Berlin. Könnte es bald Sanktionen gegen Israel geben? Der EU-Chefdiplomat forder das – eine Umsetzung ist unwahrscheinlich. Nahost-News im Blog.

  • EU-Außenbeauftragter schlägt Sanktionen gegen Israel vor
  • Leiche von getötetem israelischen Soldaten im Gazastreifen geborgen
  • Israelischer Militäreinsatz im Westjordanland
  • Amnesty International fordert EU-Sanktionen gegen Israel
  • IDF meldet Befreiung von Hamas-Geisel

Dieser Blog ist geschlossen und wird nicht mehr aktualisiert.

Lage im Nahen Osten – News vom 28. August: EU-Außenbeauftragter schlägt Sanktionen gegen Israel vor

7.39 Uhr: Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert sie schon länger, nun schlägt auch der EU-Außenbeauftragte Sanktionen gegen Teile der israelischen Regierung vor. Vor dem Treffen der Außenminister hat Josep Borrell angeregt, Finanzminister Bezalel Smotrich und Polizeiminister Itamar Ben-Gvir in den Fokus zu nehmen – beide sind rechtsextreme Koalitionspartner von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Zudem sind sie Verfechter der aus Sicht des höchsten UN-Gerichts illegalen Siedlungspolitik in besetzten Gebieten im Westjordanland.

Ben-Gvir hatte sich zuletzt unter anderem dafür ausgesprochen, Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu stoppen, um die dort herrschende Terrororganisation Hamas zum Aufgeben zu bewegen. Ähnlich äußerte sich Finanzminister Smotrich. Er bezeichnete eine mögliche Blockade von Hilfsgütern bis zur Freilassung aller israelischen Geiseln als moralisch und gerechtfertigt – selbst wenn dies den Hungertod von zwei Millionen Menschen im Gazastreifen bedeute.

Nun könnten Sanktionen wegen Aufstachelung zu Hass und Menschenrechtsverletzungen verhängt werden. Ob und wenn ja, wann der Vorschlag umgesetzt wird, ist allerdings unklar. Hintergrund ist, dass Sanktionsbeschlüsse in der Europäischen Union einstimmig gefasst werden müssen und Länder wie Deutschland, Tschechien und Ungarn Sanktionsforderungen gegen Israel bislang eher kritisch gegenüberstanden. Sollte es zum Vollzug kommen, müssten in der EU vorhandene Vermögenswerte der beiden Minister eingefroren werden und beide dürften nicht mehr in die EU einreisen.

Leiche von getötetem israelischen Soldaten im Gazastreifen geborgen

2.26 Uhr: Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben im Gazastreifen die Leiche eines Soldaten gefunden und zurück nach Israel gebracht. Der Mann soll bereits am 7. Oktober beim Angriff der Hamas getötet worden sein. Informationen dazu, wo die Überreste gefunden wurden, gab es zunächst nicht. An dem Militäreinsatz seien Soldaten und Mitarbeiter des Inlandsgeheimdienstes beteiligt gewesen.

Die Terrororganisation Hamas hat nach israelischer Zählung derzeit noch 107 Geiseln in ihrer Gewalt. Mindestens ein Drittel davon gilt als tot. 

Lage im Nahen Osten – News vom 28. August: Israelische Armee meldet neun Tote bei Militäreinsatz im Westjordanland

12.14 Uhr: Die israelische Armee hat bei einer noch laufenden „Anti-Terror-Operation“ im Norden des Westjordanlands nach eigenen Angaben neun militante Palästinenser getötet. Drei „Terroristen“ seien bei einem Luftangriff in der Stadt Dschenin getötet worden, teilte das Militär am Mittwoch mit. Zwei Menschen seien in Dschenin und Tulkarem „eliminiert“ worden, vier weitere bei einem Luftangriff in der Gegend des Flüchtlingslagers Faraa im Jordantal.

Auf Seiten der israelischen Armee habe es bislang keine Verletzten gegeben, sagte Militärsprecher Nadav Schoschani. Angaben zur Dauer des Einsatzes und zur Zahl der beteiligten Soldaten machte er nicht. Der Palästinensische Rote Halbmond hatte zuvor zehn Tote und 15 Verletzte gemeldet.

