London. . Die Londoner Polizei hat in der Nacht zu Dienstag damit begonnen, das Lager der Occupy-Aktivisten vor der St. Paul’s Kathedrale zu räumen. Der Räumungsbefehl bezieht sich nur auf die Zelte, nicht auf die Demonstranten. Die Stadt London forderte sie zum friedlichen Rückzug auf.

Die britische Polizei hat in der Nacht zum Dienstag das Protestlager der bankenkritischen Occupy-Bewegung vor der St. Paul's Kathedrale geräumt. Nach Polizeiangaben wurden 20 Personen festgenommen, während Beamte damit beschäftigt waren, Zelte und Ausrüstung vom Vorplatz der Kathedrale zu räumen.

Bereitschaftspolizei umstellte das Lager und Vollstreckungspersonal in Leuchtwesten warf Gegenstände zum Abtransport auf Lastwagen oder Müllbehälter. Die Demonstranten leisteten kaum Widerstand gegen die Räumung. Aktivisten schwenkten Fahnen und spielten Tamburin. Ein Gruppe Demonstranten erklommen ein Holzgerüst, um sich der Räumung zu widersetzen.

Die Stadt bestätigte das Vorgehen und forderte die Demonstranten zum friedlichen Rückzug auf. "Wir bedauern, dass es soweit gekommen ist", teilte die Stadt mit. Die Behörden verfügen über einen Räumungsbefehl, der ihnen zwar den Abbau der Zelte, nicht aber die Vertreibung der Demonstranten selbst erlaubte.

Ständiger Protest seit Oktober

"Es ist wirklich traurig, was hier heute passiert, aber ich glaube, wir können stolz auf das sein, was wir erreicht haben", sagte der 27-jährige Student Kai Wargalla aus Deutschland, der seit Beginn des Protestes im Oktober auf dem Vorplatz der 300 Jahre alten Kirche campierte. Er gehe zudem davon aus, dass ein Teil der Demonstranten auf ein kleineres Protestlager im Finsbury Square ausweichen werde.

Das Ende des Lagers bedeute noch nicht das Ende der Occupy-Bewegung, sagten andere Demonstranten. Da sich die behördliche Anordnung nur auf die Zelte und anderes Material beziehe, gehe er davon aus, dass einige Demonstranten wieder zurückkehrten, sagte der 50-jährige Gary Sherborne.

Schlecht für das Geschäft

Inspiriert wurde die Aktion von der New Yorker Bewegung Occupy Wall Street. Die örtlichen Behörden wiesen darauf hin, dass das Lager unter anderem den nahegelegenen Geschäften schade und es Probleme mit Abfall und der Hygiene gebe. Die Verwaltungsbehörde der Stadt London wollte den Vorplatz sobald wie möglich wieder für Touristen öffnen.

Erst in der vergangenen Woche hatte das oberste britische Gericht die juristische Anfechtung der Aktivisten gegen den Räumungsbefehl abgewiesen. Die Demonstranten hatten das Lager vor der Kathedrale errichtet, nachdem sie davon abgehalten worden waren, vor der nahe gelegenen Londoner Börse ihre Zelte aufzuschlagen. (dapd)