Berlin/Washington. Noch nicht einmal im Amt, droht Donald Trump unverhohlen den Nachbarstaaten der USA. Mexikos Präsidentin Sheinbaum hat die passende Antwort.
Donald Trump ist noch nicht einmal als US-Präsident im Amt, doch bereits vor seiner Vereidigung am 20. Januar zeigt er, wie eine zukünftige US-Außenpolitik unter seiner Führung höchstwahrscheinlich aussehen wird. Bisher lässt sie sich mit einem Shakespeare-Zitat zusammenfassen: „Ist dies Wahnsinn, so hat es doch Methode“, sagt Polonius, der Chefberater des schurkischen Königs Claudius, über den Dänen-Prinzen Hamlet, der sich verstellen muss, um nicht Opfer höfischer Intrigen zu werden.
Anders als Hamlet ist Donald Trump kein Ironiker. Was er sagt, meint er ernst. Das hat er in seiner ersten Amtszeit zu Genüge gezeigt. Seine jüngsten Tiraden und Drohungen gegenüber den Nachbarstaaten Kanada und Mexiko, seine imperialistischen Gelüste, die auf eine Kontrolle über den Panama-Kanal und eine Einverleibung Grönlands abzielen, mögen wahnsinnig erscheinen, doch sie haben ganz sicher Methode.
Trump: Rechtsextremistin soll Gesetzentwurf zur Umbenennung ausarbeiten
Der südliche Nachbar Mexiko ist für Trump gleich in mehrfacher Hinsicht zur Zielscheibe geworden. Für den Republikaner kommt alles Schlechte aus dem Süden – insbesondere die vermeintliche „Flut“ an Migranten, die er mit einer Mauer stoppen will. Auch hohe Importzölle für mexikanische Waren hat Trump bereits angekündigt. Damit nicht genug: Der designierte US-Präsident will quasi auch in die Geographie eingreifen und mithilfe der Sprache neue Fakten schaffen und einen US-amerikanischen Herrschaftsanspruch in der Region untermauern.
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So soll nun auch der Golf von Mexiko, ein 218.000 Quadratmeilen großes Meeresbecken zwischen den USA und Mexiko, in „Golf von Amerika“ umbenannt werden. Der Begriff „Golf von Mexiko“ ist seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlich, was Trump aber nicht davon abhält, eine seiner getreuesten Anhängerinnen mit der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfes zu beauftragen. Die rechtsextreme Abgeordnete Marjorie Taylor Greene kündigte auf „X“ (vormals Twitter) an, sie habe ihre Mitarbeiter entsprechend beauftragt. Ein Gesetz solle möglichst bald im Kongress verabschiedet werden. Trump dürfte dann zufrieden sein. Der Name „Golf von Amerika“ sei nicht nur angemessen, sondern habe auch einen „wunderschönen Klang“ hatte Trump getönt.
Auf derlei Wahnsinn hat Mexikos linke Präsidentin Claudia Sheinbaum nun eine angemessene Antwort gegeben. Der Süden der USA könne doch wie auf den Weltkarten des 17. Jahrhunderts wieder „America Mexicana“ heißen, schlug Sheinbaum, vor. „Warum nennen wir es nicht mexikanisches Amerika? Klingt gut, nicht wahr?“, sagte sie bei ihrer täglichen Pressekonferenz am Mittwoch und teilte damit noch einmal gegen Trump aus.
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Mögliche Umbenennung nur auf diplomatischem Weg möglich
Bis zum mexikanisch-amerikanischen Krieg im 19. Jahrhundert waren heutige US-Bundesstaaten wie Kalifornien, Arizona und Texas Teil von Mexiko. Der Golf von Mexiko wiederum grenzt nicht nur an die US-Bundesstaaten Texas, Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida, sondern auch an Mexiko und Kuba. Eine Umbenennung würde diplomatische Verhandlungen mit diesen Staaten erfordern, und außerdem bedeutende Anpassungen in Kartenwerken, internationalen Verträgen und wissenschaftlichen Dokumenten nach sich ziehen.
Seit Oktober ist die Linkspolitikerin und Klimaexpertin Sheinbaum Mexikos erste Präsidentin. Ihr Vorgänger und politischer Ziehvater Andrés Manuel López Obrador war Präsident während Trumps erster Amtszeit (2017-2021). Trotz der damaligen Drohungen des Republikaners mit Strafzöllen gegen Mexiko und der Spannungen um das Thema Migration vermied es der erfahrene mexikanische Politiker, Trump öffentlich zu widersprechen und pflegte ein recht gutes Verhältnis zu ihm. (mit dpa)