Potsdam. Brandenburgs Ministerpräsident plädiert 20 Jahre nach dem Fall der Mauer für einen neuen Umgang mit den ehemaligen Stützen der DDR. Es gebt noch zuviele "Barrieren und Spaltungen" in der deutschen Gesellschaft
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat 20 Jahre nach dem Mauerfall einen neuen Umgang mit früheren SED-Anhängern gefordert. «Zwei Jahrzehnte nach dem revolutionären Umbruch in der DDR müssen wir in Deutschland endlich anfangen, es mit dem überfälligen Prozess der Versöhnung wirklich ernst zu meinen», schreibt Platzeck in einem Beitrag für das Hamburger Nachrichtenmagazin «Der Spiegel», wie es in einer am Samstag vorab verbreiteten Mitteilung heißt.
Quer durch die ostdeutsche Gesellschaft ziehe sich «auch nach 20 Jahren noch immer - und sogar wieder zunehmend - ein ungesunder Riss», fügt der SPD-Politiker hinzu. «Barrieren wurden wieder aufgerichtet, Spaltungen haben sich verfestigt.»
Vorbild Kurt Schumacher
Als Beispiel für gelungene Integrationsbemühungen lobt der Ministerpräsident ausdrücklich versöhnliche Gesten des früheren SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher gegenüber Mitgliedern der Waffen-SS. Schumacher, der fast zehn Jahre lang KZ-Häftling war, hatte 1951 einen versöhnlichen Umgang mit den überlebenden Mitgliedern der Waffen-SS als «menschliche und staatsbürgerliche Notwendigkeit» bezeichnet.
Der seit 1990 vereinigten Bundesrepublik sei im Vergleich zum Westdeutschland der Nachkriegszeit «zwar eine bemerkenswerte, richtige und bessere Aufarbeitungsleistung gelungen», schreibt Platzeck, «eine vergleichbare Integrationsleistung jedoch nicht».
Platzeck will in Brandenburg eine Koalition aus SPD und Linke bilden. (ddp)