Essen. . Die Pannenserie bei der Volkszählung geht in die nächste Runde: Zahlreiche Wohnungseigentümer sind beim Ausfüllen des Online-Fragebogens gescheitert und wurden abgemahnt. Zudem gab es interne Rechnerabstürze und Durcheinander bei den Datenbanken.

Kein Boykott. Kein Widerstand. Kein Verfassungsgerichtsurteil. Für Deutschlands Volkszähler läuft es dieses Mal – anders als 1984 – reibungslos. Besser: Fast reibungslos. Denn es gibt zum Beispiel gehäuft Missverständnisse beim Einsatz der Computer – mit der Folge, dass zahlreiche Wohnungseigentümer Mahnschreiben erhalten haben.

4,5 Millionen Eigentümer wurden in NRW seit Mai mit der Aufforderung angeschrieben, Auskünfte zu ihren ­Immobilien zu geben. 625 000 hatten bis vor drei Wochen nicht geantwortet. Als das ­Statistische Landesamt mit Mahnungen nachfasste, ­reagierten viele Betroffene mit Unverständnis: Sie hätten den Bogen längst abgesendet – ­online eben, wie es insgesamt etwa ein Viertel der zu Zählenden tut und damit doch weit mehr als erwartet.

Die Recherche ergab: Offenbar haben viele Online-Antworter den ultimativen Sendeknopf („Bestätigen“) nicht angeklickt, sagt jetzt it.nrw. Amtssprecher Leo Krüll kann keine genauen Zahlen nennen, aber: „Das waren nicht wenige.“ In Düsseldorf setzen die Statistiker nun darauf, die ausgefüllten Bögen doch noch zu erhalten. Andernfalls droht der nächste Mahnbescheid.

Falsche Adressen, unwillige Interviewer

Bei der insgesamt 700 Millionen Euro teuren Zählung ist noch anderes schief gelaufen. Es gibt Rechnerabstürze bei der internen Bearbeitung. Fragen nach dem Immobilien­besitz gingen an die falsche Adresse, weil zur Adressenermittlung verschiedene Datenbanken genutzt werden. Interviewer, die für die Haushaltsbefragung geworben waren, sind wieder abgesprungen — ihnen war das Honorar zu niedrig.

Oder da war die Frau in Schleswig-Holstein, die als Volkszählerin kam, bei der Gelegenheit aber auch Gaslieferverträge anpries. Das ist verboten. Und größeren Ärger bereitet auch die Vorgabe, dass Bögen zur Wohnungszählung vom Befragten auf eigene Kosten zurückzuschicken sind.

Viele sehen das nicht ein, „aber das Gesetz schreibt es vor“, sagt Krüll. Es gibt Verweigerer, die Bögen ohne Porto zurückschickten. Die Statistiker in NRW haben reagiert. Sie beschlossen, die 55 Cent, die ihnen die Post nach der Zusendung abknöpfen wird, aus der Staatskasse zu zahlen.

Der Zeitplan muss ja eingehalten werden. Derzeit deutet nichts auf Verspätung.