Seoul. Nach dem überraschenden Besuch von Ex-US-Präsident Bill Clinton hat Nordkorea die beiden seit Monaten inhaftierten US-Journalistinnen freigelassen. Clinton flog mit den beiden Frauen zurück in die USA. Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il hatte sie nach dem Clinton-Besuch begnadigt.
Nordkorea hat die beiden im März festgenommenen amerikanischen Journalistinnen freigelassen. Der frühere US-Präsident Bill Clinton verließ Pjöngjang am Mittwoch gemeinsam mit den beiden Frauen. Sein Sprecher teilte mit, das Flugzeug sei auf dem Weg nach Los Angeles, wo Laura Ling und Euna Lee ihre Familien wiedersehen sollten.
Überraschender Besuch
Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il hatte die Journalistinnen nach einem Gespräch mit Clinton begnadigt. Sie waren im Grenzgebiet zu China festgenommen und im Juni zu zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt worden, unter anderem wegen illegaler Einreise. Ling und Lee waren für Current TV im Einsatz, ein Fernsehangebot, das vom ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore mitgegründet wurde. Clinton war am Dienstag als erster hochrangiger US-Politiker seit neun Jahren mit Kim zusammengetroffen.
Die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete, der Expräsident habe sich im Namen der Frauen entschuldigt und eine mündliche Botschaft von US-Präsident Barack Obama übermittelt. Bei dem Gespräch habe es einen «weitreichenden Meinungsaustausch» gegeben.
Das Weiße Haus widersprach der Darstellung, Clinton habe eine Botschaft Obamas überbracht und sich entschuldigt. Aus Regierungskreisen verlautete, der Expräsident habe bei seinem überraschenden Besuch in Nordkorea nur die Freilassung der beiden Frauen erwirken wollen und keinerlei Mandat für andere Themen gehabt. Clinton habe sich auf Bitten der Familien und des früheren Vizepräsidenten Al Gore eingeschaltet.
Angehörige überglücklich
Die beiden Journalistinnen wirkten auf Bildern der der Fernsehnachrichtenagentur APTN bei guter Gesundheit, als sie die Chartermaschine Clintons betraten. Ihre Familien äußerten sich überglücklich über die Freilassung der 32 und 36 Jahre alten Frauen.
Clinton ist in Nordkorea in guter Erinnerung, da das Verhältnis zu den USA in seiner Regierungszeit vergleichsweise entspannt war. Der letzte ranghohe Gast aus Washington, der mit Kim Jong Il zusammentraf, war im Jahr 2000 die damalige Außenministerin Madeleine Albright. 2001 begann mit dem Amtsantritt von George W. Bush im Weißen Haus die bis jetzt andauernde Eiszeit.
Nach dem Amtsantritt von Obama hat Nordkorea verstärkt sein Interesse an direkten Verhandlungen mit den USA bekundet. Das Verhältnis wurde aber durch die jüngsten Atom- und Raketentests belastet. Die USA und Nordkorea unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. (ap)