Essen . Im Streit um einen einheitlichen Tarifvertrag haben die Lokführer heute für zwei Stunden die Arbeit nieder- und den Bahnverkehr lahmgelegt. NRW gehörte zu den Streikschwerpunkten. Es gab zahlreiche Ausfälle und enorme Verspätungen.

Die Warnstreiks der Lokführer haben deutschlandweit zu zahlreichen Zugausfällen und Verspätungen im Bahnverkehr gesorgt. Im Nahverkehr blieben hauptsächlich die S-Bahnen in NRW sowie in Berlin, Nürnberg, Stuttgart und im Rhein-Main-Gebiet stehen. Auch im Regional- und Fernverkehr fielen viele Züge aus oder kamen teils mit Verspätungen von über 120 Minuten ans Ziel. Die Arbeitsniederlegungen dauerten von 6 Uhr bis 8 Uhr.

Nach Einschätzung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) beteiligten sich die meisten der im Nah-, Fern- und Regionalverkehr aufgerufenen Lokführer an den Streiks. Nicht in die Arbeitskämpfe einbezogen wurde der Güterverkehr, da die Verhandlungen mit den sechs Unternehmen laut GDL-Chef Weselsky vorankommen. Die Warnstreiks richten sich gegen die Deutsche Bahn (DB) sowie die sechs größten deutschen privaten Verkehrsunternehmen Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn. Es seien in den Morgenstunden „mehr als 80 Prozent aller Züge zum Stillstand gekommen“, so Weselsky.

Züge blockierten Bahnhöfe

In NRW hat der Streik die Pendler mit voller Wucht getroffen. Zahlreiche Züge stoppten für zwei Stunden ihre Fahrt in den Bahnhöfen. Damit blockierten sie auch die Weiterfahrt anderer Züge, die von verbeamteten Lokführern gesteuert wurden, die nicht streiken dürfen. Besonders betroffen waren die Bahnhöfe zwischen Mönchengladbach und Wuppertal. „Vor allem in Neuss und Düsseldorf haben viele stehengebliebene Züge die Bahnhöfe blockiert“, so ein Bahnsprecher auf DerWesten-Anfrage. Zeitweise konnte auch der Duisburger Bahnhof nicht mehr angesteuert werden.

Kritik gibt es an der Informationspolitik der Deutschen Bahn. Auf die Internetseite der Deutschen Bahn konnten sich die Fahrgäste nicht verlassen. Wegen des bundesweiten Streiks komme die Seite nicht mit der Aktualität hinterher, hieß es seitens der Bahn. Auch bei der geschalteten Servicenummer 08000/996633 sei teilweise ein Anrufbeantworter angesprungen. Trotzdem haben viele Pendler gelassen auf die Verspätungen und Ausfälle reagiert.

Züge aus dem Takt

Der Nahverkehr in NRW soll sich bis zum Mittag wieder einpendeln. „Die Züge müssen nun wieder in ihren Takt kommen“, sagt ein Bahnsprecher auf DerWesten-Anfrage. Allerdings werden sie zum Teil erst einmal nicht bis zur Endstation fahren, sondern sich schon früher wieder auf den Rückweg machen und damit einige Stationen auslassen.

Im Fernverkehr rechnet die Bahn mit Verspätungen bis in den frühen Abend.. „Ein ICE, der am Morgen zwei Stunden Verspätung hat, wird diese auf der Fahrt sicher nicht wieder aufholen“, so ein Bahnsprecher.

Die GDL leitete am Dienstag ihre Urabstimmung per Briefwahl ein. „Wir fragen unsere Mitglieder, ob sie hinter dem Arbeitskampf stehen", sagte GDL-Chef Weselsky. Er gehe mehrheitlich von einer positiven Antwort aus. Die Lokführer hätten mit ihrem Warnstreik ein „deutliches Signal gesetzt, dass sie bereit sind, für ihre Forderungen zu streiken“, so Weselsky im Interview mit dem Fernsehsender N24. Bis zum 7. März sollen die Wahlzettel ausgezählt sein, dann könnte es zu regelmäßigen Streiks kommen. „Aber unbefristet werden wir nicht streiken, dazu ist der Bahnverkehr zu wichtig“, fügte Weselsky hinzu.

Forderung nach Flächentarifvertrag

Pendler im Berufsverkehr bittet der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky um Verständnis für die Streiks: Die Gehälter der bei den sechs größten Privatbahnen beschäftigten Lokführer lägen im Schnitt 30 Prozent unter dem Vergütungsniveau bei der Deutschen Bahn (DB). Aber auch dieses sei zu gering: In einem Flächentarifvertrag soll daher ein für alle Lokführer geltendes, einheitliches Entgelt festgeschrieben werden, dass bei 105 Prozent des DB-Niveaus liegt. Für einen Berufsanfänger wären das Weselsky zufolge 2.295 Euro plus fünf Prozent.

Wer aufgrund von streikbedingten Zugausfällen, Verspätungen oder Anschlussverlusten auf Bus oder Auto umsteigen musste, könne sich Fahrkarte und Reservierung in DB-Reisezentren kostenlos erstatten lassen, so die Bahn. Alternativ könnten Reisende den nächsten, gegebenenfalls auch höherwertigen Zug nutzen, hieß es weiter. In diesem Fall werde bei Angeboten wie dem Sparpreis auch die Zugbindung aufgehoben. (DerWesten mit dapd/rtr/afp)

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