Ein bewaffneter israelischer Soldat hält auf seinem Posten im besetzten Westjordanland Wache.
Ein bewaffneter israelischer Soldat hält auf seinem Posten im besetzten Westjordanland Wache. © DPA Images | Ilia Yefimovich

Israelischer Militäreinsatz im Westjordanland

7.32 Uhr: Israels Armee hat in der Nacht eine größere Militär-Operation im völkerrechtswidrig von Israel besetzten Westjordanland begonnen. Laut Militär-Angaben laufen als Anti-Terror-Einsätze bezeichnete Maßnahmen in den nördlichen Städten Dschenin und Tulkarem, die als Hochburgen militanter Palästinenser gelten. Medienberichten zufolge setzte die Armee neben zahlreichen Soldaten auch Drohnen und Scharfschützen ein, zerstörte Infrastruktur mit Bulldozern. Mehrere Krankenhäuser und die Stadt Dschenin sollen komplett abgeriegelt worden sein.

In der Stadt seien zwei Menschen erschossen und mehrere weitere verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Laut dem Roten Halbmond wurden bei dem Einsatz insgesamt zehn Menschen getötet. Ob es sich bei ihnen um militante Palästinenser handelt, blieb unklar. Die Armee machte zunächst keine detaillierten Angaben zu ihrem Einsatz.

Dem arabischen Sender Al Jazeera zufolge sollen Palästinenser die Soldaten unter anderem im Flüchtlingsviertel Nur Schams in Tulkarem mit Schusswaffen und Sprengsätzen attackiert haben. Zusammenstöße gab es demnach auch in anderen Ortschaften im Westjordanland.

Amnesty International fordert EU-Sanktionen gegen Israel

4.26 Uhr: Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert kurz vor neuen EU-Beratungen zum Nahost-Konflikt scharfe europäische Sanktionen wegen der israelischen Siedlungspolitik. In einem Brief an die Außenminister der EU-Staaten und den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell spricht sich Amnesty für ein Waffenembargo und ein Verbot von Investitionen in bestimmte israelische Unternehmen aus. Zudem empfiehlt die Organisation, den Handel mit Gütern aus israelischen Siedlungen in besetzten Gebieten in der EU zu verbieten. Auch Ost-Jerusalem solle dabei eingeschlossen werden.

Als Grund für ihre Forderungen nennen die Menschenrechtler das im Juli veröffentlichte Gutachten des Internationalen Gerichtshofs (IGH) zur israelischen Besatzung der palästinensischen Gebiete. In diesem vertritt das höchste UN-Gericht die Auffassung, dass Israels Besatzung illegal ist und so schnell wie möglich beendet werden muss. Amnesty argumentiert, die Feststellungen des Gerichts legten auch die Verantwortlichkeiten von Drittstaaten fest. Derzeit kämen die EU und die Mitgliedstaaten diesen nicht nach, da bestimmte Handlungen zur Aufrechterhaltung der unrechtmäßigen Situation beitrügen. Als Beispiele nennt die Organisation etwa die Lieferung von Waffen und den Handel mit Siedlungen.

Lage im Nahen Osten – News vom 27. August: Israelische Armee meldet weitere Befreiung von Hamas-Geisel

15.23 Uhr: Die israelische Armee hat erneut eine Geisel aus der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas befreit. Ein 52-jähriger Beduine sei in einem schwierigen Einsatz im Süden des Gazastreifens gerettet worden, teilte das Militär mit. 

Der bei dem Terrorangriff am 7. Oktober entführte Mann sei in stabilem Zustand und werde für Untersuchungen in ein Krankenhaus gebracht. Seine Familie sei informiert worden. Aus Sicherheitserwägungen könnten keine weiteren Einzelheiten veröffentlicht werden, hieß es weiter. „Die israelischen Sicherheitskräfte werden weiterhin mit allen Mitteln daran arbeiten, die Geiseln heimzubringen“, hieß es in der Mitteilung. Es ist die achte Geisel, die lebend von dem Militär befreit werden konnte. 

Israelischer Araber bei Konfrontationen mit Siedlern erschossen

10.16 Uhr: Ein israelischer Araber ist nach Medienberichten erschossen worden, nachdem israelische Siedler in eine palästinensische Ortschaft im Süden des Westjordanlands eingedrungen waren. Es gab widersprüchliche Berichte über den genauen Hergang des tödlichen Vorfalls. Palästinensische Medien berichteten, der etwa 40-Jährige sei von Siedlern erschossen worden. Laut israelischen Medien waren es dagegen Soldaten, die die Schüsse abgegeben haben sollen. Vier Palästinenser wurden den Angaben zufolge verletzt. 

Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete, die Siedler seien nach Vorwürfen, Palästinenser hätten israelische Fahrzeuge in der Region mit Steinen beworfen, in die Ortschaft südlich von Bethlehem eingedrungen. Nach anderen Berichten seien dagegen zuerst Steine von Siedlern auf palästinensische Fahrzeuge geworfen worden. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man untersuche den Vorfall, der sich am Montagabend ereignet hat

Bethlehem: Israelische Soldaten halten ihre Waffen während Zusammenstößen mit palästinensischen Demonstranten.
Bethlehem: Israelische Soldaten halten ihre Waffen während Zusammenstößen mit palästinensischen Demonstranten. © DPA Images | Luay Sababa

Lage im Nahen Osten – News vom 26. August: Gaza-Gespräche gehen laut USA auf Arbeitsebene weiter

21.30 Uhr: Die Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen werden nach Angaben der US-Regierung in Kairo auf Arbeitsebene fortgesetzt. „Es gibt weiterhin Fortschritte, und unser Team vor Ort bezeichnet die Gespräche weiterhin als konstruktiv“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby. Der Raketen- und Drohnenangriffs der Hisbollah am Wochenende habe die Arbeit der Teams vor Ort „nicht beeinträchtigt“.

Kirby widersprach der Darstellung, dass die Gespräche gescheitert seien. Im Gegenteil: Die Gespräche seien „so weit gediehen, dass der nächste logische Schritt darin bestand, Arbeitsgruppen auf niedrigeren Ebenen einzusetzen“, um die Feinheiten auszuarbeiten, sagte er. Man sei so weit gekommen, dass man nicht mehr alle Vermittler und die Führungsriege dort brauchte, sagte er. Die Themen, über die nun gesprochen werde, seien sehr viel konkreter und detaillierter als bisher. 

Ein Frühchen wird im Al-Aksa-Krankenhaus im Zentrum des Gazastreifens auf seine Evakuierung vorbereitet.
Ein Frühchen wird im Al-Aksa-Krankenhaus im Zentrum des Gazastreifens auf seine Evakuierung vorbereitet. © AFP | EYAD BABA

Wagenknecht verteidigt Kritik an Israel

15.06 Uhr: Die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht weist Kritik des Zentralrats der Juden in Deutschland zurück, sie befeuere mit ihren Positionen zum Nahostkonflikt Israelhass. „Wenn jeder, der die Netanjahu-Regierung und deren brutale Kriegsführung im Gazastreifen kritisiert, ein Israel-Hasser ist, dann wäre ein erheblicher Teil der Israelis Israel-Hasser“, sagte Wagenknecht der „Welt“. 

Zentralratspräsident Josef Schuster hatte Wagenknecht und ihrem Bündnis BSW vor gut einer Woche im „Welt“-Interview vorgeworfen, mit einer „eher populistischen Positionierung den Israelhass in Deutschland“ zu befeuern. Wagenknecht erkenne nicht an, dass Israel sich gegen eine Terrororganisation verteidige. Dass die BSW-Chefin Israels Kriegsführung unterstellte, „Züge eines Vernichtungsfeldzugs“ zu tragen, nannte Schuster „völlig unangemessen“. 

Die Rakete, die südlich Tel Aviv niedergegangen ist, soll nach Angaben der israelischen Armee aus dem südlichen Gazastreifen gekommen sein
Die Rakete, die südlich Tel Aviv niedergegangen ist, soll nach Angaben der israelischen Armee aus dem südlichen Gazastreifen gekommen sein © DPA Images | Ariel Schalit

Israels Polizeiminister provoziert mit neuen Äußerungen zu Tempelberg

13.51 Uhr: Der israelische Polizeiminister Itamar Ben-Gvir setzt seine Provokationen mit Blick auf die sensibelste heilige Stätte in Jerusalem fort. Ben-Gvir sagte dem israelischen Armeesender zur Situation auf dem Tempelberg, der auch Muslimen heilig ist: „Ich sage es ganz einfach: Die Politik auf dem Tempelberg erlaubt es Juden, zu beten. Punkt.“ 

Mit der Aussage widersprach der rechtsextreme Polizeiminister erneut der deklarierten Politik des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Laut einer langjährigen Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Dagegen gibt es jedoch immer wieder Verstöße.

