Düsseldorf/Berlin. . In mehreren deutschen Städten verteilen radikale Islamisten Korane. Dürfen die das? Die Union fordert jetzt, zumindest Info-Stände vor Schulen zu verbieten.

Die Union will die geplante kostenlose Verteilung von Koran-Exemplaren an deutsche Haushalte verhindern. „Wo immer dies möglich ist, muss diese aggressive Aktion gestoppt werden“, sagte Unions-Bundestagsfraktionsvize Günter Krings der Düsseldorfer „Rheinischen Post“.

„Zwar ist gegen das Verbreiten religiöser Schriften prinzipiell wenig einzuwenden“, sagte der CDU-Politiker. Doch die radikale Gruppe der Salafisten störe mit ihrem aggressiven Vorgehen den religiösen Frieden. Insbesondere vor Schulen sei das Verteilen des Koran nicht hinnehmbar. „Vom NRW-Innenminister erwarte ich, dass er die Kommunen nicht allein lässt und ordnungsrechtliche Möglichkeiten zur Eindämmung dieser Aktion aufzeigt“, sagte Krings.

Der Koordinator sitzt in Köln

Anhänger der radikalislamischen Salafisten-Bewegung hatten vor Ostern damit begonnen, in den Fußgängerzonen deutscher Städte kostenlos Koran-Exemplare an Nichtmuslime abzugeben. Infostände gab es bundesweit in 35 Städten. „Ziel ist, die Menschen nicht nur zum Islam zu bringen, sondern zum Salafismus“, erklärte das Landesamt für Verfassungsschutz im Bundesland Hessen.

Koordiniert wird die Aktion von dem Kölner Ibrahim Abou-Nagie. Er gilt als einer der radikalsten Salafisten Deutschlands. In Internet-Ansprachen hat er wiederholt die Einführung des islamischen Rechts, der Scharia, befürwortet, in einem Video sagte er: „Möge Allah uns alle als Märtyrer sterben lassen.“ Das Koran-Projekt startete er im Herbst vergangenen Jahres.

Radikalisierungen bis zum Terrorismus

Verfassungsschützer warnen, dass die Aktion die Vernetzung der salafistischen Szene befördere. Die Ideologie sei vor allem wegen ihrer wortgetreuen Auslegung des Koran gefährlich. Viele ihrer Anhänger sähen den Salafismus nur als Richtschnur für ihre private Lebensführung. Eine Minderheit der dschihadistischen Salafisten befürworte aber auch Gewalt, warnte der hessische Verfassungsschutz. In Extremfällen würden junge Leute sich sogar zu Terroristen radikalisieren.

An den Info-Ständen waren, dokumentiert in Internet-Videos, immer wieder islamistische Prediger zu sehen, die als besonders fundamentalistisch gelten. Neben dem Initiator der Aktion, Abou-Nagie, tauchte etwa der Berliner Ex-Rapper „Deso Dogg“ an einem Stand in Wuppertal auf. Er hatte sich vor einiger Zeit den Salafisten angeschlossen. In einem islamistischen Lied verherrlichte er den getöteten Al-Kaida-Führer Osama bin Laden als „schönsten Märtyrer dieser Zeit“. An dem Infostand in Wuppertal sagte er: „Wir bringen den Frieden (...) und wir bringen Glückseligkeit.“

Leben wie im 7. Jahrhundert

Salafisten sind fundamentalistische Muslime, die sich die Lebensweise der „Vorfahren“ (arabisch „salaf“) des 7. Jahrhunderts zum Vorbild genommen haben. Viele Anhänger tragen weite Gewänder und lange Bärte.

dapd