Kabul. . Berichte über Koran-Verbrennungen durch Nato-Soldaten haben in Afghanistan wütende Proteste ausgelöst. Tausende Afghanen belagerten am Dienstag den größten US-Stützpunkt in Bagram und warfen Brandsätze, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. ISAF-Chef John Allen entschuldigte sich bei den Afghanen, ohne aber eine absichtliche Schändung von Koran-Ausgaben durch westliche Soldaten zu bestätigen.
Mehr als 2.000 empörte Afghanen haben am Dienstag gegen eine Verbrennung von Koranen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Bagram demonstriert. Sie riefen "Sterbt, sterbt, Ausländer" und feuerten mit Pistolen in die Luft, wie ein Sprecher der Provinzpolizei am Dienstag sagte. Der Kommandeur der US- und Nato-Truppen in Afghanistan, General John Allen, sprach von einer unbeabsichtigten Entsorgung der Bücher. Er kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an.
Der Leiter des Provinzrats sagte, er sei von US-Soldaten an eine Feuerstelle geführt worden, aus der 60 bis 70 Koran-Ausgaben und andere religiöse Bücher geborgen worden seien. Einige seien ganz, andere halb verbrannt gewesen. Die Bücher seien früher von Gefangenen genutzt worden.
Sie waren Teil einer Ladung Müll, die zwei Soldaten mit einem Lastwagen am späten Montagabend zu einer Grube gebracht hatten, in der Abfall verbrannt wird. Als die afghanischen Arbeiter bemerkten, dass auch religiöse Bücher im Müll waren, stoppten sie die Vernichtung.
Auch Proteste in Kabul
General Allen sagte, er habe in der Nacht einen Bericht erhalten, wonach "eine große Zahl islamischen Materials, einschließlich Koranen" fälschlicherweise entsorgt worden sei. Die Nato untersuche den Vorfall sorgfältig und sorge dafür, dass sich dergleichen nie wiederholen werde. In einer Erklärung an Präsident Hamid Karsai und die afghanische Bevölkerung bat er um Entschuldigung. "Ich versichere Ihnen, ich verspreche Ihnen, das war in keiner Weise beabsichtigt."
Zudem dankte er den Mitarbeitern, die geholfen hätten, den Fehler der Soldaten zu bemerken. In der Erklärung hieß es, die geretteten Bücher würden den zuständigen religiösen Behörden übergeben.
Das Büro des Gouverneurs der Provinz Kandahar bezeichnete den Vorfall als "schändlichen Schritt einiger dummer Einzelpersonen". Vizepolizeichef Sia Ul Rahman sagte, die 2.000 bis 2.500 Protestierenden seien wütend, die Stimmung sei sehr negativ. Es sei jedoch niemand verletzt oder getötet worden.
Einer der Demonstranten, Mohammad Hakim, sagte, wenn die US-Truppen Afghanistan keinen Frieden bringen könnten, sollten sie heimkehren. "Sie sollten Afghanistan verlassen, anstatt unsere Religion, unseren Glauben zu missachten", sagte er.
Ähnliche Proteste in der Hauptstadt Kabul verliefen laut Polizei friedlich. Im April 2011 hatte die Verbrennung eines Korans in Florida massive Ausschreitungen in Afghanistan mit Dutzenden Toten nach sich gezogen.(dapd)