Hamburg. Das Steuerabkommen mit der Schweiz kann Steuerfahnder aus NRW offenbar nicht aufhalten: Laut einem Medienbericht hat die Landesregierung eine neue Steuer-CD mit Daten von etwa 1000 vermögenden Deutschen erworben haben. Dafür zahlte das Land angeblich 3,5 Millionen Euro.

Das Land Nordrhein-Westfalen hat einem Medienbericht zufolge erneut eine Steuer-CD aus der Schweiz gekauft. Dabei handle es sich um Kundendaten der Züricher Dependance der Privatbank Coutts, einer Tochter der britischen Royal Bank of Scotland, berichtete die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf "Insiderinformationen" am Freitag auf ihrer Internetseite. Die Steuerfahndung habe die CD, auf der die Namen und Kontenverbindungen von etwa 1000 vermögenden Deutschen stehen sollen, in Absprache mit dem Landesfinanzministerium für 3,5 Millionen Euro gekauft.

Im März 2010 hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen 1100 Kunden der Schweizer Großbank Credit Suisse wegen mutmaßlicher Steuerhinterziehung sowie gegen Mitarbeiter der Schweizer Bank wegen Beihilfe dazu aufgenommen. Die Ermittlungen beruhten auf einer Steuer-CD, die das Land Nordrhein-Westfalen für 2,5 Millionen Euro von einem Informanten gekauft hatte.

Kauf von Steuer-CDs sollte schon beendet sein

Mit einem im September vergangenen Jahres unterzeichneten Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz sollte der Kauf von solchen CDs ein Ende haben. Das von der Opposition kritisierte Abkommen muss noch den Bundesrat passieren. Es sieht derzeit eine pauschale Nachversteuerung von illegal in die Schweiz transferiertem Vermögen vor. Im Gegenzug sollen Steuersünder für die Nachversteuerung Straffreiheit genießen.

Erst zur Wochenmitte war bekannt geworden, dass deutsche Steuerfahnder Kunden der Schweizer Großbank Credit Suisse ins Visier genommen haben, die Gelder in Milliardenhöhe am Fiskus vorbeigeschleust haben sollen. Die Daten sollen durch ein Versehen oder ein Datenleck an die Behörden gelangt sein.

Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) hatte angesichts der aktuellen Steuer-Ermittlungen erklärt, die Steuerfahnder müssten "ungehindert ihrer Arbeit nachgehen können, nämlich kriminelle Hinterzieher aufzuspüren". "Das darf auch kein Steuerabkommen verhindern." (afp)