Berlin. Der künftige US-Präsident ergeht sich in imperialen Phantasien und schließt Gewalt nicht aus. Nun spricht ein dänischer Offizieller über die Pläne.
Die imperialistische Rhetorik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump kennt derzeit keine Grenzen. So schwadroniert er von Kanada als 51. Bundesstaat der Vereinigten Staaten, zweifelt den Status des Panama-Kanals an, will den Golf von Mexiko in „Golf von Amerika“ umbenennen – und spricht ganz offen davon, Grönland, das zum dänischen Königreich zählt und darin einen Sonderstatus hat, den USA gegen jedes geltende Recht einverleiben zu wollen.
Grönland würde „enorm davon profitieren, Teil der USA zu sein“, hatte Trump zuletzt getönt und die historischen Bindungen der weltgrößten Insel an Dänemark in Frage gestellt. Damit bewies Trump lediglich sein Unwissen, schlimmer ist, dass er auf Nachfrage eines Journalisten der „New York Times“ bei einer Pressekonferenz nicht ausschließen wollte, zum Erreichen seiner Ziele notfalls auch militärische Gewalt einzusetzen.
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Angst vor einer instabilen Lage in Grönland nach der Unabhängigkeit
Warum aber ausgerechnet Grönland? Die Insel im Nordatlantik zählt nicht einmal 60.000 Einwohner und ist zum größten Zeil von einem bis zu 3200 Meter dicken Eisschild bedeckt. Allerdings schlummern unter dem Eis wertvolle Bodenschätze wie seltene Erden, die zum Beispiel für Mobiltelefone benötigt werden. Allein dies könnte den Appetit des künftigen starken Mannes im Weißen Haus auf die Insel erklären, doch nach Ansicht dänischer Offizieller geht es Trump in erster Linie um etwas anderes.
Wie der US-Sender CNN berichtet, geht es Trump vor allem um militärstrategische Interessen der USA. Zwar haben die Vereinigten Staaten durch ein Abkommen mit Dänemark das Recht, in Thule eine Militärbasis und Radaranlagen zu unterhalten. Doch fürchten US-Verteidigungsexperten den zunehmenden Drang Grönlands nach vollständiger Unabhängigkeit von Dänemark, das bisher bei außenpolitischen Fragen die Entscheidungsgewalt inne hat. Dänemark gehört der Nato seit ihrer Gründung im Jahr 1949 an, das Gebiet Grönlands ist somit Teil des westlichen Militärbündnisses.
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Ein ungenannter dänischer Offizieller erklärte gegenüber CNN, dass gerade diese Unabhängigkeitsbestrebungen das Weiße Haus nervös machen. Ein unabhängiges Grönland wäre möglicherweise nicht mehr Nato-Mitglied, sagte der Insider dem Sender. Die Insel könne politisch instabil werden und die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten könnten ebenfalls leiden, hieß es weiter. Dies würde bedeuten, dass Grönland gleichzeitig „anfälliger“ für chinesische und russische Einflüsse werden könnte. Die arktische Region steht bereits jetzt im Fokus der Weltmächte. Nicht fern von Grönlands Ostküste liegt eine Einfahrt für russische Schiffe und U-Boote auf dem Weg in den Atlantik. Besorgt zeigen sich amerikanische Militärstrategen auch über die zunehmende Kooperation Russlands mit China in der Arktis und im Arktischen Meer.
Trump argumentiert mit der „nationalen Sicherheit“
Washington brauche das Gebiet „für die wirtschaftliche Sicherheit“, hatte Trump zuletzt gesagt. Im Dezember hatte er bereits den US-Anspruch auf Grönland mit „Gründen der nationalen Sicherheit“ erklärt. Bereits während seiner ersten Amtszeit hatte Trump im Jahr 2019 öffentlich die Absicht geäußert, Grönland zu kaufen.
Bei den Nato-Verbündeten der USA und bei der EU stößt Trumps Grönland-Plan auf scharfe Ablehnung. „Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden“, sagte etwa Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ohne Trump ausdrücklich zu erwähnen. Das Prinzip der Unverletzlichkeit gelte für jedes Land, egal ob es im Osten oder im Westen liege. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas fand ebenfalls klare Worte. „Wir müssen die territoriale Integrität und die Souveränität Grönlands respektieren“, sagte Kallas am Donnerstag in Brüssel. „Grönland ist ein Teil von Dänemark“, betonte die EU-Chefdiplomatin.