Bielefeld. Eine Reduzierung der Praxisgebühr fordert der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Ulrich Thamer, laut einem Medienbericht. Das Einziehen der Gebühr habe sich zum Verwaltungsmoloch für Ärzte entwickelt und trage kaum zur Finanzierung des Gesundheitssystems bei.

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Ulrich Thamer, fordert eine Reduzierung der Praxisgebühr. Die Gebühr habe ihre Ziele verfehlt, sagte Thamer dem Bielefelder «Westfalen-Blatt». Die Gebühr von zehn Euro, die Patienten pro Quartal für Arztbesuche derzeit zahlen müssten, habe keine Steuerungsfunktion gezeigt, um Menschen von medizinisch nicht unbedingt notwendigen Arztbesuchen abzuhalten, sagte Thamer der Zeitung. Zudem trage die Praxisgebühr, die den Krankenkassen zugute kommt, kaum zur Finanzierung des Gesundheitssystems bei.

Die geplanten zusätzlichen Einnahmen von jährlich 2,6 Milliarden Euro seien verfehlt worden, sagte Thamer. Außerdem habe sich das Einziehen der Gebühr zu einem Verwaltungsmoloch für die Ärzte entwickelt. Auch das aufwendige Mahnverfahren, das gegen säumige Zahler von der Kassenärztlichen Vereinigung eingeleitet werden müsse, stehe in keinem Verhältnis zum Erfolg.

Forderung: Drei Arztbesuche gebührenfrei

Thamer gehört einer Arbeitsgruppe des Instituts für Gesundheits-System-Forschung in Kiel an, die neue Vorschläge zur Weiterentwicklung des Gesundheitssystems unterbreitet hat. Gefordert wird die Ablösung der bisherigen Praxisgebühr durch eine Gebühr von zehn Euro erst ab dem vierten Praxisbesuch, heißt es in dem Zeitungsbericht. Drei Arztbesuche im Quartal sind demnach gebührenfrei. Die Vorschläge der Arbeitsgruppe sollen auch beim Deutschen Ärztetag, der vom 19. bis 22. Mai in Mainz stattfindet, diskutiert werden.

Eine Verschärfung der Gebühr, die bei jedem Arztbesuch fünf bis zehn Euro betragen soll, hält Thamer für falsch. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Leonard Hansen, hatte dies gefordert, um die Hemmschwelle, ärztliche Leistungen in Anspruch zu nehmen, zu erhöhen. Auch beim Besuch des ärztlichen Notdienstes könne die bisherige Praxisgebühr entfallen, sagte Thamer. (ddp)