Moskau. Laut einem Bericht des staatlichen Fernsehens hätte der Anschlag nach den Präsidentschaftswahlen stattfinden sollen. Der russische Geheimdienst soll zwei Männer festgenommen haben, die für einen tschetschenischen Rebellenführer arbeiten. Präsident Wladimir Putin befindet sich gerade im Wahlkampf.
Der russische und der ukrainische Geheimdienst haben offenbar einen geplanten Anschlag auf Russlands Regierungschef Wladimir Putin verhindert. Wie der staatliche TV-Sender Perwy Kanal am Montag berichtete, wollte der tschetschenische Islamistenführer Doku Umarow den aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten nach der Wahl am Sonntag töten lassen. Das angebliche Mordkomplott bescherte Putin vor der Präsidentschaftswahl Anfang März die ungeteilte Aufmerksamkeit.
Dem Bericht des russischen Staatssenders zufolge wurden zwei Tatverdächtige festgenommen, die aus dem Umfeld Umarows "klare Anweisungen" zur Tötung von Putin erhalten hätten. Demnach sollten sie den Anschlag in der ukrainischen Hafenstadt Odessa vorbereiten und diesen nach der Wahl am 4. März in Moskau ausführen. "Sie haben uns gesagt, dass wir zunächst nach Odessa kommen und lernen sollen, wie man Bomben baut", sagte einer der Verdächtigen dem Sender.
Ziel: Mordanschlag auf Putin
"Das Ziel war, nach Moskau zu fahren und zu versuchen, einen Mordanschlag auf Regierungschef Putin zu verüben", zitierte Perwy Kanal auch den zweiten Verdächtigen. Vor dem erwarteten Amtsantritt Putins als neuer Präsident wollten die Männer demnach einen Bombenanschlag auf das Fahrzeug des 59-Jährigen verüben. An der Großstraße Kutusowsky-Prospekt, die zum Weißen Haus, dem Amtssitz des Regierungschefs, führt, seien bereits Sprengsätze versteckt worden.
Die Geheimdienste der Ukraine und Russlands kamen dem angeblichen Mordkomplott dem Bericht zufolge nach einer Explosion Anfang Januar in Odessa auf die Spur. Sie sei offenbar ausgelöst worden, als die Verdächtigen sich mit dem Bau von Bomben versuchten. Ein dritter Mann sei dabei getötet worden. Laut Perwy Kanal stammen die Festgenommen aus Russland und Kasachstan. Die Nachrichtenagentur Interfax berichtete dagegen unter Berufung auf den ukrainischen Geheimdienst, beide seien russische Staatsbürger.
Bei westlichen Beobachtern herrscht allerdings Skepsis hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes der Nachricht: Der Zeitpunkt des angeblich aufgedeckten Komplotts ist auffällig. Putin ist wegen seiner erneuten Präsidentschaftskandidatur jüngst heftig in die Kritik der Öffentlichkeit geraten. Ein geplanter Anschlag gegen ihn durch Islamisten dürfte ihm wieder Sympathien bringen.
Keine Stellungnahme der Rebellen
Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte der Nachrichtenagentur ITAR-TASS, er könne den Fernsehbericht bestätigen, aber keine weiteren Angaben machen. Von Seiten des Rebellenführers Umarow, der in der Vergangenheit für mehrere blutige Anschläge in der russischen Hauptstadt verantwortlich gemacht worden war, gab es zunächst keine Stellungnahme. Er und andere Rebellen nutzen regelmäßig die Internetseite kavkazcenter.com, um Botschaften zu veröffentlichen.
Der Bericht von Perwy Kanal wurde unverzüglich von anderen russischen Medien übernommen und wird voraussichtlich die öffentliche Debatte vor dem Urnengang am kommenden Sonntag dominieren. Bei der Wahl will Putin erneut in das Amt des Staatschefs gewählt werden. Er war schon in den Jahren 2000 bis 2008 zwei Wahlperioden lang russischer Präsident und gab das Amt später an den derzeitigen Staatschef Dmitri Medwedew ab. Gegen seine erneute Kandidatur macht eine Protestbewegung seit Wochen mobil. (afp)