Israel setzt nach Gewaltausbruch mit Hisbollah Angriffe im Gazastreifen fort

13.30 Uhr: Nach dem Gewaltausbruch im anhaltenden Konflikt zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah-Miliz hat die israelische Armee am Montag ihre Einsätze im Gazastreifen fortgesetzt. Rettungskräften zufolge wurden am Montag bei einem Luftangriff in der Stadt Gaza mindestens fünf Menschen getötet, die israelische Armee sprach von der Tötung von „dutzenden“ palästinensischen Kämpfern. Unterdessen lobte die Regierung in Teheran die von ihr unterstützte Hisbollah für deren Angriff auf Israel. 

Geflüchtete Palästinenser evakuieren die dem Ministerium für Stiftungen angegliederte Da‘wa-Fakultät, nachdem die israelische Armee sie mit der Begründung, sie befinde sich in einer Kampfzone, aufgefordert hatte, die Fakultät zu räumen.
Geflüchtete Palästinenser evakuieren die dem Ministerium für Stiftungen angegliederte Da‘wa-Fakultät, nachdem die israelische Armee sie mit der Begründung, sie befinde sich in einer Kampfzone, aufgefordert hatte, die Fakultät zu räumen. © DPA Images | Abed Rahim Khatib

Aus dem Gazastreifen berichteten AFP-Journalisten und Augenzeugen am Montag von nächtlichen Angriffen und Beschuss auf die Stadt Gaza und weitere Gebiete in dem Palästinensergebiet. Mit Blick auf den Luftangriff auf die Stadt Gaza sprach der Fahrer eines Krankenwagens von „Märtyrern und Körperteilen“, die sich zudem noch unter den Trümmern des Gebäudes im Viertel Al-Rimal befänden.

Nach Angaben der israelischen Armee wurden bei Angriffen auf die Städte Chan Junis und Rafah im Süden und Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens „dutzende“ palästinensische Kämpfer getötet. Zudem sei in Chan Junis ein Raketenwerfer der Hamas getroffen worden. Zuvor hatte die islamistische Palästinenserorganisation Tel Aviv mit einer Rakete angegriffen. Das Geschoss landete nach israelischen Angaben in unbewohntem Gebiet südlich der Metropole.

Lage im Nahen Osten – News vom 25. August: Israel: Hamas meldet Raketen-Angriff auf Tel Aviv

21.37 Uhr: Der bewaffnete Arm der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas hat nach eigenen Angaben am Sonntagabend eine Rakete auf die israelische Stadt Tel Aviv abgefeuert. Die israelische Armee teilte mit, die Rakete sei über unbewohntem Gebiet der Stadt Rischon Lezion südlich von Tel Aviv niedergegangen. „Nach dem Raketenalarm, der in Rischon Lezion zu hören war, wurde ein Projektil gefunden, das aus dem südlichen Gazastreifen kam“, erklärte die Armee.

Hisbollah-Chef – Wollten keine Zivilisten angreifen

18.02 Uhr: Die Hisbollah hat bei ihrem groß angelegten Angriff gegen Israel am Sonntag nach Worten ihres Chefs Hassan Nasrallah bewusst keine zivilen Ziele ins Visier genommen. „Unser Ziel war von Anfang an, keine Zivilisten anzugreifen, sondern militärische Ziele“, sagte Nasrallah in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Die Miliz habe sich für einen Angriff auf die Gilot-Militärbasis in der Nähe von Tel Aviv entschieden. 

Wegen der sorgfältigen Wahl für den Ort des Angriffs und auch, um den Verhandlungen zur Beendigung des Gaza-Kriegs eine Chance zu geben, habe die Hisbollah mit ihrem seit mehr als zwei Wochen angekündigten Angriff gegen Israel gewartet. Zudem sei auch die Verzögerung eine Strafe für den israelischen Feind gewesen. Nach dieser ersten Phase stünden Angriffe des Irans und der Huthi-Miliz im Jemen nun noch aus. 

