Berlin. . Die angekündigten Lokführer-Streiks sind am Montagmorgen ausgeblieben. Der Berufsverkehr verlief in allen Bundesländern nach Angaben der Deutschen Bahn wie geplant.

Pendler müssen heute offenbar nicht kurzfristig auf Auto oder Bus umsteigen. Der Deutschen Bahn lagen nach Angaben eines Sprechers am frühen Morgen keine Informationen über mögliche Arbeitskampfmaßnahmen vor. Auch in Nordrhein-Westfalen, wo die Warnstreiks Spekulationen zufolge beginnen sollten, lief der Bahnverkehr ohne Störungen.

Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, hatte am Wochenende mit flächendeckenden Streiks gedroht, sollten die Arbeitgeber DB und sechs Privatbahnen Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn kein „verhandlungsfähiges Angebot“ vorlegen. Die GDL verlangt für alle 26 000 Lokführer im Nah-, Fern- und Güterverkehr Löhne, die durchweg bei 105 Prozent des DB-Niveaus liegen.

Wann die Streiks beginnen, ist bislang weiter unklar. Die Gewerkschaft hatte die Arbeitsniederlegungen ab Wochenbeginn angekündigt, über Ort und Zeit werde sie rechtzeitig informieren. Weselsky zufolge sollen die Streiks zunächst nicht länger als drei Stunden dauern.

EVG sieht Tarifeinheit in Gefahr

Derweil warnt die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG die Arbeitgeber davor, den Forderungen der Lokführergewerkschaft GDL nachzugeben. „Wenn die Arbeitgeber der GDL einen besseren Abschluss als mit uns zugestehen, wird das weitreichende Konsequenzen haben“, sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner dem „Tagesspiegel“ (Montagausgabe). Dann werde seine Gewerkschaft Nachverhandlungen fordern und gleiche Bedingungen verlangen.

Kirchner drohte, bei einem Sonderabschluss mit der GDL sei die „Tarifeinheit Geschichte“. „Ich halte es für denkbar, dass wir dann Verhandlungen für einzelne Berufsgruppen führen, die wie die Lokführer im System Bahn ein besonders hohes Druckpotenzial haben“, sagte er. Es gehe nicht an, dass eine Berufsgruppe allein auf ihren Vorteil bedacht sei. Kirchner kritisierte zudem das Vorhaben der GDL, auch die krisengeschüttelte S-Bahn in Berlin zu bestreiken. „Wenn man es sich vermiesen will mit den Kunden, dann macht man das so wie die GDL“, sagte er. (dapd/afp)