im Abo. Obwohl sich Fahrgäste und Arbeitslosen-Initiativen diskriminiert fühlten, hatte der VRR-Vorstand noch im April eine Namensänderung abgelehnt: Das Sozialticket müsse „bei einer Sichtkontrolle eindeutig erkennbar sein“. Aus Sicht von Rüdiger Sagel, Landeschef der Linkspartei und Verfechter eines billigeren Sozialtickets, ändert sich nicht viel. Er sagt: „Auch mit dem neuen Namen werden Menschen stigmatisiert, die finanziell nicht gut gestellt sind.“