Düsseldorf. . In NRW leiden immer mehr über 60-Jährige an Suchtkrankheiten. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens schätzt, dass 80.000 Ältere alkoholkrank sind und 300.000 missbräuchlich Psychopharmaka einnehmen.
In NRW leiden immer mehr über 60-Jährige an Suchtkrankheiten. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) schätzt, dass 80.000 Ältere an Rhein und Ruhr alkoholkrank sind und 300.000 missbräuchlich Psychopharmaka einnehmen. „Durch altersbedingte Beeinträchtigungen, aber auch durch den Verlust von sozialen Kontakten bleibt oft unerkannt, wenn Ältere ein Suchtproblem haben“, sagt Steffens.
Wo liegen die Gründe für die zunehmende Suchtgefahr im Alter?
Ursachen der Sucht im Alter sind oft Vereinsamung, Sinnleere und das Auftreten von körperlichen Einschränkungen und Schmerzen. Auch das Ausscheiden aus dem Beruf, Todesfälle in Familie und Freundeskreis oder der Umzug ins Altenheim erhöhen die Suchtgefährdung. Sucht im Alter gilt in Ärztekreisen als „stille Epidemie“. Allein schon durch die insgesamt älter werdende Bevölkerung wird dieses Problem zunehmen.
Sind Frauen oder Männer anfälliger für die Sucht im Alter?
Die Medikamentensucht ist stärker bei Frauen verbreitet, dagegen haben mehr ältere Männer ein behandlungsbedürftiges Alkoholproblem.
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Die Hauptstelle für Suchtgefahren schätzt, dass bundesweit 400.000 Ältere alkoholkrank sind, drei Millionen haben ein „riskantes Alkoholverhalten“, rund 1,5 Millionen nehmen regelmäßig Schlaf- und Beruhigungsmittel und zwei Millionen Alte greifen regelmäßig zur Zigarette.
Was sind die zentralen Probleme?
Oft verschweigen die Betroffenen aus Scham und Angst vor Ausgrenzung das Suchtproblem. Die Folge: Ältere nehmen die Angebote des Suchthilfesystems nicht oder selten in Anspruch.
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„Sucht im Alter findet selbst in Fachkreisen immer noch zu wenig Aufmerksamkeit“, kritisiert Steffens. „Wir müssen das Wissen und Erkennen von Suchtgefahren und Suchterkrankungen im Alter erhöhen.“ Künftig sollen Alten- und Suchthilfe in NRW deshalb stärker zusammenarbeiten.
Warum werden die Probleme nicht rechtzeitig erkannt?
Steffens fürchtet, dass die Suchtgefährdung Älterer zu häufig bagatellisiert wird. Weil Suchtmittelmissbrauch und Abhängigkeit im Alter zudem häufig aufgrund zahlreicher altersbedingter Beeinträchtigungen nicht erkannt werden, setzt die Suchtbehandlung vielfach zu spät ein. Steffens: „Schnelle und zielgenaue Hilfen für Suchtgefährdete sind eine wesentliche Voraussetzung für den Erhalt der Lebensqualität bis ins hohe Alter.“
Sind Alkohol und Medikamente die einzigen Probleme?
Nein. Ältere greifen laut von Steffens auch häufiger zu illegalen Drogen. „Süchte und Suchterkrankungen gibt es in allen Lebensphasen“, sagte Steffens.
Der Verlust der sozialen Bezüge und die Isolation verschärfen das Problem aber bei Älteren. Meist findet die Sucht hinter verschlossenen Türen statt.
Wo muss angesetzt werden?
Sucht- und Altenhilfe tragen besondere Verantwortung. Ziel muss es sein, die Sensibilität für Suchterkrankungen im Alter zu erhöhen. Es gibt inzwischen Kliniken, die sich auf ältere Suchtkranke spezialisiert haben. Alkohol ist die wichtigste Ursache für Stürze.
Was raten Experten?
Dieter Geyer, einer der führenden deutschen Suchtexperten, warnt, dass schon die Einnahme von Beruhigungs- und Schmerzmitteln über sechs Wochen hinaus eine Suchtgefährdung mit sich bringt. Zur Vermeidung einer Alkoholabhängigkeit rät Geyer zu zwei bis drei alkoholfreien Tagen pro Woche.