Washington. .
In Asien und auf der arabischen Halbinsel protestieren Muslime gegen die geplante Koran-Verbrennung in den USA. Am Samstag wollen gläubige Christen das heilige Buch der Muslime entfachen. Präsident Obama warnt vor den Folgen.
US-Präsident Barack Obama hat eindringlich an den Führer der evangelikalen Kirchengemeinde in Florida appelliert, auf die geplante Koranverbrennung zum Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 zu verzichten. Terry Jones solle „auf die besseren Engel hören“ und die Aktion absagen, mahnte Obama. Das sei nur eine Show, sagte Obama in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview in der Sendung „Good Morning America“ des Senders ABC.
„Ich hoffe, er versteht, dass das, was er machen will, unseren Werten als Amerikaner völlig widerspricht“, sagte Obama. „Dieses Land ist aufgebaut worden auf den Gedanken der Freiheit und der religiösen Toleranz.“ Und er wolle Jones auch darauf hinweisen, dass diese Aktion „unsere jungen Männer und Frauen in Uniform in große Gefahr bringt.“ Das sei eine riesige Werbeaktion für Al-Kaida. In Ländern wie Pakistan und Afghanistan könne es zu größeren Gewalttaten kommen.
Demonstranten verbrennen amerikanische Flagge
Proteste von Muslimen in Asien und auf der arabischen Halbinsel gegen die für Samstag geplante Koranverbrennung blieben am Donnerstag friedlich. In der pakistanischen Stadt Multan verbrannten rund 200 Anwälte und Bürgerrechtler eine amerikanische Flagge. Die Demonstranten in Multan warnten auf einem Transparent: „Wenn der Koran verbrannt wird, dann ist das der Anfang von der Zerstörung Amerikas.“ In Sprechchören hieß es „Nieder mit Amerika“.
Die Regierung des Golfemirats Bahrain sprach von einer „schändlichen Tat, die mit den Prinzipien von Toleranz und Koexistenz unvereinbar ist“. In Bahrain ist die Fünfte US-Flotte stationiert. Der indonesische Staatspräsident Susilo Bambang Yudhoyono wandte sich in einem Brief an US-Präsident Barack Obama und rief ihn auf, die Verbrennung zu verhindern.
Gemeinde in Florida bleibt stur
Die US-Regierung befürchtet, dass die Aktion in muslimischen Ländern zu Ausschreitungen führt. Die evangelikale Kirchengemeinde - das Dove World Outreach Center in Gainesville - die die den Muslimen heiligen Bücher am Jahrestag der von der Al-Kaida verübten Terroranschläge von New York und Washington verbrennen will, ließ sich davon bisher auch nicht von Außenministerin Hillary Clinton und US-Generälen abbringen, die warnten, diese Aktion gefährde amerikanische Soldaten, Diplomaten und Reisende.
US-Botschaften in aller Welt überprüfen auf Anweisung des Außenministeriums in Washington angesichts der angekündigten Koranverbrennung ihre Sicherheitsmaßnahmen. Darüber hinaus sollten in Ländern, in denen antiamerikanische Proteste zu erwarten sind, Warnhinweise an US-Bürger ausgegeben werden.
Die Behörden in Gainesville in Florida teilten mit, die Feuerwehr habe Sektenführer Jones eine Genehmigung für das Entzünden des Feuers verweigert. Jones will an dem Vorhaben aber festhalten, mit oder ohne Genehmigung der Stadt. Rechtsexperten erklärten, der Oberste Gerichtshof der USA habe in seinen Urteilen schon klar gemacht, dass eine auch noch so abweichende Meinung, die vielleicht die Gefühle vieler Menschen verletzt, nicht unterdrückt werden darf. (dapd)