Berlin. Kurz vor der Bundestagswahl berichtet ein Grünen-Politiker, dass Kanzler Olaf Scholz bei einem Dinner ausfällig geworden sei.
Olaf Scholz musste in seinem Bundestagswahlkampf den ein oder anderen Dämpfer verkraften. Anfang Februar kam heraus, dass der Bundeskanzler den Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) bei einer Party als „Hofnarr“ bezeichnete. Gegen den Vorwurf des Rassismus wehrte sich der SPD-Spitzenkandidat vehement. Auch Chialo betonte, Scholz sei kein Rassist. Für ihn sei die Äußerung aber „herabwürdigend und verletzend“. Der Eindruck, dass Scholz eine lose Zunge haben kann, blieb.
Ein Bericht des US-Politikportals „Politico“ berichtet nun kurz vor der Bundestagswahl über eine weitere mutmaßliche Beleidigung des Bundeskanzlers. Diese soll jedoch über ein Jahr zurückliegen, genauer gesagt am 29. Januar 2024 gefallen sein.
- Klimaschutz: Experten fordern Verzicht – und bringen Parteien in Verlegenheit
- Parteispende: Gut zwei Millionen: Was hinter der riesigen AfD-Spende steckt
- Podcast: Ricarda Lang: „Junge Frauen sollen sein wie alte Männer“
- Neuer CO2-Preis: Bis zu 890 Euro mehr: So teuer könnte Heizen in 5 Jahren werden
Scholz soll Koalitionspartner als „antipatriotische Provinz-Arschlöcher“ beleidigt haben
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Sebastian Schäfer schilderte gegenüber dem Portal, dass sich die Haushälter der Ampel-Fraktionen und stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden von SPD, FDP und Grünen im Bundeskanzleramt zum Abendessen trafen. Ein Dinner mit gutem Essen und reichlich Wein, das traditionell nach Abschluss der Haushaltsverhandlungen stattfindet.
Auch interessant
Grünen-Haushaltspolitiker Schäfer behauptete, er habe Scholz aufgefordert, „dass die Unterstützung für die Ukraine in das Verhältnis zur Wirtschaftsleistung eines Landes zu setzen sei“. Im Vergleich zu Deutschland würden die baltischen Staaten gemessen am Bruttoinlandsprodukt deutlich mehr liefern.
Dann soll Scholz wütend geworden sein. Nur „antipatriotische Provinz-Arschlöcher“ würden so argumentieren. Sollten diese Worte so gefallen sein, hätte der Kanzler Ukraine-Unterstützer aus der eigenen Koalition beleidigt. Gegenüber dem „Tagesspiegel“ bestätigte der Grünen-Politiker die „Politico“-Darstellung. Gegenüber dem US-Portal wies ein Regierungssprecher die Vorwürfe zurück, die Behauptung sei „abstrus“.
Alle aktuellen Informationen zur Bundestagswahl lesen Sie in unserem Live-Blog.
Strack-Zimmermann und Hofreiter bestätigen Beleidigung indirekt
Prominente ehemalige Mitglieder der gescheiterten Ampel-Koalition bestätigten den Vorgang auf der Plattform X jedoch indirekt. So zum Beispiel Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP). Die Europaabgeordnete gilt als energische Unterstützerin der Ukraine und setzt sich für verstärkte Waffenlieferungen ein.
Sie schrieb am Mittwoch auf X: „Vor einem Jahr wurde intern bekannt, dass Scholz Ukraine-Unterstützer wie Michael Roth (SPD), Anton Hofreiter (Grüne) und mich intern als ‚antipatriotische Provinzarschlöcher‘ beleidigt hat. Wahrscheinlich kann er sich an den Vorgang nicht mehr erinnern.“
Vor einem Jahr wurde intern bekannt, dass Olaf Scholz Unterstützer der Ukraine wie @MiRo_SPD, @ToniHofreiter und mich intern als „antipatriotische Provinzarschlöcher“ bezeichnet hat. Wahrscheinlich kann er sich an den Vorgang nicht mehr erinnern. Noch Fragen? https://t.co/xWGM2T1bkq
— Marie-Agnes Strack-Zimmermann (@MAStrackZi) February 19, 2025
Gegenüber dem „Tagesspiegel“ forderte Hofreiter, der laut Stracks-Zimmermanns Post von Scholz beleidigt wurde, eine Entschuldigung. „Scholz sollte um Entschuldigung für seine Ukrainepolitik bitten“, so Hofreiter.
- Ex-Botschafter: „Ein Geschenk an Putin, der sich die Hände reibt“
- Seltene Erden: Krieg um Rohstoffe: Trump schlägt der Ukraine Deal vor
- Südkorea berichtet: Nordkoreanische Soldaten aus der Ukraine abgezogen
- Tote und Verletzte: Russland soll als Notunterkunft genutzte Schule bombardiert haben
Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag sagte, Scholz sei hauptverantwortlich dafür, dass die Ukraine und die EU in einer Position der Schwäche seien und jetzt keinen Platz am Verhandlungstisch bekommen haben. Derzeit scheint es, als wollten vor allem die USA mit Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin über die Zukunft der Ukraine verhandeln.