Essen. Die umstrittene Koran-Verteilaktion “Lies!“ soll auch in NRW fortgesetzt werden. Doch eine Ulmer Druckerei, die für Nachschub sorgen sollte, hat die Produktion der Bücher nun erneut gestoppt. Dabei wollte das Unternehmen ohnehin keine Korane für die Salafisten-Aktion mehr drucken. Doch es passierte trotzdem.
Hunderttausende Koran-Übersetzungen haben radikale Muslime seit Herbst vergangenen Jahres in deutschen Fußgänger-Zonen bereits verteilt. Insgesamt 25 Millionen Korane will der Initiator, der Kölner Salafisten-Prediger Ibrahim Abou Nagie, an den Mann und die Frau bringen – ein Koran für jeden Haushalt.
Und so sollte die umstrittene Image-Kampagne „Lies!“ jetzt weitergehen. Auch in NRW sind nach Aussagen des Innenministeriums in nächster Zeit neue Koran-Stände angemeldet. Ob die Aktion allerdings fortgesetzt werden kann, ist derzeit fraglich. Den Initiatoren könnte der Koran-Nachschub fehlen. Am heutigen Mittwoch nämlich stoppte die Druckerei Ebner & Spiegel aus Ulm die Produktion der georderten Korane erneut.
Geschäftsführer gefeuert
Auch interessant
Eigentlich hatte CPI - der Mutterkonzern der Ulmer Druckerei – bereits im April einen solchen Stopp erklärt und Tausende Korane nicht ausgeliefert. Dennoch nahm Ebner & Spiegel danach erneut einen Auftrag an. „Wir wussten davon nichts, haben es selbst erst aus der Presse erfahren“, sagte Ingo Scholz, Vorsitzender der CPI-Geschäftsführung, gegenüber der WAZ-Mediengruppe. Der verantwortliche Geschäftsführer bei Ebner & Spiegel habe die Entscheidung allein und ohne Information der Holding-Geschäftsführung getroffen.
Scholz ließ daraufhin sofort die Maschinen anhalten. Die 50.000 bestellten Korane werden eingestampft und auf keinen Fall ausgeliefert, versicherte er. Die für die Druckerei peinliche Angelegenheit hat auch personelle Konsequenzen: Der Geschäftsführer von Ebner & Spiegel wurde entlassen. Das Geld für den Auftrag habe man an den Auftraggeber zurücküberwiesen, so Scholz.
Als Auftraggeber für den jüngsten Auftrag war der Verein „Nur für Dich e.V“ aufgetreten. Dahinter soll sich nach Informationen von "Welt Online" das radikalislamische Missionierungsnetzwerk "Die Wahre Religion" von Ibrahim Abou Nagie verbergen. Selbst wenn die Geschäftsführung von Ebner & Spiegel diese Verbindung nicht kannte, im Impressum der Koran-Bücher war Abou Nagie als Herausgeber genannt.
Nächste Aktionen unter anderem in Essen und Duisburg
Warum der Auftrag dennoch angenommen wurde, kann Scholz nicht sagen. „Wir können uns diese Imagediskussion nicht erlauben“, sagte er. Die Verteilaktion war zwar vom Verfassungsschutz als unbedenklich eingestuft worden, aber vor allem Politiker kritisierten sie, weil damit für die extremistische Ideologie der Salafisten geworben werde. Die Strömung gilt wegen ihrer strikten Auslegung des Koran als besonders fundamentalistisch.
„Welt online“ zufolge sollen den Initiatoren nun langsam die Korane ausgehen. Lediglich Restbestände hätten die Muslime zuletzt noch verteilen können. Auf der Internet-Seite „Die Wahre Religion“ von Abou Nagie seien bis Ende Mai noch die Termine dafür bekanntgegeben worden, so das NRW-Innenministerium. Seither gebe es keine neuen offiziellen Ankündigungen mehr.
In Duisburg wollte die Initiative wieder im Juni Korane vor dem Forum anbieten. Doch die Stadt lehnte wegen des OB-Wahlkampfes ab und „vertröstete“ die Salafisten auf Juli. Einen neuen Antrag gebe es jedoch nicht. Der Stadt Essen liegt ein Antrag für den 7. Juli vor.