Essen. Die Schulen in NRW öffnen nach dem Corona-Lockdown offiziell ab dem 4. Mai. Einige Schüler starten schon früher. Der Fahrplan im Detail.
Das Landeskabinett kommt am Donnerstag zusammen, um die Voraussetzungen für die nächsten Schritte in der Corona-Krise zu schaffen. Im Fokus steht die Frage, wann und wie in Nordrhein-Westfalen die Schulen wieder öffnen. Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) informiert den Schulausschuss des Landtags NRW über Details der geplanten Regelungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder hatten sich am Mittwoch in einer Videokonferenz darüber geeinigt, nach fast vier Wochen erste Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus zu lockern - das private und öffentliche Leben bleibt dennoch stark eingeschränkt.
Schulstart in NRW: Opposition hat erhebliche Zweifel
An Abschlussprüfungen halten die Politiker weiter fest: "Mit der Öffnung der Schulen und der Vorbereitungszeit auf die Prüfungen erzielen wir ein Stück Normalität für Schüler und die Gesellschaft. Wir gehen den Weg der Prüfungen mit allen anderen 15 Ländern. Das verschafft den Schülern eine enorme Sicherheit für die Anerkennung der Abschlüsse in anderen Ländern", sagt NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch.
Das Durchschnittsabitur ohne Prüfung gebe hingegen keine Sicherheit für die Anerkennung und verschaffe einen nicht mehr zu korrigierenden Nachteil für jede Laufbahn. Zu den Abiturprüfungen sagte Schul-Staatssekretär Mathias Richter (FDP): "Andere Länder wie Sachsen, Brandenburg, Berlin und Bremen gehen von 0 auf 100 in die Prüfungen. Bei uns gibt es eine Woche Vorlaufzeit."
Streit um Hygieneschutz an den Schulen
Die Opposition hat erhebliche Zweifel daran, dass es gelingen kann, die Schulen in NRW unter voller Berücksichtigung der Hygieneanforderungen zu öffnen. Die Vorlaufzeit sei viel zu kurz, vielerorts fehlten nach wie vor Desinfektionsmittel. Schul-Staatssekretär Mathias Richter (FDP) versicherte, dass die Schulen praktisch ab sofort über Hygiene- und Infektionsschutz und "alles Relevante" zur Wiederöffnung der Schulen informiert würden. Die Schutz-Vorgaben fußten auf Erkenntnissen von Hygieneexperten aus der Wissenschaft.
Das Land verfüge auch über einen Lieferanten, der Lücken bei der Versorgung mit Desinfektionsmitteln schließen könne. Der Vorlauf für die Schulöffnungen sei ausreichend, weil ab noch eine heute Woche Zeit bleibe.
Im besonders von der Coronakrise betroffenen Landkreis Heinsberg soll es "individuelle Lösungen" für Schüler geben. Die Lehrenden sollen dort den Wünschen der Schüler besonders "entgegenkommen" und sie mit einem "individuellen Klausur- und Prüfungsplan" versorgen. Im Kreis Heinsberg wurden die Schulen schon drei Wochen vor den anderen Schulen im Land geschlossen. Kosequenz: Eine ordentliche Prüfungsvorbereitung war hier noch schwieriger als anderswo, in vielen Fällen müssen zum Beispiel noch mehrere Vorabiklausuren nachgeholt werden. Diese Vorabiklausuren sollen im Kreis noch bis zum 25. Mai geschrieben werden können. Die eigentlichen Abiturprüfungen könnten dann im Zeitraum zwischen dem 26. Mai und dem 9. Juni liegen. Denkbar sei im Kreis Heinsberg aber auch "im Ausnahmefall" eine Zulassung zur Abiprüfung zum Haupttermin ab dem 12. Mai, so die Landesregierung.
Schulstart in NRW - was wir bisher wissen:
Weiterführende Schulen: Ab dem kommenden Donnerstag werden die Schulen in NRW wieder schrittweise geöffnet, allerdings zunächst nur in den weiterführenden Schulen und nur für Schüler, die in Kürze geprüft werden, also zum Beispiel Zehntklässler und Abiturienten. Die weiterführenden Schulen erhalten ab kommenden Montag (20. April) drei Tage "Vorlaufzeit", um den Betrieb vorzubereiten.
Grundschulen: Die Grundschulen in NRW öffnen erst ab dem 4. Mai, und auch zunächst nur für die 4. Klassen, damit die älteren Grundschulkinder sich auf den Übergang auf die weiterführenden Schulen vorbereiten können.
Förderschulen in NRW bleiben geschlossen
Förderschulen: Die Förderschulen in NRW bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Ausgenommen sind Klassen, die jetzt vor Abschlussprüfungen stehen.
Berufskollegs: Auch die Berufskollegs in NRW öffnen ab Donnerstag ihre Türen für Klassen, die Abschlussprüfungen haben. Auch diese Schüler bekommen jetzt die Gelegenheit zur Prüfungsvorbereitung in den Schulen. Das betrifft das berufliche Abitur und die Fachklassen des Dualen Systems, die vor Berufsabschlussprüfungen oder vor dem Fachhochschulabschluss stehen.
Lehrpersonal: Unterrichten sollen in NRW jetzt nur Lehrer, die nicht zu einer Risikogruppe gehören, so die Landesregierung. Heißt: Ältere und Pädagogen mit Vorerkrankungen werden nicht in die Schulen geschickt.
Prüfungen für Schüler in NRW
Infektionsschutz: Die NRW-Regierung versichert, dass der Schulbetrieb "allen hygienischen und Infektionsschutzbedingungen genügen werde".
Prüfungen: Die sonst übliche zentrale ZP 10-Prüfung für Zehntklässler wird es in diesem Jahr nicht in der gewohnten Form geben. Die zentrale Prüfung wird durch eine Klassenarbeit ersetzt, die sich "auf das tatsächlich Gelernte" bezieht, erklärte Gebauer. Die Abiturprüfungen beginnen, wie geplant, ab dem 12. Mai. Die Abiturienten können schon ab Donnerstag, 23. April, zur gezielten Vorbereitung auf ihre Prüfungsfächer in die Schulen. Die Vorbereitung ist aber auch von zu Hause möglich. Im Notfall (wenn sich die Krise verschlimmert) soll auch ein Abitur 2020 ohne Prüfung möglich sein. Das betreffe 148.000 Schüler der Jahrgangsstufen 10, 12 und 13, die dann freiwillig kommen können, von insgesamt 2,5 Millionen Schülern in NRW, sagte Gebauer.
Versetzung: Für alle, für die jetzt keine Abschlussprüfungen anstehen, wird es in diesem Schuljahr kein Sitzenbleiben geben, denn ein Vollbetrieb ist bis zu den Sommerferien absehbar unmöglich, so die Landesregierung. Die Wiederholung eines Schuljahrs auf freiwilliger Basis ist möglich.
Betreuung der Schüler in NRW
Betreuung durch Schulpsychologen: Die insgesamt 364 Schulpsychologen in NRW sollen die Schulen in Krisensituationen besonders unterstützen. Persönliche Erfahrungen von Schülern und Lehrern könnten vielerorts schulische Krisen auslösen, warnte Ministerin Yvonne Gebauer. "Schüler und Lehrer bringen ihre Sorgen und Ängste mit in den Unterricht. Einige müssen den Tod von Lehrern und Angehörigen verkraften, mussten Erfahrungen machen mit Isolation, familiären Konflikten und Gewalt", so Gebauer. Die Schulen bekämen nun "konkrete Hinweise aus dem Notfallordner", um auf solche Situationen reagieren zu können.
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