Sofia. Sieben Tote, 32 Verletzte - das ist die verheerende Bilanz eines Terroranschlags auf einen mit israelischen Touristen besetzten Bus in der bulgarischen Stadt Burgas. Am Mittwochnachmittag detonierte in dem Bus eine Bombe. In Israel hat die Suche nach den Schuldigen begonnen.
"Alle Zeichen deuten auf den Iran", sagt Israels Ministerpräsident Netanjahu. Nach dem Selbstmordattentat auf einen mit israelischen Touristen besetzten Bus in der bulgarischen Stadt Burgas hat die Suche nach den Schuldigen begonnen. Der israelische Regierungschef wies auf ähnliche Anschläge oder Attentatsversuche in den vergangenen Monaten in Indien, Georgien, Thailand, Kenia und Zypern hin. "Diese iranischen Terroranschläge breiten sich in der ganzen Welt aus", sagte Netanjahu. "Israel wird entschlossen auf den Terror des Irans reagieren."
Der Terrorexperte Boaz Ganor vermutete den Iran oder die radikalislamische Hisbollah-Miliz hinter dem Anschlag. Vor wenigen Tagen sei in Zypern ein Hisbollah-Kämpfer festgenommen worden, der einen ähnlichen Anschlag geplant habe. "Das war möglicherweise eine Parallel-Operation und wahrscheinlich nicht die letzte", sagte Ganor. "Es sieht nach Hisbollah, Iran oder einer gemeinsamen Aktion aus." Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu einem Anschlag.
Sieben Menschen sterben, 32 werden verletzt
Bei dem Bombenanschlag sind fünf israelische Touristen, der bulgarische Busfahrer und der mutmaßliche Selbstmordattentäter getötet worden. 32 weitere Menschen seien bei der Explosion am Mittwoch am Flughafen der Küstenstadt Burgas verletzt worden, teilten die bulgarische Polizei und Krankenhausvertreter mit.
Auf Fernsehaufnahmen war ein ausgebranntes Wrack zu sehen. Weitere Busse und Autos standen in Flammen. Über dem Parkplatz stieg schwarzer Rauch auf. Die Augenzeugin Gal Malka sagte dem israelischen Sender Channel 2, jemand habe den Bus bestiegen und kurz darauf sei es zu einer gewaltigen Explosion gekommen. "Wir waren an der Bustür und einige Sekunden später haben wir einen lauten Knall gehört", sagte sie.
Der mutmaßliche Täter habe einen gefälschten Führerschein aus dem US-Staat Michigan bei sich gehabt, sagte der bulgarische Ministerpräsident Boiko Borisow. Das hätten gemeinsame Ermittlungen mit dem FBI und der CIA ergeben. Die verdächtige Person habe sich nicht in den Datenbanken der Amerikaner befunden.
Der Anschlag geschah am Jahrestag des Anschlags von Buenos Aires
Der Flughafen von Burgas wurde nach dem Anschlag geschlossen und der Luftverkehr umgeleitet. Unterdessen ordnete die Bürgermeisterin von Sofia eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Einrichtungen an. In Bulgarien leben rund 5.000 Juden, die meisten von ihnen in der Hauptstadt. Zudem gilt das osteuropäische Land als beliebtes Ziel israelischer Touristen.
Israelis werden im Ausland immer wieder Opfer von Anschlägen. Erst im Januar war einem Bericht der "Jerusalem Post" zufolge ein verdächtiges Päckchen an Bord eines Busses gefunden worden, der israelische Touristen von der Türkei nach Bulgarien brachte. Die israelische Regierung hatte Befürchtungen geäußert, ihre Bürger könnten im Ausland zum Ziel von Anschlägen der Hisbollah werden. Vor vier Jahren war ein hoher Kommandeur der Organisation getötet worden. Dahinter wird der israelische Geheimdienst Mossad vermutet. Israel hatte deshalb um verstärkte Sicherheitsvorkehrungen in Bulgarien gebeten, etwa in der Hauptstadt Sofia.
Am Mittwoch jährte sich zudem der Bombenanschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in Buenos Aires mit 85 Toten zum 18. Mal. Ein argentinischer Richter hatte nach einer Untersuchung den Iran für den Anschlag verantwortlich gemacht.
US-Präsident Obama nennt Anschlag auf Israelis "barbarisch"
Das Weiße Haus zeigte sich bestürzt über den Anschlag. US-Präsident Barack Obama nannte die Tat "barbarisch". Sein Sprecher Jay Carney sagte, die Vereinigten Staaten "verurteilen solche Angriffe auf unschuldige Menschen, insbesondere Kinder, auf das Schärfste". Die Gedanken und Gebete von Präsident Obama seien bei den Familien der Getöteten und Verletzten. Die USA stünden an der Seite des israelischen sowie des bulgarischen Volkes, sagte Carney weiter.
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton verurteilte den Anschlag und sprach den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. Außenminister Guido Westerwelle forderte: "Die Täter müssen gefunden und für diese schreckliche Tat zur Rechenschaft gezogen werden." Er sprach den Angehörigen der Opfer und den Verletzten sein Mitgefühl aus. "Wir müssen alles dafür tun, dass unsere israelischen Gäste ohne Angst überall in der Europäischen Union reisen können", sagte Westerwelle.
Auch die Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, Charlotte Knobloch, verurteilte den Anschlag. "Es ist unerträglich, dass die Menschen in Israel in ihrer Heimat ebenso wie im Ausland von Terror bedroht sind", sagte Knobloch. "Hier sind ideologische Kräfte am Werk, die einen politischen Aussöhnungsprozess mit menschenverachtender Gewalt verhindern wollen." Die Staatengemeinschaft dürfe nicht zulassen, dass die Terroristen siegten, sagte Knobloch weiter.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes war von sechs bzw. acht Todesopfern die Rede. Die Sicherheitsbehörden haben die Opferzahl im Nachhinein korrigiert. Dass allerdings der Ort des Attentats nach Sofia verlegt wurde, ist ein redaktioneller Fehler gewesen, für den wir uns entschuldigen.