Sofia. . Bei einem Anschlag auf israelische Touristen in Bulgarien sind mindestens sechs Menschen getötet worden. Dutzende wurden verletzt. Das Attentat passierte am Flughafen von Burgas. Israels Ministerpräsident Netanjahu vermutete schon wenige Stunden danach, dass der Iran hinter dem Anschlag stecken könnte.
Mindestens sechs Menschen sind bei einem Anschlag auf einen mit israelischen Jugendlichen besetzten Bus in Bulgarien getötet worden. 32 weitere seien bei der Explosion am Flughafen der Küstenstadt Burgas verletzt worden, teilten die bulgarische Polizei und Krankenhausvertreter am Mittwoch mit. Die israelische Zeitung "Haaretz" berichtete von sieben Toten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte den Iran für den Anschlag verantwortlich und kündigte eine entschlossene Reaktion an.
Auf Fernsehaufnahmen war ein ausgebranntes Wrack zu sehen. Weitere Busse und Autos standen in Flammen. Über dem Parkplatz stieg schwarzer Rauch auf. Die Augenzeugin Gal Malka sagte dem israelischen Sender Channel 2, jemand habe den Bus bestiegen und kurz darauf sei es zu einer gewaltigen Explosion gekommen. "Wir waren an der Bustür und einige Sekunden später haben wir einen lauten Knall gehört", sagte sie. Was genau die Explosion ausgelöst hatte, war unklar. Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu einem Anschlag.
Der bulgarische Innenminister Zwetan Zwetanow sagte im staatlichen Hörfunk, es handle sich um einen Angriff. Zwei mögliche Abläufe würden untersucht: Zum einen, dass der Sprengsatz vor dem Einsteigen der Touristen im Bus versteckt worden sei, zum anderen, dass er sich in ihrem Gepäck befunden habe. Außenminister Nikolai Mladenow sagte, die Explosion sei von einer im Bus platzierten Bombe ausgegangen. Fünf Personen seien sofort tot gewesen, eine sei später im Krankenhaus gestorben, erklärte sein Ministerium.
In der bulgarischen Hauptstadt Sofia wurden unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Einrichtungen verschärft. In Bulgarien leben rund 5.000 Juden, die meisten von ihnen in der Hauptstadt. Zudem gilt das osteuropäische Land als beliebtes Ziel israelischer Touristen.
Ein Flug aus Tel Aviv sei um 16.45 Uhr (Ortszeit) in Burgas gelandet, sagte der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Jonathan Rosenzweig. Rund 40 Minuten später habe sich die Explosion ereignet. Zu dem Zeitpunkt hätten die Touristen offenbar gerade die Busse bestiegen, um zu ihren Hotels zu fahren.
Netanjahu macht Iran für Anschlag verantwortlich
Der israelische Ministerpräsident Netanjahu machte den Iran für die tödliche Explosion verantwortlich. "Alle Zeichen deuten auf den Iran", sagte Netanjahu. Der Regierungschef wies auf ähnliche Anschläge oder Attentatsversuche in den vergangenen Monaten in Indien, Georgien, Thailand, Kenia und Zypern hin. "Diese iranischen Terroranschläge breiten sich in der ganzen Welt aus", sagte Netanjahu. "Israel wird entschlossen auf den Terror des Irans reagieren."
Der Terrorexperte Boaz Ganor vermutete den Iran oder die radikalislamische Hisbollah-Miliz hinter dem Anschlag. Vor wenigen Tagen sei in Zypern ein Hisbollah-Kämpfer festgenommen worden, der einen ähnlichen Anschlag geplant habe. "Das war möglicherweise eine Parallel-Operation und wahrscheinlich nicht die letzte", sagte Ganor. "Es sieht nach Hisbollah, Iran oder einer gemeinsamen Aktion aus."
Die Welt reagiert bestürzt auf den Anschlag
Das Weiße Haus zeigte sich bestürzt über den Anschlag. Die Vereinigten Staaten "verurteilen solche Angriffe auf unschuldige Menschen, insbesondere Kinder, auf das Schärfste", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Die Gedanken und Gebete von Präsident Barack Obama seien bei den Familien der Getöteten und Verletzten. Die USA stünden an der Seite des israelischen sowie des bulgarischen Volkes, sagte Carney weiter.
Außenminister Guido Westerwelle forderte: "Die Täter müssen gefunden und für diese schreckliche Tat zur Rechenschaft gezogen werden." Er sprach den Angehörigen der Opfer und den Verletzten sein Mitgefühl aus. "Wir müssen alles dafür tun, dass unsere israelischen Gäste ohne Angst überall in der Europäischen Union reisen können", sagte Westerwelle.
Erst im Januar war einem Bericht der "Jerusalem Post" zufolge ein verdächtiges Päckchen an Bord eines Busses gefunden worden, der israelische Touristen von der Türkei nach Bulgarien brachte. Die israelische Regierung hatte Befürchtungen geäußert, ihre Bürger könnten im Ausland zum Ziel von Anschlägen der radikalislamischen Hisbollah werden. Vor vier Jahren war ein hoher Kommandant der Organisation getötet worden. Dahinter wird der israelische Geheimdienst Mossad vermutet. Israel hatte deshalb um verstärkte Sicherheitsvorkehrungen gebeten, etwa in der Hauptstadt Sofia. (dapd/rtr)