Witten/Sprockhövel. . Ein von einer Interviewerin ausgefüllter Zensus-Fragebogen mit sämtlichen persönlichen Daten einer 27-jährigen befragten Frau ist im Briefkasten eines 36-jährigen Sprockhövelers gelandet.

Der ausgefüllte Zensus-Fragebogen einer jungen Frau landete im Briefkasten eines Fremden. Die für den Zensus zuständige Stadt Witten bestätigte die Datenpanne.

Als Katharina S. in dieser Woche abends von der Arbeit heimkam, da traf sie an ihrer Wohnungstür dieselbe Zensus-Interviewerin, von der sie schon tags zuvor befragt worden war. „Es ist ein Fehler passiert, wir müssen die Befragung wiederholen“, erklärte ihr die Zensus-Beauftragte. Denn nach der ersten Befragung hatte die Interviewerin den achtseitigen Fragebogen mit sämtlichen persönlichen Daten von Katharina S. irrtümlich in den Briefkasten von Frank Wölfl (36) gesteckt - an Stelle eines leeren Bogens, denn der Mann, der ein Geschäft in Herten führt, war zur Befragung nicht daheim.

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Von Bernd Kassner

Als die Interviewerin ihren Fehler bemerkt hatte, schob sie einen Zettel mit ihrem Namen und der Telefonnummer in Wölfls Briefkasten: „Bitte rufen Sie mich dringend an. Es ist ein schwerer Fehler unterlaufen!“ Da hatte Frank Wölfl schon den „schweren Fehler“ entdeckt, den ausgefüllten Fragebogen mit den intimen Daten von Katharina S., der inzwischen unserer Redaktion vorliegt.

„Ein absolut unglücklicher Fehler“, sagt Lena Kücük vom Presseamt der Stadt. Witten ist gegen ein Entgelt von 840 000 Euro für diese Erhebung im EN-Kreis zuständig. „Es ist die erste und hoffentlich auch einzige Panne, die bei der angesetzten Befragung von 36 000 Haushalten passiert ist.“ Nachdem ihr der Fehler unterlaufen sei, habe sie das einzig Richtige gemacht, „sie hat sofort beide Betroffene informiert und versucht, den Fehler zu beheben.“

Es liegt keine grobe Fahrlässigkeit vor

Das müsse eigentlich gelobt werden, findet die stellv. Erhebungsstellenleiterin Maria Vohs. „Ganz so schlimm finde ich das nicht. Es liegt keine grobe Fahrlässigkeit vor. Die Frau bekäme von mir zehn Punkte für Ehrlichkeit.“

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Damit wolle die Stadt den Vorgang aber nicht herunterspielen, so Lena Kücük: „Ein Fehler bleibt ein Fehler. Es ist bedauerlich, dass das passiert ist.“ Das findet Katharina S. übrigens auch: „So etwas darf und sollte nicht passieren“, Sie habe ihre privaten Daten sicher und unter Verschluss gewähnt. „Dass ich das nicht schön finde, kann man sich denken. Die Befragerin erschien mir ein bisschen unorganisiert, hektisch und etwas durcheinander. “

Frank Wölfl hat Katharina S. inzwischen angerufen und ihr mitgeteilt, dass ihr Fragebogen in seinem Briefkasten lag und er damit keinen Unfug anstellen werde. „Ich bin froh, dass er sich gemeldet und mit mir gesprochen hat. Es wäre schlimm, wenn das bei einem Falschen gelandet wäre“, so die junge Frau.

Ob es Sanktionen geben werde, will die Stadt am Montag mitteilen. Auch Sanktionen gegen Wölfl will die Stadt prüfen. Vohs: „Er hat personenbezogene fremde Daten an die Presse weitergegeben.“