Berlin. Bildungsexperten warnen Bund, Länder und Kommunen davor, zu wenig Betreuungsplätze für Kleinkinder bereitzustellen. Die Anstrengungen müssten “massiv gesteigert“ werden, schreiben sie im Bildungsbericht, der am Freitag vorgestellt wurde. Das Betreuungsgeld wurde von den Experten heftig kritisiert.

Bund, Länder und Kommunen müssen ihre Bemühungen deutlich erhöhten, um ab August 2013 den Rechtsanspruch auf eine Betreuung für Kinder unter drei Jahren sicherstellen. Zu diesem Fazit kommt der am Freitag in Berlin vorgestellte Bericht "Bildung in Deutschland 2012". Die Beteiligten müssten ihre Anstrengungen im Vergleich zu den Vorjahren "massiv steigern", mahnen die Bildungsexperten. Das gelte insbesondere für den Westen Deutschlands.

Mit insgesamt 750.000 Plätzen soll es 2013 für ein Drittel der Kinder einen Krippenplatz geben. Laut Bildungsbericht lag die Bildungs- und Betreuungsquote im vergangenen Jahr bei 25 Prozent, nachdem sie 2006 nur 14 Prozent betragen hatte. Der Besuch einer Kindertagseinrichtung oder Kindertagespflege für Drei- bis Fünfjährige ist hingegen mit 94 Prozent deutschlandweit zur Regel geworden.

Experten bemängeln Mangel an qualifiziertem Personal in Krippen

Die Bildungsexperten warnen in ihrem Bericht auch vor einem möglichen Mangel an qualifiziertem Personal für die Kleinkindbetreuung. Auch die Qualität frühkindlicher Bildung müsse weiterhin in den Blick genommen werden. Zentrale Aufgabe sei hier die Sprachförderung von Kindern, die Deutsch als Zweitsprache erlernen. Etwa ein Viertel der Drei- bis unter Siebenjährigen sei als sprachförderbedürftig einzustufen.

Angesichts der Probleme beim Krippenausbau zweifeln die Experten am Betreuungsgeld, das Eltern erhalten sollen, die ihre Kleinkinder zu Hause betreuen. Auf Seite 66 des Bildungsberichts heißt es dazu: "Da die Finanzierung des noch ausstehenden U3-Ausbaus - zuzüglich der notwendigen qualitativen Verbesserungen - alle Beteiligten vor erhebliche Herausforderungen stellt, besteht die Gefahr, durch zusätzliche Leistungen wie dem Betreuungsgeld keines der intendierten Ziele zufriedenstellend realisieren zu können." Dieser Punkt aus dem Bildungsbericht war bereits am Mittwoch bekanntgeworden und hatte für Diskussionen gesorgt.

Zur Vorstellung des Nationalen Bildungsberichts hat NRW-Familienministerin Ute Schäfer (SPD) das vom Bund geplante Betreuungsgeld kritisiert.„Allein für Nordrhein-Westfalen kostet das Betreuungsgeld den Bund und damit den Steuerzahler schätzungsweise 270 Millionen Euro jährlich“, sagte Schäfer unserer Zeitung.(dapd)

Der Bildungsbericht im Wortlaut: www.bildungsbericht.de