Hamburg. Bei dem umstrittenen Luftangriff auf einen Tanklaster nahe Kundus habe der deutsche Kommandeur, Oberst Klein, sich nicht an das Standard-Verfahren gehalten, heißt es in einem Bericht. Bisher hatte die Bundeswehr stets betont, Klein sei ordnungsgemäß vorgegangen.
Entgegen der bisherigen Darstellung der Bundeswehr lastet der geheime Nato-Bericht zum Bombardement eines Tanklaster in Afghanistan der deutschen Seite laut «Spiegel» Fehler an. Der Bericht weise darauf hin, dass sich der deutsche Kommandeur des Feldlagers Kundus, Oberst Georg Klein, bei der Anforderung des umstrittenen Luftangriffs nicht an das Standard-Einsatzverfahren gehalten habe, berichtete das Magazin am Samstag vorab.
Kein warnender Tiefflug
So habe Klein eine «Feindberührung» durch die deutschen Truppen angegeben, obwohl sich keine ISAF-Soldaten in der Nähe der Tanklaster aufgehalten hätten. Auch habe Klein es abgelehnt, die Jagdbomber als Vorwarnung zunächst im Tiefflug über die Tanker fliegen zu lassen.
Allerdings schildere der Bericht auch die militärisch angespannte Lage in Kunduz vor der Bombardierung. «Der Bericht liefert Argumente für die Verurteilung von Oberst Klein, genau so wie zu seiner Entschuldigung», zitiert das Magazin einen «Kenner des Berichts». Der Kommandeur der internationalen Schutztruppe ISAF, US-General Stanley McChrystal, sagte, die Deutschen müssten «selbst entscheiden, welche Schlussfolgerungen sie daraus ziehen».
Bundesregierung drängt zur Zurückhaltung
Der «Spiegel» berichtet, die Bundesregierung habe die Nato zu einer eher zurückhaltenden Beurteilung des Bombardements gedrängt. Am 15. Oktober hätten Vertreter der Bundesregierung dem Nato-Oberkommandierenden in Europa, Admiral James G. Stavridis, bei einem em Besuch in Berlin zu verstehen gegeben, dass eine deutliche Verurteilung des deutschen Oberst Klein durch das Bündnis in Deutschland zu juristischen Problemen führen könnte. Die sächsische Generalstaatsanwaltschaft prüft derzeit die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Klein.
Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan hatte in einer ersten Reaktion auf den unter Verschluss gehaltenen Bericht erklärt, das Verhalten des Offiziers sei angemessen gewesen. Unter den Opfern des Luftangriffs vom 4. September sollen neben Taliban-Kämpfern auch Zivilisten gewesen sein. (ddp)