Duisburg. .
Ein katholischer Pfarrer wurde tot in seiner Wohnung in Walsum aufgefunden. Offenbar hatte die Leiche schon monatelang dort gelegen. Erst, als sich im Hausflur tote Fliegen sammelten, wurde die Tür gewaltsam geöffnet.
„Es ist uns allen unverständlich, wie er gestorben ist.“ Pfarrer Walter Groß von St. Josef in Walsum ist entsetzt über das einsame Ende seines ehemaligen Amtsbruders. David Zalaß, der in der vergangenen Woche tot in seiner Wohnung an der Planetenstraße 41 in Walsum aufgefunden worden ist, ist bereits Monate vor seinem Auffinden gestorben. Das ergab die Obduktion der Leiche von David Zalaß. Die Leiche des katholischen Priesters war bereits mumifiziert. Zalaß wurde nur 53 Jahre alt.
Aus den Haltbarkeitsdaten der Lebensmittel in der Wohnung schließt die Polizei, dass er vermutlich schon im Januar gestorben ist. Ein Fremdverschulden ist wohl auszuschließen, heißt es bei der Polizei. Pfarrer Walter Groß teilte mit, die Gemeinde werde für ihren ehemaligen Seelsorger eine würdige Beisetzung ausrichten. Zalaß war nach fünfjähriger Tätigkeit in Werne an der Lippe an den Rhein gekommen und hatte knapp fünf Jahre in Walsum als Seelsorger gearbeitet. Das Bistum Essen hatte dann den Vertrag nicht verlängert, vermutlich um eine Festanstellung zu verhindern. Zalaß war allerdings eine Stelle in Warschau angeboten worden, die er aber nicht angetreten hatte. Stattdessen bat er darum, die alte Dienstwohnung an der Planetenstraße übernehmen zu dürfen. Aber er lehnte fortan jeden Kontakt mit Vertretern der Kirche ab. Pfarrer Groß: „Er hat immer gesagt, er habe keinen Gesprächsbedarf.“ Womit er seinen Lebensunterhalt bestritt, ist bislang ungeklärt.
Dass er von den Mitgliedern der Gemeinde geschätzt wurde, machen die Geschenke deutlich, die ihm bis zuletzt vor die Türe gestellt wurden. Die vollen Briefkästen haben wohl keinen stutzig werden lassen. Erst als sich die toten Fliegen im Treppenhaus häuften, wurde die Wohnung gewaltsam geöffnet.
Kein Abschiedsbrief bekannt
Wann Zalaß beerdigt wird und wo, ist offen. Darüber werden seine polnischen Angehörigen entscheiden, wenn der Leichnam freigegeben ist.
Sollte es sich beim Tod von Zalaß um Selbstmord handeln - von einem Abschiedsbrief ist nichts bekannt - würde er dennoch mit allen kirchlichen Sakramenten bestattet, berichtet Pfarrer Groß: „Dass wir Suizidale nicht kirchlich beerdigen, weil das ein Verstoß gegen Gottes Regeln ist, gehört der Vergangenheit an. Heute gilt der Suizid als Zeichen einer psychischen Erkrankung, die keinen freien Willen mehr zulässt.“
Die Nachbarschaft reagierte schockiert auf die Tragödie in ihrem unmittelbaren Umfeld. Niemand hatte etwas mitbekommen. In dem 24-Parteien-Haus hat man kaum Kontakt untereinander. Auch die Bauarbeiter, die seit Monaten vor der Tür des Eckhauses Kanäle verlegen, fielen aus allen Wolken, als sie vom Schicksal des 53-Jährigen erfuhren. Dabei pflegten die Männer einen engen Kontakt zu den Anwohnern, mit denen sie täglich plauschen.
Sehr zurückgezogen
Übereinstimmend teilten die Nachbarn am Donnerstag mit, dass David Zalaß seit 2005 sehr zurückgezogen in seiner Wohnung in der dritten Etage des Eckhauses gelebt habe. Er galt als „netter, aber alles andere als gesprächiger Mensch“, hieß es gestern.
Einige Nachbarn kannten ihn vom Kirchenchor und von Kolping. Siegfried Krawczyk (82), der seit einem Jahr im Erdgeschoss des Hauses Planetenstraße 41 lebt, erinnert sich: „Er hat auch mal einen Witz gemacht.“
Karl-Heinz und Elke Hohmann aus dem Nachbarhaus sagten: „Wir hatten Herrn Zalaß in diesem Jahr noch gar nicht gesehen. Als die Polizei vor wenigen Tagen kam, dachten wir zunächst an eine Zwangsräumung.“ Erst später erfuhren sie, dass der Geistliche tot in seiner Wohnung aufgefunden worden war.