Im Gegensatz zu Jugendlichen fallen Ältere mit Suchtverhalten in der Öffentlichkeit kaum negativ auf. Nur der Hausarzt, Freunde und Familie können erste Hilfe geben.

Die „stille Katastrophe“ findet in den eigenen vier Wänden statt. Im Gegensatz zu Jugendlichen fallen Ältere mit Suchtverhalten in der Öffentlichkeit kaum negativ auf. Suchtprobleme, Vereinsamung und Sinnleere zeigen sich im privaten Umfeld. Die Grenzen zwischen notwendiger Einnahme von Medikamenten und dem Missbrauch von Psychopharmaka im Alter sind fließend. Gerade das Private macht die Frühentdeckung der Sucht aber schwierig. Nur der Hausarzt, Freunde und Familie können erste Hilfe geben.

Längst ist die Beruhigungspille für viele Ältere zum Freund geworden. Bei Ängsten und Schlaflosigkeit werden schnell Medikamente verschrieben, wo eine Analyse der Ursachen sinnvoller wäre. Dazu aber fehlt die Zeit. Dass rezeptfreie Schmerzmittel aus der TV-Werbung kaum mehr wegzudenken sind, wirft ein Schlaglicht auf die lukrativen Geschäfte mit den scheinbaren Problemlösern. Das Risiko der Abhängigkeit ist da kein Thema.

Es gibt einen schmalen Grat zwischen Gewohnheit und Abhängigkeit. Da wird mancher zum „armen Schlucker“, weil die Alarmlampen nicht aufleuchten. Nach dem Abschied aus dem Berufsleben fehlt die soziale Kontrolle im Betrieb – aber auch der Kontakt zu Kollegen, um der Einsamkeit zu entfliehen.

Suchtprävention darf sich nicht auf medizinische Kategorien reduzieren. Mindestens ebenso wichtig ist, dass sich Menschen aufgehoben fühlen. Der Ansatz, altengerechte Quartiere zu fördern, könnte mehr Suchterkrankungen verhindern als alle Programme gegen Alkohol- und Pillenmissbrauch.