Berlin. .

Angela Merkel hat gerade noch rechtzeitig den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zur Chefsache gemacht. Doch über den symbolischen Akt hinaus bleibt die Kanzlerin in ihren Aussagen äußerst vage. Dabei wäre es an der Zeit, Klarheit zu schaffen, bevor noch mehr tote Soldaten zu betrauern sind.

Man wüsste gern, wer sie beraten hat - und warum? Sehr spät, aber vielleicht noch rechtzeitig hat Bundeskanzlerin Angela Merkel das getan, was überfällig war: Sie hat den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zur Chefsache gemacht.

Keine 24 Stunden, nachdem die Regierungschefin in Niedersachsen den drei getöteten Fallschirmjägern von Kundus die letzte Ehre erwiesen hatte, besuchte sie am Wochenende die Schaltzentrale aller Aktivitäten der Truppe am Hindukusch.

Die Botschaft, die von ihrer Visite im Einsatzführungskommando in Potsdam ausgehen sollte, klingt unmissverständlich, bleibt allerdings in der Substanz vage.

Bekannter Dreiklang

Merkel bewegt sich im bekannten Dreiklang: 1) Der Afghanistan-Einsatz ist notwendig, um Deutschland vor Terroranschlägen zu schützen. 2) Die Soldaten bleiben keinen Tag länger als nötig dort. 3) Einen Abzug Hals über Kopf wird es mit ihr nicht geben.

All das kannte man schon von ihr. Sie sagt es in jeder Regierungserklärung und in jedem Interview. Aber was bedeutet das: nicht länger als nötig? Was, bitteschön, ist „nötig“ in einem Land, dessen Nordregion zumindest im Bereich Kundus eine blutige Kriegsregion geworden ist. Und zwar bei jahrelanger Anwesenheit der Bundeswehr.

Bei ihrer Trauerrede in Selsingen hat Angela Merkel, gewollt oder ungewollt, eine Tür aufgemacht. Wer „menschliche Zweifel“ hegt, ob der Afghanistan-Einsatz „tatsächlich unabweisbar“ ist, der habe ihr Verständnis. Das waren ihre Worte.

Es ist nun an der Politik und den sie tragenden Wählerinnen und Wählern wirklich gewissenhaft und abwägend zu prüfen, wie es mit den politischen Zweifeln an dieser Unternehmung steht. Und wann es geboten ist, diese verhängnisvoll in der Vergeblichkeitsfalle steckende Mission wegen Unverhältnismäßig- und Erfolglosigkeit zu beenden. Bevor die nächsten toten Soldaten in Deutschland zu betrauern sind.