Berlin. Philipp Lahm hat die ukrainische Regierung und die Behandlung der Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko kritisiert. Gegenüber einem Nachrichtenmagazin sagte Lahm, was in der Ukraine geschehe, habe nichts mit seiner Vorstellung von persönlicher Freiheit zu tun. Er erwartet Wortmeldungen von weiteren Funktionären.

Fußball-Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm hat die Behandlung der Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko im EM-Gastgeberland Ukraine scharf kritisiert. "Meine Ansichten zu demokratischen Grundrechten, zu Menschenrechten, zu Fragen wie persönlicher Freiheit oder Pressefreiheit finde ich in der derzeitigen politischen Situation in der Ukraine nicht wieder", sagte Lahm dem "Spiegel" in einem am Samstag veröffentlichten Interview. "Wenn ich sehe, wie das Regime Julia Timoschenko behandelt, dann hat das nichts mit meinen Vorstellungen von Demokratie zu tun."

Vom Chef des europäischen Fußballverbandes Uefa, Michel Platini, erwartet der Sportler eine Stellungnahme: "Ich glaube, dass er Position beziehen sollte. Und ich bin gespannt, was er zu sagen hat." Mit der Frage eines Turnier-Boykottes seien die Spieler überfordert, sagte der Verteidiger von Bayern München. Er vertraue in der Frage der Endscheidung der Verbände und der Politik.

Im Juni soll die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine beginnen

Die wegen Amtsmissbrauch zu sieben Jahren Haft verurteilte Timoschenko leidet an einem nicht behandelten Bandscheiben-Vorfall und hat aus Protest gegen Misshandlungen in der Haft vor gut zwei Wochen einen Hungerstreik begonnen. Die Ukraine ist gemeinsam mit Polen Gastgeber der Fußball-EM im Juni und Juli. Die Gruppenspiele der deutschen Mannschaft finden in Charkow - nur wenige Kilometer von Timoschenkos Gefängnis entfernt - und in Lemberg statt. Die EU-Kommission hatte am Donnerstag angekündigt, die Spiele in der Ukraine geschlossen zu boykottieren. Unionsfraktionschef Volker Kauder plädierte in der Debatte um die frühere Ministerpräsidentin für leisere Töne. "Stille Diplomatie ist hier oft effektiver als lautes Rufen", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". (rtr)