Berlin. Die jüngsten Pannen im AKW Krümmel werden zur Steilvorlage im Wahlkampf. SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier forderte die Abschaltung des Akw und griff die CDU an, die am Atomausstieg wackelt. Vattenfall musste indes mehr Probleme in seinem Kraftwerk einräumen als bislang bekannt.
SPD-Kanzlerkandidat Walter Steinmeier hat die endgültige Abschaltung des Atomkraftwerks Krümmel gefordert. «Es ist an der Zeit, dass das Atomkraftwerk Krümmel jetzt abgeschaltet wird», sagte Steinmeier am Donnerstag in Berlin. «Das ist aus meiner Sicht ein Gebot der Vernunft».
Die jüngsten Zwischenfälle in dem Kraftwerk nahe Hamburg hätten das Vertrauen in die Atomkraft weiter erschüttert. Der Betreiber Vattenfall habe in Krümmel eine Möglichkeit zur Bewährung gehabt. «Diese Bewährungsprobe ist ganz offensichtlich nicht genutzt und jedenfalls nicht bestanden worden», sagte Steinmeier.
Steinmeier bekräftigt Atomausstiegsplan
Der Vizekanzler kritisierte die Union dafür, dass sie «Axt an dem Atomkonsens» lege. Denn dieser habe einen großen gesellschaftlichen Konflikt befriedet. «Wir stehen zu dem Atomkonsens», sagte er und bekräftigte auch den Fahrplan für den Ausstieg aus der Nutzung der Kernkraft.
Nach diesem Fahrplan allerdings darf das Atomkraftwerk Krümmel noch etwa bis zum Jahr 2018 Strom produzieren, wenn es wieder ans Netz geht.
Der Energiekonzern Vattenfall hatte am Donnerstag nach der Panne im Akw Krümmel eine umfassende Aufklärung angekündigt. «Ich stehe mit meinem Namen dafür, dass unser Unternehmen daraus Konsequenzen zieht», sagte der Chef von Vattenfall Europe, Tuomo Hatakka, in Berlin. Eine Stilllegung von Krümmel als Konsequenz schloss er aus.
Der Geschäftsführer der Nuklearsparte von Vattenfall, Ernst Michael Züfle, bestätigte, dass das AKW Krümmel «mehrere Monate» vom Netz getrennt bleiben wird. Bevor die Anlage wieder angefahren werde, würden die beiden Transformatoren erneuert, die die vom AKW produzierte Energie ins Netz speisen. Ein Kurzschluss in einem Transformator hatte vor wenigen Tagen zur Schnellabschaltung des nach zwei Jahren gerade wieder angefahrenen Atomkraftwerks geführt.
Schaden an einem Brennstab festgestellt
Laut Züfle ist bei der Überprüfung auch ein Brennstabschaden festgestellt worden. Am 10. Juli werde der Druckbehälter geöffnet und das beschädigte Element ausgetauscht. «Der Brennstabschaden hat mit dem Transformatorschaden nichts zu tun», betonte Züfle und versicherte, die Atomanlage sei sicher. «Es hat zu keiner Zeit ein Risikopotenzial für die Bevölkerung bestanden.»
Um den Imageschaden zu begrenzen kündigte die Vattenfall-Führung eine transparente Aufklärung und umfassende Kommunikation an. Alle technischen und organisatorischen Prozesse würden überprüft. Zur weiteren Aufarbeitung sei mit Stefan Dohler, der bei Vattenfall Europe für das Netzgeschäft verantwortlich ist, ein Sonderbevollmächtigter eingesetzt worden. Als Nächstes ist am kommenden Samstag in Geesthacht eine öffentliche Informationsveranstaltung mit der Öffentlichkeit geplant. (ddp)