Die Hisbollah habe Israel mit 340 Raketen angegriffen, sagte Nasrallah. Israel hatte seinerseits kurz zuvor Ziele im Südlibanon angegriffen und sprach dabei von einem „Akt der Selbstverteidigung“. Im Libanon wurden drei Menschen getötet. In Israel wurde nach Militärangaben ein Soldat getötet. Nach Medienberichten wurde der 21-Jährige auf einem Marineboot von Teilen einer israelischen Abwehrrakete getroffen.

Netanjahu: Israelische Angriffe „nicht das letzte Wort“

15.58 Uhr: Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat angesichts des Großangriffs der pro-iranischen Hisbollah weitere militärische Reaktionen angekündigt. Die israelischen Angriffe auf Ziele der Schiitenmiliz im Libanon am Sonntag seien „nicht das letzte Wort“ gewesen, sagte Netanjahu bei einer Kabinettssitzung. „Wir treffen die Hisbollah mit überraschenden, vernichtenden Schlägen.“

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigt weitere Angriffe an. (Archivbild)
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigt weitere Angriffe an. (Archivbild) © AP/dpa | Jose Luis Magana

Die israelische Armee habe tausende Kurzstreckenraketen der Hisbollah zerstört, „die alle dazu bestimmt waren, unsere Zivilisten und Streitkräfte“ zu treffen, führte Netanjahu aus. Zudem habe die israelische Armee „alle Drohnen“ abgefangen, welche die Hisbollah „auf ein strategisches Ziel in Zentralisrael“ gestartet habe. Um welches Ziel sich handelte, sagte Netanjahu nicht. Israelischen Medienberichten zufolge hatte die Hisbollah die Zentrale des Auslandsgeheimdienstes Mossad in Tel Aviv ins Visier genommen. 

Netanjahu versprach, „alles zu tun“, um sein Land zu schützen. Es gelte die „einfache Regel: Wer auch immer uns wehtut, dem tun wir weh“.

Israelische Delegation zu Gaza-Gesprächen in Kairo

15.52 Uhr: Stunden nach dem gegenseitigen Beschuss Israels und der Hisbollah-Miliz sollen die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg fortgesetzt werden. Eine israelische Delegation traf in Kairo ein, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen am Flughafen der ägyptischen Hauptstadt erfuhr. Die 13-köpfige Delegation bestehe unter anderem aus Vertretern der israelischen Regierung für Sicherheitsfragen. Die islamistische Hamas hat ebenfalls Vertreter nach Kairo geschickt, angeführt vom ranghohen Funktionär Chalil al-Haja. Die Hamas will wie zuvor nicht an den Gesprächen teilnehmen, sich aber über deren Verlauf informieren lassen. 

Die Gespräche stocken seit Monaten. Ziel ist wie bei der jüngsten Verhandlungsrunde in Katar, die Lücken in den Positionen von Hamas und Israel zu schließen und die Einigung auf eine Waffenruhe zu erreichen. Trotz der diplomatischen Bemühungen der vermittelnden Länder gibt es Zweifel, ob es am Sonntag in Kairo einen Durchbruch geben könnte. Weil die Hamas und Israel nicht direkt miteinander verhandeln, treten die USA, Katar und Ägypten als Vermittler auf. Für Katar reiste Emir Tamim bin Hamad Al Thani an. Für die USA nehmen CIA-Chef William Burns und der nationale Nahost-Koordinator Brett McGurk teil. Die Chefs der israelischen Auslands- und Inlandsgeheimdienste, David Barnea und Ronen Bar, waren bereits am Donnerstag nach Kairo gereist.

Huthi-Miliz gratuliert Hisbollah für Angriff auf Israel

13.17 Uhr: Die Huthi-Miliz im Jemen hat der verbündeten Hisbollah im Libanon zu deren Angriff auf Israel gratuliert. Die Hisbollah habe einen „großen und mutigen Angriff“ durchgeführt, teilte das Huthi-Politbüro dem Fernsehsender Al-Masirah zufolge mit. Es handle sich um eine „starke und wirksame Antwort“ gegen Israel. Auch ein Angriff aus dem Jemen werde unausweichlich kommen

Armee hebt Sonderanweisungen wegen Hisbollah-Angriffs wieder auf

13.14 Uhr: Die israelische Armee hat wegen des Hisbollah-Angriffs verhängte Sonderanweisungen für Zivilisten vom Großraum Tel Aviv bis in den Norden des Landes wieder aufgehoben. Nach einer Beratung der Militärspitze sei eine Rückkehr zur Routine in den meisten der Gebiete beschlossen worden, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Einschränkungen gebe es nur noch im Grenzgebiet zum Libanon und in bestimmten Ortschaften auf den von Israel besetzten Golanhöhen. Er rief die Bürger des Landes dazu auf, weiter wachsam zu bleiben. 

