Paris/Berlin. . Der französische Präsident Hollande hat ein Machtwort gesprochen: Er lässt seine Minister nicht zu Spielen der Fußball-EM in die Ukraine reisen. Bundeskanzlerin Merkel hat sich dagegen noch nicht entschieden.
Die gesamte französische Regierung boykottiert wegen Menschenrechtsverletzungen die Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine. Präsident François Hollande habe darum gebeten, dass kein Regierungsvertreter in die Ukraine fahre, da das Land „nicht einmal ein Minimum an demokratischen Grundsätzen respektiert“, sagte Premierminister Jean-Marc Ayrault am Freitag im Fernsehsender BFM-TV. Vor allem der Umgang der ukrainischen Regierung mit der inhaftierten Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko wird im Ausland scharf kritisiert.
In Polen, dem zweiten Gastgeberland, seien französische Minister dagegen „gern“ bei den Spielen dabei, ergänzte Ayrault. Frankreich absolviert allerdings alle Spiele der Gruppenphase in der Ukraine und wäre erst für das Halbfinale in der polnischen Hauptstadt Warschau.
Merkel entscheidet sich kurzfristig
In der Bundesregierung gibt es noch keine Entscheidung über einen EM-Besuch in der Ukraine. „Ich weiß, dass die Bundeskanzlerin da noch überhaupt keine Pläne hat“, sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter am Freitag in Berlin. Das werde sehr kurzfristig entschieden.
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) hatte seine Kabinettskollegen vor gut zwei Wochen gewarnt, sich bei einem Besuch der EM in der Ukraine nicht „instrumentalisieren“ zu lassen. Das Team von Joachim Löw spielt in der Gruppenphase ebenfalls in der Ukraine. (afp)