Berlin. Mit Lafontaine und der Linkspartei geht es bergab, ist SPD-Chef Franz Müntefering überzeugt. Das Indiz: Die Linken-Spitzenpolitikerin Sylvia-Yvonne Kaufmann, die jetzt zu den Sozialdemokraten übergelaufen ist. Müntefering will den Linken weitere Mitglieder abspenstig machen.
SPD-Chef Franz Müntefering prophezeit der Linkspartei einen politischen Abstieg. «Lafontaine und seine Sache haben den Höhepunkt überschritten», sagte Müntefering der «Berliner Zeitung» (Sonnabendausgabe). Er bezog sich damit auf den Wechsel der früheren PDS-Spitzenpolitikerin Sylvia-Yvonne Kaufmann von den Linken zu den Sozialdemokraten. Die 54-Jährige war der SPD am Donnerstag beigetreten.
Der SPD-Parteivorsitzende warb indirekt um weitere Überläufer und unterschied dabei zwischen Linkspartei-Mitgliedern aus West- und Ostdeutschland. «Ich nehme doch nicht freiwillig diese WASG-Leute. Das sind Parteienfrikassierer. Die Vernünftigen kommen zu uns», sagte Müntefering.
Der Linke-Europapolitiker André Brie warf nach dem Parteiaustritt seiner Kollegin Kaufmann der Parteispitze Versäumnisse vor. Im Radiosender MDR Info sagte er am Freitag, er nehme mit Empörung zur Kenntnis, dass die gesamte Parteiführung seit langer Zeit einen Kulturverfall laufen lasse. Sie habe sich sehr stark auf Wahlerfolge konzentriert, und «in sträflicher Weise die inhaltliche Klärung und kulturelle Auseinandersetzung vernachlässigt.» Über einen Parteiaustritt habe Brie aber nicht nachgedacht. (ddp)
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