Berlin/Gaza. Laut Hamas sollen durch israelische Raketen 93 Menschen getötet worden sein. Israel erklärt: Die Schule war eine Hamas-Kommandozentrale.
Trümmer und Leichen liegen im Innenhof der Al-Taba’een-Schule in Daraj Tuffah, einem Stadteil in Gaza-Stadt. Frauen und Kinder irren verstört umher. Die Aufnahmen des der Hamas nahestehenden Quds News Networks sollen die Folgen eines israelischen Raketenangriffs zeigen, bei dem nach palästinensischen Angaben am frühen Samstagmorgen 93 Menschen getötet worden sein sollen, darunter elf Kinder. Von den israelischen Streitkräften heißt es, die Opferzahlen seien übertrieben. Der Angriff habe einem Kommandozentrum der islamistischen Hamas gegolten. Überprüfen lassen sich die Angaben nicht.
In der Morgensendung des israelischen TV-Senders i24 erschien die Meldung aus dem Gazastreifen eher beiläufig. Am Samstagmorgen habe die israelische Luftwaffe einen hochrangigen Kommandeur und mehre Kämpfer der Hamas mithilfe eines Präzisionsangriffs „eliminiert“. Die getroffene Al-Taba’een-Schule in Daraj Tuffah sei von der Terrororganisation in eine Kommandozentrale umgewandelt worden, so der Nachrichtensprecher. Al-Taba‘een ist die dritte Schule im Gazastreifen, die von der israelischen Luftwaffe innerhalb von einer Woche bombardiert wurde.
Gaza: Schule wurde offenbar als Unterkunft für Vertriebene genutzt
Anas al Sharif, ein Reporter des palästinensischen Quds News Network, steht am Morgen im Innenhof des Schulgebäudes und berichtet, dass um ihn herum bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leichen und Leichenteile liegen würden. „Mir fehlen die Worte“, sagt der mit einer Splitterschutzweste geschützte Reporter vor der Kamera.
Hinter ihm sind Männer zu sehen, die in Decken gehüllte mutmaßliche Leichen und Leichenteile aus dem Gebäude tragen. Die Schule war nach Angaben der von der radikal-islamischen Hamas kontrollierten Behörden im Gazastreifen seit mehreren Monaten als Flüchtlingslager für Familien und ältere Menschen genutzt worden, die nach Aufforderung der israelischen Streitkräfte andere Gebiete des Gazastreifens verlassen mussten.
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Israel widerspricht: Schule war Kommandozentrale der Hamas
Die israelische Armee hingegen erklärt, eine benachbarte Moschee habe als Schutzraum für Zivilisten gedient. Die getroffene Schule sei von der Hamas als Kommando- und Kontrollzentrum genutzt worden, von dem aus Anschläge geplant worden seien. Etwa 20 Kämpfer der Hamas und des mit ihr verbündeten „Islamischen Dschihad“ sollen von dem Gelände aus operiert haben.
Um zu verhindern, dass bei dem Angriff Zivilisten verletzt werden, seien „zahlreiche Maßnahmen“ ergriffen worden – darunter der Einsatz präziser Munition, heißt es von der israelischen Armee. Tatsächlich zeigen die Aufnahmen verschiedener palästinensischer Kamerateams relativ wenig Zerstörung an dem zweistöckigen Gebäude, aber die Folgen des Einschlags tausender kleiner Splitter in den Wänden.
Hamas: Ob und wie viele Kämpfer starben, ist unklar
Alle, die sich in der Schule aufgehalten hätten, seien von den Splittern verletzt oder „in kleine Teile zerrissen“ worden, behauptet Anas al Sharif. „Eine Identifizierung vieler Opfer wird kaum möglich sein.“ Augenzeugen berichten, dass drei israelischen Raketen in den Innenhof der Schule eingeschlagen seien, als dort ein Imam bei Anbruch der Morgendämmerung mit dem gemeinsamen Fadsch-Gebet begann. Offenbar hatten sich hunderte Menschen dort versammelt oder noch geschlafen.
Da immer noch Kampfflugzeuge am Himmel kreisten, habe während der Rettungsarbeiten Panik vor dem Einschlag weiterer Raketen geherrscht. Diese trafen am Vormittag eine Moschee in dem weiter südlich gelegenen Flüchtlingslager Al Nuseirat. Dort gab es nach Angaben palästinensischer Journalisten drei Tote und mindestens 12 Verletzte.
Das jordanische und das ägyptische Außenministerium verurteilten den israelischen Angriff scharf. Ob die von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden in Gaza gemeldeten Opferzahlen zutreffen und wie viele der Toten Hamas-Kämpfer waren, ist unklar.
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