Hagari sagte, der Großteil des Hisbollah-Vergeltungsangriffs sei vereitelt worden. Die Armee habe in der Nacht Vorbereitungen der libanesischen Schiitenmiliz auf Angriffe auf den Norden und das Zentrum Israels identifiziert. Rund 100 Kampfjets der israelischen Luftwaffe hätten Tausende von Abschussvorrichtungen angegriffen, die vor allem auf den Norden Israels abgezielt hätten. 

„Wir haben auch Drohnen angegriffen, die auf das Zentrum Israels abzielten“, erklärte Hagari. Man habe auch eine „breitere Bedrohung“ entfernt, mit einem Fokus auf künftige Raketenangriffe auf den Norden Israels, sagte er, ohne weitere Details zu nennen. Dabei seien 40 Regionen im Süden des Libanons angegriffen worden. Auch eine „Terrorzelle“ sei beschossen worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Hisbollah-Chef Nasrallah wird Rede nach Angriff auf Israel halten

12.35 Uhr: Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah will nach den Angriffen zwischen der Miliz und Israels Armee erneut zu seinen Anhängern sprechen. Der Hisbollah-Generalsekretär werde am Sonntagabend um 18 Uhr (Ortszeit, 17 Uhr MESZ) eine Rede halten, die im Fernsehen übertragen werde, teilte die Miliz mit. 

Hisbollah-Chef Nasrallah hatte schon vor Wochen Vergeltung gegen Israel angekündigt (Archivbild).
Hisbollah-Chef Nasrallah hatte schon vor Wochen Vergeltung gegen Israel angekündigt (Archivbild). © AP/dpa | Mustafa Jamalddine

Die Hisbollah hat nach eigener Darstellung den ersten Teil ihres Vergeltungsangriffs für die Tötung eines ranghohen Militärkommandeurs abgeschlossen. Dabei wurden nach ihren Angaben mehr als 320 Raketen unter anderem auf israelische Militärstützpunkte abgefeuert. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee griff Ziele im Süden an und sprach von einem „Akt der Selbstverteidigung“. 

Auch interessant

Flughafenchef in Tel Aviv: Die meisten Flüge gehen planmäßig

11.55 Uhr: Ungeachtet der Raketenangriffe aus dem Libanon soll der Flugverkehr auf dem internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wieder weitgehend planmäßig verlaufen. Flughafenchef Udi Bar Os sagte vor Journalisten, von 360 internationalen Flügen mit mehr als 50.000 Passagieren sollten mehr als 85 Prozent stattfinden. Etwa die Hälfte davon seien Abflüge und die Hälfte Landungen.

Der Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv (Archivbild).
Der Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv (Archivbild). © ZUMA Wire/dpa | Nir Alon

Es könne allerdings zu Verzögerungen kommen, sagte der Flughafenchef. Etwa 50 Flüge seien wegen der Eskalation storniert worden. Er sprach von rund 20 internationalen Fluggesellschaften, die Israel weiter anfliegen, „und dies auch morgen und übermorgen“. Es sei ein „schwieriger Tag“, insgesamt sei die Lage jedoch unter Kontrolle. Einige Flüge seien auf den Ramon-Flughafen im Süden des Landes umgeleitet worden. Der Flugplan müsse angepasst werden. Bar Os riet den Passagieren, sich über die Flugzeiten zu informieren und mindestens drei Stunden vor dem Abflug am Flughafen zu sein. 

UN-Koordinatorin und Blauhelme rufen Israel und Hisbollah zur Eskalationsvermeidung auf

11.38 Uhr: Die UN-Sonderkoordinatorin im Libanon und die UN-Blauhelme haben Israel und die Hisbollah-Miliz dazu aufgefordert, ihre Angriffe einzustellen. Das Büro der Sonderkoordinatorin und die Interimstruppe der Vereinten Nationen im Libanon (Unifil) „rufen alle auf, das Feuer einzustellen und von weiteren eskalierenden Aktionen abzusehen“, hieß es am Sonntag in einer gemeinsamen Erklärung. Darin war von einer „beunruhigenden Entwicklung der Situation“ die Rede.

