Essen. . Im Kampf für einen Branchen-Tarifvertrag droht die Lokführer-Gewerkschaft einen Dauer-Streik an. Die GDL hat am Dienstag eine Urabstimmung unter ihren Mitglieder gestartet. Der Warnstreik am Morgen sorgt nach wie vor für Verspätungen im Bahnverkehr.

Nach einem ersten bundesweiten Warnstreik der Lokführer hat die Gewerkschaft GDL am Dienstag mit weiteren Arbeitskämpfen gedroht. Zudem leitete sie eine Urabstimmung über Dauer-Streiks ein, teilte sie am Dienstag mit. Diese geheime Briefwahl werde zwei Wochen dauern, so dass Anfang März die Auszählung erfolgen könne, heißt es in der Mitteilung: "Auch während dieser Zeit ist mit Warnstreiks zu rechnen".

Die Deutsche Bahn geht nach den heutigen Warnstreiks auf Konfrontationskurs mit der GDL. Personalvorstand Weber kritisiert, dass es sich bei der heutigen Aktion um Streik um des Streiks Willen gehandelt habe, obwohl fast alle Forderungen der Gewerkschaft bereits erfüllt worden seien.

„Wir bedauern die erheblichen Unannehmlichkeiten für unsere Kunden, die bei hohen Minusgraden auf den Bahnhöfen warten mussten. Besonders ärgerlich ist das, weil die Warnstreiks gegen die Deutsche Bahn völlig widersinnig sind. Es trifft die Falschen“, sagt Personalvorstand Ulrich Weber.

„Das ist unseriös. Niemand versteht das“

Die Kritik begründet die Bahn damit, dass die GDL nicht einmal über das Angebot der DB verhandelt habe: „Was die GDL-Spitze will, bietet die DB längst - wie den sozialen Schutz der Lokführer bei Gesundheitsproblemen“. Zudem habe es seitens der Bahn stets die Bereitschaft zur Weiterverhandlung über einen Flächentarifvertrag gegeben.

Die DB biete nach eigenen Angaben die besten Beschäftigungsbedingungen in der Eisenbahnbranche - „sowohl im sozialen Bereich als auch bei den Einkommen, die in den letzten Jahren um rund 15 bis 18 Prozent gestiegen sind“ - dabei sei das aktuelle Angebot noch nicht berücksichtigt.

„Die GDL will, dass die guten Standards der DB für alle Lokführer in Deutschland gelten. Um das zu erreichen, bestreikt sie ausgerechnet die DB und ihre Kunden. Das ist unseriös. Niemand versteht das“, kritisiert Personalvorstand Weber und betont ausdrücklich die weitere Verhandlungsbereitschaft der Bahn.

Kein unbefristeter Streik

GDL-Chef Claus Weselsky macht unterdessen den Bahn-Unternehmen Druck: „Ob wir mit dem heutigen Arbeitskampf unserem Ziel ein Stück näher gerückt sind, können allein die Arbeitgeber beantworten. Siebenmonatige Verhandlungen, ohne einen Flächentarifvertrag tatsächlich abzuschließen, sind Grund genug, den Druck mit weiteren Arbeitskämpfen zu erhöhen“, sagte Weselsky am Dienstag. Die Lokführer hätten mit ihrem Warnstreik ein „deutliches Signal gesetzt, dass sie bereit sind, für ihre Forderungen zu streiken“. Bis zum 7. März sollen die Wahlzettel ausgezählt sein, dann könnte es zu regelmäßigen Streiks kommen. „Aber unbefristet werden wir nicht streiken, dazu ist der Bahnverkehr zu wichtig“, fügte Weselsky hinzu.

Die zweistündigen Warnstreiks der Lokführer haben deutschlandweit am Dienstagmorgen zu zahlreichen Zugausfällen und Verspätungen im Bahnverkehr gesorgt. Im NRW-Nahverkehr blieben hauptsächlich die S-Bahnen stehen. Damit blockierten sie auch die Weiterfahrt anderer Züge. So fielen viele Verbindungen aus oder die Züge kamen teils mit Verspätungen von über 120 Minuten ans Ziel. Auch am Nachmittag war der Fahrplan noch nicht wieder im Lot. (dae/WE; mit dapd/rtr)