Frankfurt/Main. In den vergangenen Jahren stand die Bekämpfung des “Komasaufens“ im Fokus der Arbeit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung. Doch nachdem Zahlen bekannt wurden, laut denen die Zahl von Alkohol- und Tablettensüchtigen über 60 Jahre steigt, kristallisiert sich ein neuer Schwerpunkt heraus.
Immer mehr ältere Menschen sind abhängig von Alkohol und Medikamenten. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), sagte der "Frankfurter Rundschau" (Mittwochausgabe), schätzungsweise 400.000 über 60-Jährige litten unter Alkoholsucht.
Untersuchungen zeigten zudem, dass jeder siebte Pflegebedürftige, der zu Hause oder in einem Heim betreut wird, ein Alkohol- oder Medikamentenproblem habe. Angesichts der immer älter werdenden Gesellschaft werde die Zahl der Betroffenen weiter zunehmen. Die FDP-Politikerin kündigte an, dass die Sucht Älterer ein Schwerpunkt der neuen nationalen Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik der Bundesregierung sein werde.
Mehr Alkoholvergiftungen bei Senioren
Dass es bei älteren Menschen wachsende Suchtprobleme gibt, zeigen nach einer Auswertung der Zeitung auch aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Geschehen in den Krankenhäusern. So wurden 2010 rund 12.350 über 60-Jährige wegen einer akuten Alkoholvergiftung in einer Klinik behandelt. 2009 waren es fast 400 weniger.
Bei den jugendlichen "Komasäufern" im Alter zwischen 10 und 20 Jahren war die Entwicklung dagegen genau umgedreht - wenn auch auf einem höheren Niveau. Hier sank die Zahl um 400 auf knapp 26.000. (dapd)