Israel veröffentlicht beängstigendes Video aus Raketen-Nacht

10.37 Uhr: Das israelische Außenministerium hat auf X ein Video veröffentlicht, dass den Raketenschutzschild in der Nacht bei der Arbeit zeigt. Zu sehen ist, wie mehrere Raketen in der Luft abgefangen und zerstört werden. „Danke, Gott, für den Iron Dome“, lautete der Kommentar zum Video. Das Ministerium veröffentlichte auch weitere Videos von den Angriffen aus der Nacht.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Zudem nannte es in einem weiteren Posting Zahlen zu den Raketen, die nach israelischen Angaben von der Hisbollah im Libanon seit dem 23. Oktober 2023 auf Israel abgefeuert wurden. Demnach seien es bislang mehr als 8000 Raketen gewesen, die 43 Menschen getötet und 271 Menschen verletzt hätten. Zudem seien mehr als 62.000 Menschen vor den Angriffen geflohen.

Dieses Foto, aufgenommen von einer Position in Nordisrael, zeigt eine Hisbollah-Drohne, die von israelischen Luftstreitkräften über Nordisrael abgefangen wurde.
Dieses Foto, aufgenommen von einer Position in Nordisrael, zeigt eine Hisbollah-Drohne, die von israelischen Luftstreitkräften über Nordisrael abgefangen wurde. © AFP | JALAA MAREY

Sitzung des Krisenstabs im Libanon geplant

10.12 Uhr: Nach den israelischen Angriffen im Libanon hat der geschäftsführende Ministerpräsident des Landes, Nadschib Mikati, eine Sitzung seines Krisenstabs einberufen. Diese sollte in seiner Residenz in der Hauptstadt Beirut stattfinden, wie die Staatsagentur NNA berichtete. Im Krisenstab sitzen unter anderem die Minister für Inneres, Gesundheit und Soziales. Zur Sitzung eingeladen seien aber „alle Minister, die ihren jeweiligen Umständen nach“ teilnehmen könnten.

Auf diesem Bild des israelischen Verteidigungsministeriums ist zu sehen, wie Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, (M) und der israelische Verteidigungsminister Joav Galant (2.v.r.) sich mit Militärs auf einem Militärstützpunkt in Tel Aviv, Israel, treffen.
Auf diesem Bild des israelischen Verteidigungsministeriums ist zu sehen, wie Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, (M) und der israelische Verteidigungsminister Joav Galant (2.v.r.) sich mit Militärs auf einem Militärstützpunkt in Tel Aviv, Israel, treffen. © DPA Images | -

Hisbollah: „Militäreinsatz für heute beendet“

8.46 Uhr: Die Hisbollah-Miliz im Libanon hat den ersten Teil ihres Vergeltungsangriffs für die Tötung eines ranghohen Militärkommandeurs nach eigenen Angaben vorerst beendet. „Unser Militäreinsatz für heute ist abgeschlossen“, teilte die vom Iran unterstützte Miliz mit. Alle Geschosse seien wie geplant auf israelische Ziele abgefeuert worden. 

Nach Angaben der schiitischen Miliz wurden mehr als 320 Raketen des Typs Katjuscha unter anderem auf israelische Militärstützpunkte abgefeuert. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Nach israelischen Medienberichten wurden 200 Raketen und rund 20 Drohnen vom Libanon aus auf Israel abgefeuert und zu einem großen Teil abgefangen. 

Die Hisbollah kündigte eine erneute Rede ihres Generalsekretärs Hassan Nasrallah an. Er werde dabei auch eingehen auf Israels Behauptung, eine Attacke der Hisbollah mit eigenen Angriffen im Libanon vereitelt zu haben. 

Netanjahu: Angriffspläne der Hisbollah vereitelt

8.23 Uhr: Israel hat nach Darstellung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Angriffsvorbereitungen der libanesischen Hisbollah-Miliz vorab identifiziert und mit seinen Angriffen im Libanon eine großangelegte Attacke vereitelt. In Absprache mit Verteidigungsminister Joav Galant und Militärchef Herzi Halevi habe er die Armee angewiesen, „die Bedrohung zu entfernen“. 

