Nürnberg/Berlin. Beim Parteitag der CSU herrscht Volksfest-Stimmung. Der CSU-Chef ist gut in Form und verteilt Spitzen – auch gegen Merz und die CDU.
Markus Söder – der Retter der Union, der Garant für den Wahlsieg von Friedrich Merz? So klingt das am Samstagmorgen, beim kleinen Parteitag der CSU in Nürnberg: „Bayern tut Deutschland gut. Die CSU tut der CDU gut“, ruft Söder den Delegierten zu – und schickt noch einen kleinen, nicht ganz so freundlichen Hinweis an Friedrich Merz und die Schwesterpartei CDU: Bei den umstrittenen Abstimmungen zur Asylpolitik im Bundestag hätten 100 Prozent der CSU-Abgeordneten für die Unionslinie gestimmt. Bei der CDU, jeder im Saal weiß es, gab es immerhin zwölf Abweichler.
Söder wäre nicht Söder, wenn er nicht solche kleinen, gut kalkulierten Spitzen gegen Merz austeilen würde. Beim CDU-Parteitag am Montag war es der unüberhörbare Hinweis darauf, dass Merz mit der Inkaufnahme der AfD-Stimmen für eine Mehrheit im Bundestag eine „Leitentscheidung“ getroffen haben. Mit anderen Worten: Er war’s. Ich war’s nicht.
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An diesem Morgen in Nürnberg ist es der Hinweis auf die Umfragen: Söder kann so breitbeinig auftreten, weil er im vergangenen Jahr durchgängig in den Umfragen bei 40 Prozent lag. Friedrich Merz liegt dagegen mit der Gesamtunion zehn Prozentpunkte dahinter.
Tatsächlich geben sich die Deutschen weiterhin relativ unbeeindruckt vom Merz-Manöver in der Migrationspolitik – die Werte sind nicht wirklich besser geworden, aber auch nicht sichtbar schlechter. Die Union insgesamt bleibt bei rund 30 Prozent. Während Söder und Merz in Nürnberg Wahlkampf machen, sind 170 Kilometer weiter in München für diesen Tag wie auch in vielen anderen Städten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus, Hass und Hetze geplant.
Söder keult gegen das Gendern – und der Saal schüttelt sich vor Lachen
Söder bespielt das CSU-Treffen an diesem Samstag wie ein großes Volksfest-Zelt. Das kann er, das mag er. Man merkt das daran, wie sehr er sich selbst über seine Einfälle freut: „Dunkelflaute – das neue Wort für Rot-Grün“, ätzt er in Richtung Rest-Ampel. Und wiederholt es noch mal genüsslich: „Dunkelflaute.“ Hihi.
Und, ja klar, neben klaren Angriffen gegen die AfD kommt auch Söders Lieblingsthema auf den Tisch: das Gendern. Für dieses Mal hat er sich die Lehrstühle angeschaut und sich notiert, was man da so studieren kann: In Kiel gebe es „Hegemoniale Männlichkeit“ und „Kritisches Weißsein“, sagt er. „Wo auch sonst?“, fragt er – es ist ein kleiner Tritt gegen CDU-Regierungschef Daniel Günther, seinen innerparteilichen Lieblingsgegner. In Hannover könne man sogar „Genderkompetenz für Landschaftsplanung“ studieren. Ob man demnächst „Hügelin“ oder „Bergin“ sagen müsse, fragt Söder, und der Saal schüttelt sich vor Lachen. Oder: Er habe jetzt gehört, dass es hundert mögliche Geschlechter gebe. „So ein Unsinn“, findet Söder. „Die übertriebene Woke-Ideologie fördert den rechten Rand stärker“, als viele Vorkämpfer der Wokeness glaubten, warnt er.
Für Friedrich Merz ist der CSU-Parteitag an diesem Samstag eine Art Duell vor dem Duell: Erst das Rededuell mit seinem Allzeit-Rivalen Söder, am Sonntagabend dann bei ARD und ZDF der Schlagabtausch mit Kanzler Olaf Scholz. Gut möglich, dass Merz den SPD-Mann inzwischen für den weniger gefährlichen Konkurrenten hält.
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