Berlin. Der Berliner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky hat das Betreuungsgeld der schwarz-gelben Bundesregierung kritisiert. Der SPD-Politiker sagte am Dienstag, in der Unterschicht werde dieses Geld "versoffen". Die Deutsche Kinderhilfe fordert Alternativen zur Familien-Förderung mit Bargeld.

Der Bürgermeister des Berliner Problembezirks Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), hat nach eigenen Worten «fassungslos» auf das von der schwarz-gelben Bundesregierung geplante Betreuungsgeld reagiert. Es gebe offensichtlich immer noch Menschen, «die gar nichts begriffen haben», sagte Buschkowsky dem «Tagesspiegel» vom Dienstag. Wenn die Bildungsferne der Eltern und die Chancenlosigkeit von Kindern manifestiert und weiter ausgebaut werden sollten, sei das «zweifellos der beste Weg».

Kinder als "Einkommensfaktor"

Union und FDP wollen ab 2013 ein Betreuungsgeld in Höhe von 150 Euro monatlich für Eltern einführen, die ihre Kinder zu Hause erziehen. Buschkowsky kritisierte, dass das Leben von sozialen Transferleistungen für die sogenannten bildungsfernen Schichten dadurch komfortabler werde. Kinder würden noch mehr zu einem «Einkommensfaktor». Schwarz-Gelb «konserviert die Unterschicht und verschärft zugleich das Jugendstrafrecht», kritisierte der Bezirksbürgermeister. Das sei «gesellschaftspolitscher Zynismus pur».

Unter Fachleuten herrsche Einigkeit darüber, «dass wir in die Kinder investieren müssen und nicht in die Eltern», sagte Buschkowsky. Das Betreuungsgeld werde aber eben nicht zur Förderung und Bildung der Kinder ausgegeben. «Im Klartext: In der deutschen Unterschicht wird es versoffen und in der migrantischen Unterschicht kommt die Oma aus der Heimat zum Erziehen, wenn überhaupt», sagte Buschkowsky. Diese spreche leider in 99 Prozent der Fälle kein Deutsch.

Das gesamte System in Frage stellen

Die Deutsche Kinderhilfe begrüßte die scharfe Kritik Buschkowskys. Er habe mit «wünschenswerter Klarheit» die Effekte der Bargeldförderung von Familien in Deutschland beschrieben, erklärte der Verein. Bar-Alimentation der Eltern mit der Gießkanne komme häufig bei den Kindern nicht an. Die Kritik dürfe aber nicht beim Betreuungsgeld stehenbleiben. Das gesamte derzeitig auf Bargeld setzende Fördersystem müsse in Frage gestellt werden. Es sei an der Zeit, eine «ehrliche und schonungslose Debatte» über eine echte Hilfe für die in der Unterschicht lebenden Familien zu führen, erklärte der Kinderhilfe-Vorsitzende Georg Ehrmann. Das stigmatisiere nicht, das helfe den Menschen. (afp)