Die Armee habe Tausende Raketen zerstört, die auf den Norden Israels gerichtet gewesen seien sowie „viele andere Bedrohungen entfernt“. Das Militär sei mit großer Macht im Einsatz, sowohl in der Defensive als auch in der Offensive, erklärte Netanjahu. 

Netanjahu rief die Bürger Israels auf, den Anweisungen des Militärs Folge zu leisten. „Wir sind entschlossen, alles zu unternehmen, um unser Land zu verteidigen, die sichere Rückkehr der Einwohner des Nordens in ihre Häuser zu gewährleisten und weiter eine einfache Regel zu befolgen: Wer uns Schaden zufügt, dem werden wir Schaden zufügen.“

Militär: Rund 100 Kampfjets an Angriff im Libanon beteiligt

7.28 Uhr: An Israels Angriffen im Libanon waren nach Militärangaben rund 100 Kampfjets beteiligt. Es seien Tausende Abschussvorrichtungen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah angegriffen und zerstört worden, teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari in einem X-Post mit. Die meisten davon seien auf den Norden Israels gerichtet gewesen, ein Teil aber auch auf das Zentrum. Im Zentrum des Landes liegt unter anderem die israelische Küstenmetropole Tel Aviv. 

Weißes Haus: Biden verfolgt Eskalation in Nahost genau

7.08 Uhr: US-Präsident Joe Biden verfolgt die aktuelle Eskalation zwischen Israel und dem Libanon nach Angaben des Weißen Hauses genau. Er sei im Laufe des Samstagabends (Ortszeit) in Kontakt mit seinem Team für Nationale Sicherheit gewesen, sagte ein Sprecher. Ranghohe Vertreter der US-Regierung hielten auf Bidens Anordnung hin laufend Kontakt zu ihren israelischen Amtskollegen. „Wir werden Israels Recht zur Selbstverteidigung weiter unterstützen und wir werden uns weiter für Stabilität in der Region einsetzen“, erklärte Sean Savett, ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus. 

Hisbollah: Bisher 320 Raketen auf Israel abgefeuert

6.30 Uhr: Die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon hat zu Beginn ihres Vergeltungsangriffs für die Tötung eines ranghohen Militärkommandeurs nach eigenen Angaben Hunderte Raketen auf Israel abgefeuert. Die Miliz habe mehr als 320 Raketen des Typs Katjuscha unter anderem auf israelische Militärstützpunkte abgefeuert, teilte die Hisbollah mit. Sicherheitskreise sprachen zunächst von mehr als 100 Raketen, die die Hisbollah auf den Norden Israels gefeuert habe. 

Die Hisbollah teilte mit, die „erste Phase“ ihres Angriffs sei damit abgeschlossen. Bis zu dessen Ende werde „einige Zeit“ vergehen. Die Angaben der Miliz zur Zahl der aus Israel abgefeuerten Geschosse ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Der Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr war vor knapp einem Monat in der Hauptstadt Beirut bei einem israelischen Angriff getötet worden.

Unterdessen griff Israels Militär nach eigenen Angaben Dutzende Hisbollah-Stellungen im südlichen Libanon an. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, Israel habe mindestens 40 Ziele im Südlibanon angegriffen. Nach mehr als einer Stunde des Bombardements schien sich die Lage aber beruhigt zu haben, hieß es weiter.

Hisbollah verkündet Vergeltungsangriff auf Israel

5.41 Uhr: Die libanesische Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben mit ihrem angekündigten Vergeltungsangriff auf Israel begonnen. Er sei die Antwort auf die kürzliche Tötung des ranghohen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr in der Hauptstadt Beirut, teilte die mit dem Iran verbündete Schiiten-Miliz mit.

Israel ruft 48-stündigen Ausnahmezustand aus

5.20 Uhr: Das israelische Verteidigungsministerium hat den landesweiten Ausnahmezustand ausgerufen. Er gelte seit 6.00 Uhr Ortszeit (05.00 Uhr MESZ) für die kommenden 48 Stunden, sagte Verteidigungsminister Joav Galant.

Mehr von Israel-Korrespondentin Maria Sterkl

Ältere News und Hintergründe zum Nahost-Konflikt finden Sie hier.