Washington. „Elons kleine Strolche“: Jungspunde dringen mit Prokura von Trump in sensible Computer-Systeme ein. Was sie da genau machen, weiß niemand.

Sein Spitzname in sozialen Medien lautet „Dicke Eier”. Edward Coristine, mit 19 Jahren nicht mal alt genug, um in der Bar ein Bier zu bestellen, gehört zur Speerspitze jener juvenilen Kampftruppe, die Donald Trumps Allzweckberater Elon Musk im Auftrag des US-Präsidenten durch Amerikas Ministerien und Regierungsbehörden jagt, um Verschwendung aufzuspüren und den Staats-Etat zu schrumpfen. 

Coristine hat bei Neuralink, Trumps Firma für Gehirn-Computer-Schnittstellen, ein Praktikum absolviert. Was den Sohn eines Popcorn-Unternehmers für die Aufgabe qualifiziert, das Billionen-schwere Budget der Vereinigte Staaten sachverständig zu durchforsten, ist öffentlich nicht bekannt. Das gilt auch für die übrigen Jungmänner im Alter zwischen 19 und 25, die seit Tagen laut US-Medien durch ihr forsches Auftreten für Entsetzen und Kopfschütteln sorgen. 

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„Elons kleine Strolche führen sich wie schlechte FBI-Agenten auf“

Wird ihnen, wie anfänglich im Finanz- oder Entwicklungshilfe-Ministerium geschehen, der Zugang zu sensiblen Computer-Systemen verwehrt, wird es nach Berichten von Ohrenzeugen schnell unverschämt und laut. „Elons kleine Strolche führen sich auf wie schlechte FBI-Agenten bei einer Razzia”, sagte ein ehemaliger Mitarbeiter der Behörde für Personalverwaltung (OPM) dieser Zeitung. 

Elon Musk ist zu Donald Trumps Allzweckberater geworden.
Elon Musk ist zu Donald Trumps Allzweckberater geworden. © AFP | ANGELA WEISS

Was altgediente Staatsdiener besorgt, ist die „Unbeschwertheit”, mit der die Kontrolleure vorgingen. Ob im Gesundheits- und Sozialministerium, dem Finanzministerium, der Klima- und Wetterbehörde „National Oceanic and Atmospheric Administration” oder dem vor der Auflösung stehenden Bildungsministerium – überall konzentrierten sich Musks Emissäre auf hochgradig geschützte Daten-Sätze. Was sie damit tun, ob sie Informationen kopieren oder durch neuen Software-Code verändern, „weiß niemand”, sagte ein Mitarbeiter dem Magazin „The Atlantic”. 

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Ein Jungspund bezeichnet sich selbst als rassistisch

Dabei kommt es zu bizarren Szenen. Als Luke Farritor (23), ein Jungspund, der sich Archäologie-Themen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz widmet, Zugang zum IT-System des Energie-Ministeriums verlangte, legten sich Juristen des Ministeriums quer; bis von höherer Stelle grünes Licht erteilt wurde.

In Washington gab es Demonstrationen gegen Elon Musks
In Washington gab es Demonstrationen gegen Elon Musks "Department of Government Efficiency“ (DOGE), der Behörde, die die Verwaltung und den Haushalt auf Effizienz trimmen soll. © AFP | Drew Angerer

Mindestens einer der alerten Kostensenker, die allesamt Silicon Valley- und/oder Musk-Imperium-Erfahrung haben, war zwischenzeitlich bereits wieder weg. Der 25-jährige Marko Elez, der Zugang zum zentralen Auszahlungssystem des Finanzministeriums besaß und sogar Computer-Programme neu schreiben durfte, fiel durch Sprüche in sozialen Medien auf, wo er gegen indische Gastarbeiter in der Tech-Branche stänkerte und Sätze wie diesen losließ: „Ich war schon rassistisch, bevor es cool wurde.“ Wie Trumps Sprecherin Karoline Leavitt mitteilte, hatte Elez seinen Posten in dem für Musk eingerichteten Pseudo-Ministerium „Department of Government Efficiency” (Doge) sofort niedergelegt. Dann die Wende: Auf Drängen von Vize-Präsident JD Vance, dessen Frau indischer Herkunft ist, holte Musk den Knaben am Freitagabend zurück. Fehler verziehen.

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Erfahrung in Haushaltsfragen hat offenbar niemand

Niemand in der Musk-Truppe hat laut „Washington Post” berufliche Erfahrungen mit Haushaltsfragen; geschweige denn die nötige Sicherheitsstufe, um etwa auf Millionen Daten-Sätze von Regierungsangestellten, Unternehmen und Steuerbürgern zugreifen zu dürfen. Nach welchen Kriterien sie vorgehen auf der Suche nach Spar-Potenzialen, ist ebenfalls unbekannt. Die Nachwuchs-Truppe hat aber ein Problem mit der Transparenz. Die Top-Leute, darunter Edward „Dicke Eier” Coristine, löschten zuletzt ihre Social Media-Konten.