Washington. Die US-Regierung stationiert Rakentenabwehrsysteme und Radaranlagen auf Hawaii. Verteidigungsminister Robert Bates ist besorgt, dass eine nordkoreanische Rakete die Inselgruppe im Pazifik treffen könne. Ein Schiff der Nordkoreaner steht derzeit unter strenger Beobachtung der US-Armee.
Die US-Regierung rüstet den Bundesstaat Hawaii gegen einen Raketenangriff aus Nordkorea auf. Es gebe «einige Besorgnis», dass eine nordkoreanische Rakete die Inselgruppe im Pazifik treffen könne, sagte Verteidigungsminister Robert Gates am Donnerstag (Ortszeit) in Washington. Die US-Marine verfolgte derweil ein unter nordkoreanischer Flagge fahrendes Schiff, auf dem verdächtige Rüstungsgüter vermutet wurden. Er habe die Stationierung von THAAD-Raketenabwehrsystemen und Radaranlagen in Hawaii angeordnet, sagte Gates. Die Radaranlagen könnten Abwehrmaßnahmen unterstützen. «Ich würde sagen, wir sind in einer guten Position, sollte der Schutz amerikanischen Territoriums nötig werden», fügte Gates hinzu.
Nordkorea hatte im Mai zum zweiten Mal einen Atomwaffentest vorgenommen. Regelmäßig unternimmt das Land darüber hinaus Raketentests. Diese Raketen können nach Washingtons Einschätzung nicht das US-Kernland, möglicherweise aber Hawaii und Alaska treffen. Das Abwehrsystem THAAD (Theater High Altitude Area Defense) schießt herannahende Raketen im Flug ab.
Verhandlungen zu Großprojekt vertagt
Eine Verhandlungsrunde zwischen Süd- und Nordkorea über das einzige noch funktionierende gemeinsame Großprojekt wurde am Freitag ergebnislos auf den 2. Juli vertagt. Eine Delegation von 14 Vertretern Südkoreas unter Leitung von Vereinigungsminister Kim Young Tak begab sich laut der Nachrichtenagentur Yonhap zum Kaesong-Industriepark nördlich der Grenze.
Die nordkoreanische Regierung verlangt, dass die Löhne für die 40. 000 Arbeiter in Kaesong von 75 auf 300 Dollar (54 bis 215 Euro) im Monat angehoben werden. Zudem soll die Pacht für das Gelände von 16 auf 500 Millionen Dollar für einen 50-Jahres-Vertrag erhöht werden. Falls keine Einigung erzielt werde und Kaesong geschlossen werden müsse, verlören 40.000 Nordkoreaner ihre Arbeit, warnte der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak bei einem Besuch in Washington. Ungeklärt ist bislang auch die Zukunft eines südkoreanischen Beschäftigten des Komplexes, der von Nordkorea seit dem 30. März festgehalten wird, weil er Kritik an der nordkoreanischen Politik geübt haben soll. In Kaesong sind 106 südkoreanische Firmen angesiedelt. Der Komplex war 2004 als Zeichen der Aussöhnung eröffnet worden.
Schiff unter Beobachtung
Das nordkoreanisches Schiff «Kang Nam» steht derzeit unter genauer Beobachtung der US-Armee. Möglicherweise habe die «Kang Nam» Materialien für das nordkoreanische Atomprogramm an Bord, sagte ein Pentagon-Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden wollte. Gemäß der Resolution 1874 des UN-Sicherheitsrats ist eine Durchsuchung verdächtiger nordkoreanischer Schiffe durch die US-Armee und ihre Verbündeten möglich. Pjöngjang sähe darin allerdings eine «Kriegshandlung».
Bei einer Weigerung der Besatzung, das Schiff durchsuchen zu lassen, könnte es nach den Worten von US-Generalstabschef Michael Mullen zum nächsten Hafen eskortiert werden. Die Behörden des dortigen Landes würden dann aufgefordert, das Schiff zu inspizieren. Nordkoreas Verbündeter China hatte die Resolution des UN-Sicherheitsrats mit verabschiedet.
Die US-Regierung plant, die ursprünglichen Gespräche in der Sechs-Nationen-Gruppe unter Beteiligung Chinas, Russlands, Japans und der beiden koreanischen Staaten möglicherweise ohne Nordkorea fortzuführen, um den Druck auf die stalinistische Führung in Pjöngjang zu erhöhen. (afp)